Kochen mit KI: Ich habe 5 Tage nach ChefGPT gekocht und frage mich, für wen das gedacht sein soll

KI ist in aller Munde - und ganz besonders in meinem: ChefGPT hat mir Rezepte zum Kochen gegeben. Doch nach 5 Tagen testen weiß ich immer noch nicht, für wen das geeignet sein soll.

Jeder kennt das Problem: Der Einkaufstag steht vor der Tür und man muss sich Essen für die kommende Woche ausdenken. Schon wieder Spaghetti? Oder Fischstäbchen? Vielleicht mal Pfannkuchen? Aber süß zum Abendessen ist auch irgendwie nix.

Auftritt: Künstliche Intelligenz. Was, wenn einem die KI einfach einen Essensplan gibt, nachdem man kochen kann? Natürlich schön fein granuliert nach vegetarisch, vegan, mit und ohne Gluten, angepasst ans eigene Skill-Level und die Zeit, die man hat. Hervorragend! Zumindest in der Theorie.

Hinweis vorweg: Ich koche nahezu täglich, bezeichne mich selbst als Hobbykoch und bin entsprechend versiert. ChefGPT ist für Küchenkriegerinnen und -krieger aller Fähigkeitsklassen geeignet; ich für meinen Teil habe stets die höchste Skillstufe genommen.

Was ist ChefGPT?

Der schlaue Fuchs hat bereits festgestellt: Das klingt ja wie ChatGPT! ChefGPT ist ein Overlay auf Basis der beliebten künstlichen Intelligenz, angepasst an Parameter von Essen und Kochen. Kurz gesagt: Man kann die KI von ChatGPT hauptsächlich nach Rezepten fragen.

ChefGPT gibt es in zwei Varianten:

  • Free Tier
  • ChefGPT Pro für 3 Dollar im Monat (7 Tage Testzeitraum)

Mit der Bezahlversion kann man sehr viel mehr machen. Nein, wirklich, sämtliche Features stecken hinter einer Paywall, auch wenn das Free Tier zunächst ganz vielversprechend aussieht.

Wenn ihr wissen wollt, wie künstliche Intelligenzen funktionieren und wie man sie nutzt, dann bitte hier entlang:

ChefGPT free: Die Speisekammer gibt das Essen vor

Wer keinen Cent zahlen möchte, hat ganze fünf mal Zugriff auf den PantryChef - im Monat. Ja, man kann ChefGPT mit einem Account nicht unendlich nutzen, wenn man nicht zahlt. Doch was ist der PantryChef?

Ganz einfach: In das Eingabefeld tragt ihr ein, welche Zutaten ihr zu Hause habt und die KI generiert euch auf Basis dessen Rezepte. Das geht nur auf Englisch, doch alles ist erlaubt. In meinem Fall sah das so aus:

In Schritt zwei gebt ihr an, welche Zubereitungsmöglichkeiten ihr habt, damit ChefGPT diese in Betracht ziehen kann. 

Als Nächstes fragt euch das Tool, wie viel Zeit ihr aufbringen wollt, um das Gericht zuzubereiten. In Punkt 4 geht’s um eurem Skill-Level und schließlich verratet ihr der KI, ob nur zusammenpassende Zutaten verwendet werden sollen, oder alles (wobei da ChefGPT selbst vorwarnt). Klingt alles recht vielversprechend, oder?

Das Ergebnis enttäuscht.

Das Gute vorweg: Es kommt ein verwertbares Rezept dabei raus.

Ich bekomme eine Gemüsesoße auf Tomatenbasis, die ich zu Reis oder Nudeln servieren soll. Passt. Nicht der Weisheit letzter Schluss, aber essbar.

Daraufhin habe ich mit den unterschiedlichen Parametern herumgespielt, mal mehr, mal weniger Zeit zur Vorbereitung veranschlagt, oder den Skill-Level verändert. Da müssen doch diverse Rezepte bei rauskommen!

Nein. ChefGPT schlägt mir immer Rezepte vor, in denen ich alles anbrate, in Soße ersaufe und es wahlweise zu Nudeln oder Reise serviere. Manchmal darf ich sogar mit Käse überbacken. 

Okay, gut, ich habe zur Zutatenliste Mehl, Eier, Milch und Wasser hinzugefügt, vielleicht lässt mich die KI ja zumindest Nudeln selbst machen oder eine Quiche kredenzen.

Nope.

Bei allen guten Küchengeistern! Punkt für dich, ChefGPT, aber was ist, wenn ich dich alle Zutaten verwenden lasse? Bekomme ich dann mehr als bloß Eintopf? Seht selbst:

Reis-Nudeln al forno? For real? Na gut, nochmal.

Hier soll ich rohe Eier mit gekochtem Reis und Gurke vermischen - und anschließend Curry-Schlonz draufklatschen. Klingt, als käme es aus der japanischen Küche der dunkelsten Zeitlinie. Übrigens: Mit der japanischen Küche kenne ich mich ganz gut aus. Aber dazu später mehr.

ChefGPT, eine Chance gebe ich dir noch! Ich habe die Zubereitungszeit auf 120 Minuten erhöht und jetzt geht die Logik flöten:

Schon wieder Eintopf - den ich mit Nudeln UND Reis servieren soll. Anscheinend wiegt ChefGPT die zusätzliche Zeit einfach mit mehr Beilagen und Kohlenhydraten auf.

Ich geb’s auf. Mehr als Eintöpfe mit allem, was man im Kühlschrank hat, bekomme ich hier nicht raus. Vielleicht will man die Leute so zur Bezahlvariante drängen. Ich beiße an.

3 Dollar im Monat für die gesamte Welt des Kochens

Disclaimer: Die Zwischenüberschrift ist meine Wunschvorstellung, doch eins nach dem anderen.

Sobald man die Kreditkartendaten eingegeben hat, öffnen sich Tür und Tor nicht nur zu unendlich vielen PantryChef-Eintöpfen, nein, sondern gleich zu sechs zusätzlichen Features:

  • MasterChef: Ich sage ChefGPT, was ich kochen oder backen möchte, und er liefert mir das Rezept.
  • MacrosChef: Ich verrate ChefGPT, wie viele Kohlenhydrate, Fette und Proteine ich zu mir nehmen will und die KI spuckt mir ein passendes Rezept aus.
  • MealPlanChef: Ich stelle einige Parameter ein und ChefGPT erstellt mir einen Essensplan für bis zu 5 Tage.
  • PairPerfect: Ich habe ein Gericht gekocht und möchte wissen, welche Art von Bier oder Wein dazu passt (andere Getränke existieren nicht).
  • Favorites: Ich trage ein, welche Rezepte mir am besten taugen.
  • Shopping List: Ich übertrage alle nötigen Zutaten mit wenigen Klicks auf einen Einkaufszettel.

Wirklich interessant von diesen sechs Features sind lediglich MasterChef und MealPlanChef. PairPerfect ist durch die starken Limitierungen nicht mehr als eine Spielerei, und die anderen beiden Punkte sind bestenfalls Komfortfunktionen.

Und MacrosChef? Dem traue ich nicht, denn anscheinend ist im imperialen Einheitensystem ein Gramm mehr Gramm als im metrischen:

MasterChef: Alle Rezepte auf einmal (wenn du ihren Namen kennst)

Im MasterChef dürft ihr die KI ganz einfach nach bestimmten Rezepten fragen und mit Zeit und Skill-Level feingranulieren - und das funktioniert ausgesprochen gut!

Ich habe zum Beispiel nach einem light main course with chicken also einem leichten Hauptgericht mit Hühnchen auf Master Chef gefragt und dann mit den Kochzeiten herumgespielt. Heraus kam das:

  • 5 Minuten = Salat mit bereits gekauften, gegartem Hühnchen
  • 15 Minuten = Salat mit Hühnchen, das noch gekocht werden muss
  • 45 Minuten = Hühnchen mit Zitrone und Kräutern
  • 120 Minuten = Hühnchen mit Knoblauch, Zitrone und Kräutern sowie Spargel 

Sieht verträglich aus, oder? Interessant: Beilagen hat ChefGPT nicht vorgeschlagen, die müssen extra eingerechnet werden. Ich habe ausnahmsweise nichts auszusetzen.

Was passiert allerdings, wenn man den Skill-Level von MasterChef auf ich esse nur Dosenfutter setzt? Das:

  • 5 Minuten = Hühnchensalat zusammengeschmissen, allerdings mit mehr Zutaten (okay?)
  • 15 Minuten = Hühnchen mit Zitrone und Kräutern in einfacheren Schritten, aber kein Salat
  • 45 Minuten = Hühnchen mit Zitrone und Kräutern, noch einfacher beschrieben
  • 120 Minuten = Dasselbe wie mit Master Chef - nur ohne Spargel

Was sagt der Skill-Level denn jetzt aus? Eigentlich nichts, denn die Schwierigkeit der Rezepte war mehr oder minder dieselbe. Enttäuschend.

Das System von ChefGPT folgt allerdings auch hier einem Muster: Brate X und serviere Gemüse dazu. Kann die KI aber auch unterschiedliche Küchen aus aller Welt? Ich frag sie mal und gucke, welche Rezepte sie ausspuckt:

  • Italienische Lasagne: Einwandfrei
  • Griechisches Moussaka: Sofort umsetzbar
  • Französische Bouillabaisse (Fischsuppe): ChefGPT gibt mir sogar den Hinweis, geschlossene Muscheln aus dem Topf zu holen - super!
  • American Cheesecake: Say no more! Ich könnte sofort losbacken.

Beeindruckend, doch jetzt stelle ich die KI auf die Probe: Was ist, wenn ich wirklich speziell werde? Japanische Küche, ich komme!

  • Chicken Teriyaki: Kein Problem
  • Oyakodon (Reisschale mit Huhn und Ei): Packt die KI ohne Murren
  • Okonomiyaki (Herzhafter Pfannkuchen): Itadakimasu!
  • Taco Rice (eine Spezialität, die es nur auf Okinawa gibt): Selbst hier bekomme ich ein Rezept!

Tolle Wurst! ChefGPT hat mir jedes Rezept für jedes Gericht erstellt, nach dem ich gefragt habe. Die waren alle korrekt und sofort umsetzbar. Mir stellt sich allerdings die Frage:

Warum soll ich ChefGPT ein Rezept bauen lassen, wenn ich danach auch einfach in Google suchen und das erstbeste Ergebnis nachkochen kann?

MealPlanChef: 5 Tage kochen mit der KI

Nun gut, ChefGPT, ich begebe mich für 5 Tage in deine Fänge und koche, was du mir vorschlägst. Du hast so viel Vielfalt gezeigt, das wirst du auch ganz sicher hier umsetzen, stimmt’s?

Im MealPlanChef habe ich mein Alter und mein Gewicht eingetragen und folgende Parameter eingestellt:

Bei den Diätvorgaben kann ich übrigens nur angeben, ob ich Vegetarier, Veganer, Pescetarier (kein Fleisch, aber Fisch), laktose- oder glutenintolerant bin. Weitere Sonderkonditionen gibt es nicht, was ich sehr schade finde. Gerade hier könnte ChefGPT wirklich glänzen.

Ärgerlich: Es werden mir nur Rezeptnamen und die Nährstoffe angezeigt. Die Rezepte muss ich mir über den MasterChef selbst besorgen.

Ich habe mit dem Essensplan fünf Abendessen für mich und meine Frau gekocht:

  • Putenburger mit Süßkartoffel-Pommes
  • Quinoa-Salat mit Thunfisch
  • Marinierte Hühnerbrust mit Brokkoli und Reis
  • Shrimps mit Spargel und Süßkartoffeln
  • Lachs auf Ofengemüse

Tag 1 Putenburger mit Süßkartoffel-Pommes

Tag 2 Quinoa-Salat mit Thunfisch

Tag 3 Marinierte Hühnerbrust mit Brokkoli und Reis

Tag 4 Shrimps mit Spargel und Süßkartoffeln

Tag 5 Lachs auf Ofengemüse

Die Gerichte waren lecker, aber blind sollte man ihnen nicht vertrauen. Die KI hat zeitintensive Schritte nicht zuerst genannt. Beispielsweise hätte mich das Rezept für den Burger erst die Pattys braten, danach die Pommes zubereiten und 25 Minuten in den Ofen schieben lassen.

Anhand der fünf Rezepte wird der gesamte Pferdefuß von ChefGPT sichtbar: Von sich aus schlägt die KI nie mehr vor als brate X und serviere es mit Gemüse. Schlimmer noch: Bestimmte Zutaten werden ausgeklammert. Käse? Nicht in meiner Küche. Eier? Was sind Eier? Nudeln? Die Intelligenz kennt nur Süßkartoffeln und Reis.

Nicht nur Zutaten vergisst die KI, sondern auch ganze Zubereitungsarten. Es gibt keine Suppen, Nudelgerichte oder Aufläufe. Keinen Kartoffelstampf oder Quiche. Neben Braten, Grillen und Backen gibt es nichts. Schmoren oder dämpfen? Fehlanzeige.

Ein weiteres Problem sind die Finanzen. Lachs und Shrimps sind verdammt teuer, doch darauf nimmt ChefGPT keine Rücksicht. Ich habe ein Gericht sogar ausgetauscht, sonst hätte ich zweimal Lachs und einmal Meeresfrüchte gegessen, was ich mir ohnehin nie mehrmals die Woche leisten würde (falls überhaupt).

Um ChefGPT noch eine Chance zu geben, habe ich mit den Parametern herumgespielt, mein Aktivitätslevel auf hoch gesetzt und angegeben, dass ich Muskeln aufbauen möchte - ohne Erfolg. Alle Rezepte waren mehr oder minder dieselben. Keine Finesse, keine Küchen, obwohl die KI bewiesen hat, dass sie sie kennt.

Für wen ist ChefGPT denn nun gemacht? Ich weiß es nicht. Im momentanen Zustand für niemanden.

Fazit der Redaktion

Maxe Schwind

Ich stehe drauf, Neues auszuprobieren, ganz besonders in der Küche. Entsprechend vorfreudig war ich bei ChefGPT, weil ich die Möglichkeit gesehen habe, neue Rezepte zu lernen oder mir sagen zu lassen, was ich kochen kann, ohne jede Woche dasselbe zu essen.

Am Ende der Testphase und nach schreiben dieses Artikels frage ich mich jedoch: Für wen ich ChefGPT denn nun gedacht?

Die Free-Version ist zu limitiert und mit lediglich fünf Rezepten pro Monat quasi nicht nutzbar. Bezahlt man seine drei Dollar pro Monat, bekommt man Zugriff auf viele Dinge, bei denen aber nicht klar ist, wer sie braucht.

Rezepte erfragen ist super und die KI zuverlässig, aber wieso sollte ich ChefGPT fragen, wenn ich auch das erstbeste Rezept einer Google-Suche nehmen kann? Den Wochenplaner fand ich besonders enttäuschend. Da hat die Intelligenz bewiesen, dass sie viele Rezepte erstellen kann und bleibt dann doch bloß in seiner eigenen Pfütze sitzen.

Schlimmer noch: Wieso nutzt die KI so wenige Zutaten? Beim Marinierten Hähnchen hat sie Sojasoße und Honig schon kombiniert, aber wieso nutzt sie für alles Olivenöl, anstatt hier Sesamöl zu nehmen, das zum japanischen Einschlag des Gerichts passt?

Momentan bietet ChefGPT keinen Mehrwert. Sollte die KI dazu lernen, mehr Zutaten und Küchen berücksichtigen und mehr Vorgaben einstellbar machen (wenig Zucker, wenige Purine etc.), wäre ich bereit, es nochmal zu versuchen. So kaufe ich mir für die 3 Dollar lieber eine 6er-Packung Bio-Eier.

Kochen mit KI ist ein fehlgeschlagenes Experiment; zu limitiert sind die Einstellungen. An anderen Stellen hilft ChatGPT im Alltag. Würdet ihr euch von einer Künstlichen Intelligenz unter die Arme greifen lassen? Nutzt ihr sie vielleicht sogar schon? Glaubt ihr, dass sie uns in der Küche künftig behilflich sein könnte? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit.

zu den Kommentaren (5)

Kommentare(4)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.