Modern Warfare 2: Nur 70 MB auf der Blu-ray? So können physische Spiele nicht überleben!

Meinung: Es gibt für mich kaum noch Gründe, ein Spiel physisch im Laden zu erwerben, statt zur digitalen Fassung zu greifen. Hersteller müssten mir mehr bieten!

Call of Duty Modern Warfare 2 dürfte in den kommenden Tagen auf Millionen Konsolen und PCs landen. Über 100 GB beansprucht der Shooter-Gigant auf der heimischen SSD von Xbox und PlayStation. Kein Problem, immerhin müssen sich Käufer der Disc-Version keine Sorgen um eine niedrige Download-Bandbreite machen, richtig?...Richtig?

Falsch! Wie der Twitter-Kanal Does it play? herausgefunden hat, befinden sich auf der PS5-Disc von Modern Warfare 2 sage und schreibe 70 MB an Daten. Siebzig Megabyte.

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Auf einer UHD-Blu-ray der PlayStation 5 lassen sich 100 GB unterbringen. Selbst als absolute Nulpe in Mathe muss ich nicht lange nachrechnen, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass weniger als ein Prozent des Datenträgers von Modern Warfare 2 überhaupt genutzt wird. Nicht nur mir dürfte angesichts dieser Erkenntnis das Wort Verschwendung durch den Kopf schießen.

Auch sonst erwartet mich als Käufer der physischen Standard-Fassung von Modern Warfare 2 keine willkommene Überraschung, wenn ich die Hülle öffne. Nur ein Discount-Coupon in Höhe von 10 Prozent für den hauseigenen Merchandise-Shop ist beigelegt. Von anderen Goodies fehlt jede Spur. Man hätte den freien Platz auf der Scheibe doch wenigstens mit virtuellen Extras füllen können.

Der Shooter ist aber in bester Gesellschaft. In den letzten Jahren habe ich beim Spielekauf immer häufiger gemerkt, dass ich als Kunde fast schon zum Digitalkauf getrieben werde. Jammerschade, denn für mich gibt es nach wie vor kaum ein schöneres Gefühl, als eine hochwertige Spieleverpackung in den Händen zu halten!

Sören Diedrich
Sören Diedrich

Wer jemals die Hellbook-Edition vom ersten Darksiders oder die Special-Edition von The Elder Scrolls 4: Oblivion in den Händen gehalten hat, weiß, wie sehr eine liebevoll gestaltete physische Verpackung mit coolen Beilagen das gesamte Spielerlebnis bereichern kann. Immer häufiger fehlen Sören aber gute Gründe dafür, weshalb er Platz im Regal schaffen soll, statt einfach auf die digitale Kaufen-Schaltfläche zu drücken. Schade, aber die Zahlen sprechen gegen Oldschool-Zocker wie ihn.

Wo sind die Anreize, liebe Hersteller?

Auch beim redaktionellen Brainstorming zu diesem Thema hat es nicht lange gedauert, bis das zentrale Problem des physischen Spielekaufs ausgesprochen wurde: Warum physisch, gibt doch eh keine Anreize?! Und das beschreibt das Dilemma in der Tat außerordentlich gut.

Wer von euch hat noch keine Spielehülle geöffnet, um bloß einen Download-Code herauszufischen? Manche Titel verzichten gar auf die Alibi-Scheibe und nutzen die Hülle nur noch als Transportbehälter, damit der Steam-Key auch ja heil bei uns daheim ankommt. Es könnte ja regnen...

Dabei gibt es sie noch, die Positivbeispiele, die uns zeigen, dass sich ein Retail-Kauf lohnt. Cyberpunk 2077 belohnte Erstkäufer der physischen Variante beispielsweise mit einer ganzen Reihe an tollen Extras, die ich auch heute noch ab und zu aus dem Regal hervorkrame:

  • Ein interessantes Welt-Kompendium
  • Verschiedene stylische Postkarten aus Night City
  • Eine detaillierte Weltkarte

Auch Elden Ring hat mich im Februar positiv überrascht! Obwohl ich zur Standard-Variante gegriffen habe (die Special-Editions waren ja nach fünf Minuten ausverkauft), wurde mein Griff zur physischen Silberscheibe unter anderem mit einem Poster, Stickern und wunderschönen Artworks honoriert.

Spiele, die mir den physischen Kauf mit tollen Extras versüßen, haben direkt einen besonderen Platz in meinem Herzen. Spiele, die mir den physischen Kauf mit tollen Extras versüßen, haben direkt einen besonderen Platz in meinem Herzen.

Ich kann die Publisher verstehen

Man bekommt fast schon den Eindruck, dass Hersteller gar nicht wollen, dass wir Spiele noch physisch im Laden erwerben. Das Geschäft mit digitalen Downloads läuft besser denn je, das Kräfteverhältnis verschiebt sich. Aus dem einstigen Retail-Goliath ist ein ungeliebter Hirtenjunge David geworden, der von den Publishern nur noch so lange mitgetragen wird, wie er wenigstens noch ansatzweise lukrativ ist.

Und das kann ich voll und ganz verstehen, denn die Zahlen sprechen für sich. Activision Blizzard hat bereits vor einiger Zeit hierzulande die Standorte aufgelöst, die für den Vertrieb der physischen Datenträger zuständig waren. Der Grund: der Anteil digitaler Güter am Gesamtumsatz beträgt bereits fast 90 Prozent.

Auch EA scheint derzeit ähnliche Planungen zu haben und könnte den Vertrieb physischer Spiele an eine externe Firma auslagern. Kein Wunder, bei mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar, die der Publisher im Jahr 2021 allein mit FIFA Ultimate Team erwirtschaftet haben soll - rein digital, versteht sich.

Sony bietet die PlayStation 5 sowohl mit Laufwerk als auch in einer günstigeren Variante ohne an. Offizielle Zahlen fehlen zwar, doch die Digital Edition ist meiner Erfahrung nach noch schneller vergriffen als ihre Laufwerks-Schwester. Und wie viele physische Spiele wurden wohl bereits weniger verkauft, weil man Titel XYZ bequem auf Knopfdruck im Xbox Game Pass herunterladen kann?

Viel Komfort, wenig Greifbares: Digitale Spiele können in mir nicht die gleiche Faszination wie hochwertige Retail-Exemplare auslösen. Viel Komfort, wenig Greifbares: Digitale Spiele können in mir nicht die gleiche Faszination wie hochwertige Retail-Exemplare auslösen.

Physische Spiele dürfen nicht verschwinden!

Dem digitalen Komfort entgegen stehen Verpackungen, Datenträger, Logistik - alles Kostenpunkte, bei denen es mich nicht überraschen würde, wenn sie sich für die Hersteller immer weniger rechnen. Schade, denn dadurch schrumpft auch der in meinen Augen immens wichtige Gebrauchtmarkt.

Die kürzliche Abschaltung des Nintendo eShops für die WiiU und den 3DS hat mir einen der größten Vorteile physischer Spielefassungen in Erinnerung gerufen. Ihr kennt das Argument auch vom PC, meist zu finden in Diskussionen rund um die Vor- und Nachteile von Steam oder dem Epic Games Store:

Ein Spiel älteren Jahrgangs, das in meinem Regal steht, kann ich nicht plötzlich verlieren, wenn ein Anbieter offline geschaltet wird. Die Ausnahme stellen Multiplayer-Titel oder Spiele dar, die einem Always-On-Zwang unterliegen. Ich kann sie herausholen, installieren und drauflos daddeln, auch wenn mein Internetanbieter mal wieder gefühlt endlose Wartungsarbeiten durchführt.

Ein Spiel an Freunde ausleihen? Die gut erhaltene Retail-Fassung nach zehn Jahren dank Sammlerwert für gutes Geld weiterverkaufen? Dinge, die bei digitalen Versionen nicht oder nur über (nicht immer legale) Umwege möglich sind.

Viel Staub, aber auch viel Liebe: Besondere Spiele schaue ich mir immer wieder gerne in meinem Regal an. Viel Staub, aber auch viel Liebe: Besondere Spiele schaue ich mir immer wieder gerne in meinem Regal an.

Auch der soziale Aspekt ist mir immens wichtig. Ich habe oben von dem Laden gesprochen. In meinem Fall heißt dessen Besitzer Armin, der immer für Fachsimpelei oder einen lockeren Plausch zu haben ist und sich seit über 20 Jahren tapfer gegen die großen Elektronikketten zur Wehr setzt. Das funktioniert aber nur mit physischen Spielen, die sich ins Regal stellen lassen.

Was es dazu braucht? Spiele, die in mir die Lust wecken, sich die Box ins Regal stellen (und alle paar Wochen abstauben) zu wollen. Die meine Leidenschaft mit ein paar netten Extras belohnen und mich in meiner Entscheidung bestätigen, nicht den komfortablen Weg in den digitalen Shop beschritten zu haben. Spiele, die mir beim Öffnen der Hülle nicht die Zunge rausstrecken - so wie Modern Warfare 2.

Und was denkt ihr?

Jetzt habe ich euch meine Gedanken zu dem Thema in aller Ausführlichkeit mitgeteilt. Aber mir ist immens wichtig, was ihr darüber denkt! Denn wie so oft dürften auch hier die Meinungen auseinandergehen. Der eine - wie meine Wenigkeit - hält eine Lobrede auf physische Spiele, während andere auf digitale Shops mit ihrer Zugänglichkeit und den regelmäßigen Sales schwören.

Zu welcher Gruppe gehört ihr? Könnt ihr meine Argumente gut nachvollziehen oder habt ihr eine ganz andere Sichtweise? So oder so: Ich würde mich tierisch freuen, wenn ihr an der nun folgenden Umfrage teilnehmt und mir in den Kommentaren weiter unten ein paar Zeilen dalasst!

Ihr habt ein Spiel bei Steam gekauft und wollt nun euer Geld zurück? Beim physischen Kauf eines Spiels könnt ihr euch beim Händler vor Ort beschweren, doch Gabe Newell dürfte nur schwer für derlei Belange zu erreichen sein. Macht nichts, wir haben dennoch die Lösung für euch parat:

Steam: Spiele zurückgeben - so bekommt ihr euer Geld wieder!

Genug gelesen, jetzt wird in die Tasten gehauen! Schreibt mir eure Gedanken zu dem Thema in die Kommentare und lasst uns Erfahrungen austauschen. Physische Spiele, besser geht's nicht! oder Digitale Shops, mehr Komfort gibt's nirgends!? Ich bin schon sehr gespannt, was die GameStar-Community denkt!

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