Dolby Atmos in unförmigen Räumlichkeiten, und das auch noch in günstig? Wie soll das denn funktionieren?
Dolby präsentierte auf dem IFA-Stand des TV-Herstellers TLC eine interessante, wenn auch noch nicht finalisierte Antwort auf diese Frage in Form eines kabellosen Systems. Es kombiniert den Ton eines Fernsehers mit einem Set Spezial-Lautsprecher.
Diese Lautsprecher können in beliebiger Anzahl frei im Raum platziert werden, stimmen sich mithilfe einer kaum zehn Sekunden dauernden Kalibrierung-Routine aufeinander ab und erzeugen dann vollen 3D-Raumklang inklusive Überkopf-Effekte. Allerdings nur in virtualisierter Form, also durch Vortäuschung echter 3D-Tiefe.
Als jemand, der ein teures, akribisch abgestimmtes 5.1.4-System im Wohnzimmer nutzt, war ich skeptisch in Bezug auf den virtualisierten 3D-Klang. Es steht außer Frage, dass ein System mit dedizierten, rundum aufgestellten Lautsprechern effektiver arbeitet als eines, das den Raumklang lediglich durch Frequenzverschiebungen und Phasenanpassung errechnet.
Umso gespannter war ich, wie die auf Dolby Atmos FlexConnect basierende Lösung in der Praxis klingen würde.
Zwei Lautsprecher für Sound wie im Kino
Was die Entwickler mit nur zwei kleinen Spezial-Lautsprechern vorführten, war trotzdem beachtlich. Selbst als die Boxen kreuz und quer über den Raum verteilt standen, garantierte die Kalibrierung einen voluminösen, stets auf den Bildschirm fokussierten Klang.
Es hieß, dass es durchaus vorteilhaft sein kann, beide Lautsprecher hinter der Sitzposition aufzustellen, damit der Surround-Effekt von hinten noch deutlicher wird. Nötig war das aber nicht. Lediglich größere Höhenunterschiede sollte man beim Aufstellen der Boxen meiden, weil sie als abweichende Entfernung fehlinterpretiert werden. Die Kalibrierung kann nicht zwischen Höhe und horizontaler Entfernung unterscheiden.
Wobei: Beliebige Anzahl stimmt nicht ganz. Mindestens zwei Lautsprecher müssen es sein, während bis zu acht von den Entwicklern ausprobiert, aber als unnötig eingestuft wurden. Vier treffen den Sweet Spot zwischen Preis und Effektivität.
Das Prinzip ähnelt dem von Sonys HT-A9-Lautsprecherset, das ebenfalls frei platziert werden kann. Dolbys FlexConnect-Lösung funktioniert jedoch selbst in langgezogenen und ungewöhnlich abgewinkelten Räumen, oder in Wohnzimmern, bei denen der Fernseher in einer Ecke steht.
Klingt buchstäblich nach Zukunftsmusik - und das ist es noch immer, denn das vollendete Produkt wird aktuellen Plänen zufolge erst auf der CES 2024 vorgestellt. Darum darf ich auch den Preis für das günstigste geplante Lautsprecherset nicht erwähnen, obwohl sich einer der Dolby-Entwickler in der Vorführung verplappert hatte.
So viel sei gesagt: Der Preis klang für mich so attraktiv, dass ich als schwierig erachte, Ausreden zu finden. Wer auf Kino-Sound steht, findet in Zukunft eine Lösung, die zu jedem Geldbeutel passt.
Die Frage ist nur, welcher Fernseher dabei zum Einsatz kommt. Ein auf das System ausgerichtetes Gerät samt Mikrofon ist sowohl als Center-Lautsprecher als auch als Kalibrierungshilfe zwingend notwendig.
Dass dies die Wahl eures nächsten TV-Geräts beeinflusst, ist unwahrscheinlich.
Vielmehr dürfte Dolbys FlexConnect-Technik in Zukunft ein Feature werden, das man gerne mitnimmt, sofern es eingebaut wurde. TLC ist die erste TV-Marke, die es lizenziert.
Sonys A95L QD-OLED-TV: Doppelte Leuchtkraft, besserer Sound, neue Menüs
Während Dolbys neueste Errungenschaft den Geldbeutel schonen kann, vermochte Sony dieses Versprechen nicht einzulösen. Im Frühjahr hieß es noch von offizieller Seite, der Preis des brandneuen, A95L genannten QD-OLED-Fernsehers würde als positive Überraschung für Aufmerksamkeit sorgen.
In den USA fiel der Preis tatsächlich etwas geringer aus als gedacht, doch wie nun bekannt wurde, kostet die 65-Zoll-Variante in Deutschland satte 4.000 Euro, während selbst die 55-Zoll-Variante rund 3.200 Euro aus euren Taschen leiert. Spürt ihr auch den Phantomschmerz im Portemonnaie?
Vom Anschaffungspreis mal abgesehen (der innerhalb des kommenden Jahres wie üblich schrittweise um etwa 1.000 Euro fallen dürfte), begeisterte das neue Modell jedoch durchweg durch hohe Qualität.
Auf dem Papier geht es nur um iterative Verbesserungen. Aber wenn man davor steht, kann man kaum die Augen von seinem berauschend leuchtstarken und farbkräftigen Bildschirm lassen. Sony stellte das gefeierte Vorjahresmodell direkt daneben und leierte den anwesenden Pressevertretern trotzdem die Kinnlade aus.
Hintergrund: Der A95L verfügt über dasselbe verbesserte Quantum-Dot-Panel wie Samsungs S95B, nutzt es dank einer effektiveren Kühlung jedoch besser, sodass die Leuchtkraft auf kleinen Flächen um bis zu 100 Prozent steigt.
Der schönste Fernseher der Messe
Anstelle der rund 1.000 Nits, die das Vorgängermodell auf die Skala brachte, erzielt das 2023er-Gegenstück satte 2.000 Nits auf 1 Prozent der Darstellungsfläche, was dem Wert durchschnittlicher Mini-LED-Fernseher entspricht.
Auf einer 10 Prozent Fläche sind es immerhin noch 1.400 Nits, ähnlich wie bei LGs G3. Eine für OLEDs unerhörte Leuchtkraft, die in Verbindung mit dem für OLEDs typischen absoluten Schwarz für fantastische Kontraste sorgt.
Dazu kommen eine Menge Feinjustierungen:
- Ein neuer Standfuß im klassischen Design, der das Aufstellen einer Soundbar vereinfacht.
- Neue Menüs, die dank abgeschlossener Themenfelder aufgeräumter wirken
- Effektivere Sound-Nachberechnung für die Bildschirm-Membran, die man noch immer als Center-Box verkabeln kann.
- Ein verbesserter Post-Processing-Chip, dessen Rauschreduzierung von der Bildquelle abhängt, damit Blu-rays, die sowieso schon scharf sind, nicht matschig gerechnet werden.
- Die mitgelieferte Kamera kann nun Klang und Bild je nach eurer Sitzposition anpassen und verringert sogar die Helligkeit zwecks Stromsparen, wenn ihr nicht vor dem Fernseher sitzt.
Auch Gamer können sich freuen. Der aktuelle Mediatek-Chipsatz beschert Gamern auf zwei der insgesamt vier HDMI-Anschlüsse 4K bei 120 Hz, beziehungsweise optional Dolby Vision Gaming für die Xbox und den PC.
Dazu kommt ein schlichtes, aber übersichtliches Menü für den Spiele-Modus, in welchem der Einsatz von variabler Bildrate (VRR) angezeigt, ein Fadenkreuz zugeschaltet und diverse Bildmodi aktiviert werden können.
All diese Neuerungen machen den A95L gerade in seiner neuen 77 Zoll-Variante zu einem Anwärter auf den besten Fernseher des Jahres. Der einzige Wermutstropfen besteht im Verbleib der zwei HDMI 2.1-Anschlüsse, von denen einer den eARC-Kanal für Soundbars und externe Sound-Lösungen beherbergt. Die anderen beiden entsprechen dem 2.0-Standard, unterstützen also maximal 4K bei 60Hz.
Übrigens: Immerhin einen preislichen Vorteil hinterlässt der Sony A95L doch noch. Mit seiner letztwöchigen Veröffentlichung fiel der Preis für den noch immer sehr guten Vorgänger A95K um durchschnittlich 500 Euro.
Alanas persönliches IFA-Highlight ist das Fairphone 5. Euren TV-Sound könnt ihr auf drei einfache Wege ganz einfach aufbrezeln. Darüber hinaus sagt die IFA-Veranstalterin, dass die Messe für Gamer interessanter werden soll.
Die IFA 2023 ist vorbei, viel Technik und allerhand Neuerungen wurden gezeigt. Wart ihr in Berlin auf der Messe und seid staunend durch die Messehallen gelaufen? Wenn ja, was war euer Highlight? Welches Gerät würdet ihr euch am liebsten sofort ins Wohnzimmer stellen? Was erwartet ihr nächstes Jahr zum hundertjährigen Bestehen der Messe? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit.
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