Urknall ade: Theorie erklärt die Entstehung des Universums auf neue Weise

Der Urknall gilt als Fundament moderner Kosmologie, doch bleibt er eine Theorie. Nun stellt ein Professor aus Amerika eine alternative Methode vor, die allerlei Probleme der modernen Physik lösen könnte.

Nicht ein Big Bang, sondern eine unbekannte Anzahl von Ereignissen, die selbst gestern, heute oder morgen stattfinden können – und auch quasi überall: Der Urknall ist nicht ein, sondern eine unendliche Menge an Ereignissen.
(Bildquelle: Adobe Firefly, generative KI) Nicht ein Big Bang, sondern eine unbekannte Anzahl von Ereignissen, die selbst gestern, heute oder morgen stattfinden können – und auch quasi überall: Der Urknall ist nicht ein, sondern eine unendliche Menge an Ereignissen. (Bildquelle: Adobe Firefly, generative KI)

Alles entsprang aus einem, vom Nichts umschlossenen, schier unendlich dichten Punkt: der Urknall. Vor 13,82 Milliarden Jahren soll in ihm das Universum mit seiner bis heute nicht endenden Ausbreitung begonnen haben. Doch was wäre, wenn es ihn nie gegeben hat?

Ein amerikanischer Physiker und Astronom zweifelt die vermeintlich in Stein gemeißelte Gewissheit an. Seine Theorie zeichnet ein alternatives Bild des Universums: ein unablässiges, quasi unsichtbares Feuerwerk, das eine vernarbt-wellige Raumzeit hinterlässt.


Eine Entdeckung könnte derweil ein Indiz dafür liefern, dass unser gesamtes Universum im Inneren eines Schwarzen Loch liegt – spannend allemal.

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Existenz von allem dank Feuerwerk

Professor Dr. Richard Lieu legt in einem Paper dar, wie sich das Universum gewissermaßen fortwährend selbst erschafft. Anstatt einer unfassbar heißen, dichten (also energiereichen) Ballung von subatomaren Teilchen, also dem Urknall, macht er eine große Zahl kleinerer Ereignisse verantwortlich.
Sie entstehen willkürlich wie ein kosmologisches Feuerwerk und führen zur Ausdehnung des Universums. Der Forscher nennt das Phänomen: Kurzweilige Singularitäten in der Raumzeit, die sich Dichte/Druck Anomalien zeigen.

Unter Singularitäten versteht die Wissenschaft Ereignisse, bei denen alltägliche Gesetzmäßigkeiten ihre Aussagekraft verlieren oder wo beliebige Eigenschaften unendlich werden, kurzum: physikalische Ausnahmezustände, die sich einer exakten Beschreibung entziehen.

Lieus Singularitäten verteilen all die Energie und Materie, aus der alles besteht, was wir kennen. Ferner drücken sie das Universum quasi weiter auseinander. Die Struktur der Raumzeit, in der alle Materie ruht, sich bewegt und verändert, bleibt nicht glatt, sondern uneben zurück.

Versuchen wir einmal, diese Singularitäten stark vereinfacht zu verbildlichen: Stellt euch vor, wir haben einen großen Teich vor uns. Er stellt das Universum dar. Nun werfen wir kreuz und quer (magisch zusammenhaltende) Bälle aus purem Wasser ins Gewässer. Was sehen wir? Von den Einschlagstellen, wo die Wasserbälle beim Eindringen platzen, breiten sich kreisförmig Wellen aus. Sie kollidieren, vermengen sich und branden schließlich am Ufer des Teichs an – mit jedem Wasserball erhöht sich zugleich das Gesamtvolumen.

Die Einschläge symbolisieren die Singularitäten, die Wellen sind die dehnenden, verzerrenden Folgen in der Raumzeit und parallel zu diesem Chaos breitet sich der Teich aus – das Universum wächst.

Wir können uns den Urknall oder alternative Schöpfungsformen nur künstlerisch vorstellen – werden wir die Wahrheit hinter dem Anfang aller Dinge jemals sicher kennen? Zweifelhaft.
(Bildquelle: Pixabay, Striewa) Wir können uns den Urknall oder alternative Schöpfungsformen nur künstlerisch vorstellen – werden wir die Wahrheit hinter dem Anfang aller Dinge jemals sicher kennen? Zweifelhaft. (Bildquelle: Pixabay, Striewa)

Ferner kommt es nie zur Ruhe oder glättet sich: Die punktuellen Anomalien bleiben wie Narben im Universum, stellen Mittelpunkte winzigster Störungen und Unregelmäßigkeiten dar. Zudem verharren an Orten, wo sich Wellen einst trafen, Berge. So entsteht aus Zufall geborenes Chaos, das die grundlegende Struktur vorgibt.

Dunkle Energie und Materie gefunden?

Das Konzept des Physikers würde auch erklären, weshalb wir die ominöse dunkle Energie oder dunkle Materie bisher noch nicht direkt nachweisen können. Die Folgewirkungen der Singularitäten sind es, die wir als dunkle Materie oder dunkle Energie interpretieren. Aber mit unserer aktuellen Technik können wir weder die Singularitäten als Ursache, noch die sich dadurch verändernde Struktur des Universums erkennen.

Dunkle Materie und Dunkle Energie machen nach den Standardmodellen der Kosmologie einen Großteil der Masse des Universums aus:

  • Dunkle Energie: 68,3 Prozent
  • Dunkle Materie: 26,8 Prozent

Auf alles Sichtbare entfällt nur 4,9 Prozent der Masse. In Berechnungen widergespiegelt wird dies in den Formeln der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein. Alle Versuche, der dunklen Materie oder der dunklen Energie durch Beobachtung oder Messung habhaft zu werden, scheiterten bisher. Bestenfalls gelangen Annäherungen in experimentellen Extremfällen, die aber auch nicht die mathematisch errechneten Werte ergaben (via Welt der Physik). Kurzum: Wir wissen, es gibt dort draußen etwas, was wir (noch) nicht exakt definieren können.

Beiden müssen aber als unverzichtbar gelten, um das Universum innerhalb gängiger Theoriegebäude zu erklären. Zum Beispiel, da …

  • sich das Universum zu schnell ausbreitet. Eigentlich müsste die beobachtbare Materie diesen Trend durch Gravitation stärker abbremsen.
  • beobachtete Galaxien zu leicht sind.
  • Gebiete, in denen kaum oder nichts zu erkennen ist, üben aber eine gravimetrische Wirkung auf ihre Umgebung aus.
  • Galaxien teils viel zu hohe Drehgeschwindigkeiten aufweisen.

Uns bleibt nur übrig, das Verhalten von sichtbarer Materie oder Licht zu beobachten, da sich beide auf der Raumzeit ausbreiten: vorstellbar vielleicht auch durch das Bild eines ungepflegten Teppichs, der Schwellen werfend mit Dreck beladen wird. Die los herumrutschende Kruste lässt erahnen, wie es darunter aussieht – aber nie exakt erkennen.

Allerdings bleibt Lieu eine Ursache für diese Singularitäten schuldig. Er weist korrekterweise aber darauf hin, dass auch niemand sicher sagen kann, woher, woraus und weshalb genau es zum Urknall kam.

Oder wie der bekannte Philosoph und Astrophysiker Professor Harald Lesch es in einem YouTube-Video zur Frage nach einem Vor dem Urknall ausdrückt: »Ein Tag ohne gestern, was davor ist, wissen wir nicht. Denn wir können es nicht wissen.« Theorien zu einer Zeit vor dem Urknall gehören eher ins Feld der Philosophie als zur Physik.


Ein Kollege von Harald Lesch, Professor Martin Tajmar schilderte vor Kurzem bei uns, wie Europa sich am Erfolg von SpaceX eine Scheibe abschneiden könnte. Derweil räumte zuletzt ein weiterer, oft ebenfalls gemeinsam mit Lesch in den Medien auftretende Forscher, Astrophysiker Josef M. Gaßner, mit den größten Mythen der Kernfusion auf.

Einschätzung der Redaktion: Gerald Wesel

Können wir also jetzt die Urknall-Theorie vergessen? Nein, es gehört in der modernen Wissenschaft zum Alltag, dass einander widersprechende Herleitungen und Erklärungen parallel existieren – und diskutiert werden. Denn gleichweg, wie faszinierend sich die Arbeit Lieus liest und wie befriedigend sie manch eine aktuell die Forscher umtreibende Frage beantwortet, fehlt jeder Beweis.

Der Urknall und aus ihm ergebende Effekte, wie die beobachtbare Struktur des Universums, wurden bereits mehrfach durch die Astronomie belegt – aber auch erschüttert. Selbst wenn Lieus Theorem diese Diskrepanzen aufgreifen und einzuordnen vermag, bleibt es letzten Endes eines: ein neuer, kaum erforschter Ansatz – zu dem aber geforscht werden sollte.

Wissenschaft lebt halt von Fragen, nimmer aufhörendem Nachhaken und dem Anzweifeln von bestehendem Wissen.

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