Das erste seiner Art: 11 Jahre Forschung und 16 Teleskope entdecken schwarzes Loch im Nirgendwo unserer Nachbarschaft – nur ein Detail verrät den Irrläufer

Es ist das erster seiner Art: ein isoliertes schwarzes Loch in der Milchstraße. Beispiellose wissenschaftliche Sorgfalt und Ausdauer führten zur Entdeckung eines speziellen Geisterfahrers.

Ein schwarzes Loch braucht keine direkte Nähe zu Objekten, um unsere Wahrnehmung von ihnen zu beeinflussen. Seine Masse verzerrt das Universum. (Bildquelle: Adobe Firefly, generative KI) Ein schwarzes Loch braucht keine direkte Nähe zu Objekten, um unsere Wahrnehmung von ihnen zu beeinflussen. Seine Masse verzerrt das Universum. (Bildquelle: Adobe Firefly, generative KI)

Quasi unsichtbar, 7-mal so schwer wie unsere Sonne und dann als Geisterfahrer in unserer galaktischen Nachbarschaft unterwegs: ein bisher einzigartiges schwarzes Loch.

Forscher erhaschen nach 11 Jahren Forschung einen Blick auf einen winzigen Giganten des Kosmos, der sich schier perfekt zu verstecken vermag – und sie entlarven sein Geheimnis.


Eine waghalsige Theorie legt derweil nahe, dass unser gesamtes Universum in einem schwarzen Loch schwebt.

Der erste nachgewiesene Irrläufer

OGLE-2011-BLG-0462, so heißt das schwarze Loch, welches ein internationales Team in einem Paper beschreibt und damit in die Annalen der Wissenschaft eingeht.

Hinter dem kryptischen Namen steckt das erste nachgewiesene, isolierte schwarze Loch. Es fliegt 5.000 Lichtjahre entfernt in relativer galaktischer Nähe – die Milchstraße misst satte 105.000 Lichtjahre an Durchmesser.

An sich sind schwarze Löcher trotz ihrer extremen Natur nichts Besonderes mehr. Aber dieses ist komplett alleine unterwegs, weshalb es auch fast unmöglich nachzuweisen ist.

Innerhalb von 11 Jahren an Beobachtung mit 16 verschiedenen Teleskopen verrät es sich ausschließlich durch die Verzerrung von Licht. Das stammt aus unserer Perspektive von Sternen teils Tausende Lichtjahre hinter ihm.

Auf ihrem Pfad beugt die enorme Gravitation des schwarzen Loches die Photonen, wodurch eine sogenannte Einstein- oder auch Gravitationslinse entsteht. Es sind nur kleinste, zeitlich begrenzte optische Verschiebungen, da die Linse ja mit dem Loch wandert. Aber dank der schieren Masse an Daten und Tausenden Stunden an Berechnungen kann das Forscherteam mit vermelden: Wir haben das erste seiner Art nachgewiesen.

Stern in Donut-Form - NASA findet schwarzes Loch, um das ein zerstörter Stern kreist Video starten 1:11 Stern in Donut-Form - NASA findet schwarzes Loch, um das ein zerstörter Stern kreist

Normalerweise verraten sich schwarze Löcher durch Interaktion mit Sternen. Sie ziehen zum Beispiel Materie an, die für Instrumente unübersehbare Mengen an Strahlung in unterschiedlichen Wellenlängen angibt. Der Grund hierfür liegt in starker Erhitzung durch die Annäherung an die Singularität im Zentrum des schwarzen Loches.

Aufbruch per Supernova

Seine Geschwindigkeit von etwa 50 Kilometern pro Sekunde liegt in einem Spektrum, das viel über seine Herkunft verrät: eine alltägliche Katastrophe im Kosmos. Denn nach derzeitiger Datenlage haben isolierte Objekte mit diesem Impuls wahrscheinlich einen Stoß durch eine Supernova erhalten. Die einsame Reise unseres schwarzen Loches begann, als ihn ein explodierender Begleitstern aus seiner Bahn geschleudert hat.

Solch ein Ereignis kann sich entweder vor oder nach dem Kollaps des einstigen Riesensterns zu einem schwarzen Loch ereignet haben. Eine Weile könnte die heutige Singularität also auch noch als strahlender Stern unterwegs gewesen sein, ehe er zu seiner heutigen (oder eher 5.000 Jahre alten) Form zusammenstürzte.

So wird es noch lange Zeit durch den Kosmos streifen. Wobei auch ihm der endgültige Tod bevorsteht: Stephen Hawkings Theorie bezüglich der schier ewigen Todeskämpfe schwarzer Löcher wurde vor Kurzem eventuell bestätigt. Hintergrund hierfür ist ein Teilchen, das unser Verständnis von Materie und Energie herausfordert.


Gravitationslinsen könnten auch die Astronomie revolutionieren. In unserem Sonnensystem könnte unsere Sonne eine erzeugen, die uns buchstäblich das perfekte Sternen-Teleskop erbauen ließe.

Warten auf neue Teleskope

Wobei OGLE-2011-BLG-0462 in naher Zukunft Gesellschaft bekommen könnte. Denn verdächtige Objekte gibt es zuhauf in den Datenbanken. Bis zu einer Milliarde könnten alleine in der Milchstraße nach gängigen Computermodellen existieren. Doch als alternative Lösungen für sie stehen auch isolierte Weiße Zwerge oder einsame, relativ massearme Neutronensterne (beides Sternleichen) zur Diskussion.

Mit neuen, bereits geplanten oder sogar fertig entwickelten Teleskopen sollten schwarze Locher bald deutlich einfacher nachzuweisen sein. Als Hoffnungsträger für die Suche nach den verräterischen Einstein-Linsen gilt allen voran das Nancy-Grace-Roman-Weltraumteleskop (NGRST). Benannt wurde es nach der US-amerikanischen Astronomin, die als leitende Persönlichkeit bei der NASA maßgeblich für das Hubble-Weltraumteleskop mitverantwortlich war.

Allerdings hängt über so manchem Projekt das Damoklesschwert des zusammengestauchten Budgets der NASA. Nach aktuellem Stand gehört NGRST zu den eher gesicherten Vorhaben. Im Mai 2027 soll es nach aktueller Planung starten – womit wir uns noch dieses Jahrzehnt an vielen weiteren umher irrenden schwarzen Löchern erfreuen können.

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