Lila ist das neue Grün: Wissenschaftler legen Blaupausen für Alien-Exoplaneten vor

Grün könnte im Universum nicht elementare Farbindikator für Leben sein. Eventuell ist lila die repräsentierende Farbe, welche uns den Weg zu den Sternen weist.

Könnte die Erde womöglich einst lila gewesen sein? (Bild: Eugenia - adobe.stock.com) Könnte die Erde womöglich einst lila gewesen sein? (Bild: Eugenia - adobe.stock.com)

Der blaue Planet, verziert mit winzigen Krumen und Schollen von Grün, unsere Erde. Doch würden wir rund drei Milliarden Jahre in die Vergangenheit reisen und sie umkreisen, böte sich uns vielleicht ein gänzlich anderes Bild: Lila, wo das Auge auch hinblickt.

Der vermeintliche Grund: Alle frühen Meere und die damals kaum vorhanden Landmassen (unter fünf Prozent der Erdoberfläche) sind von Abermilliarden lilafarbenen Einzellern bedeckt.

Zumindest legt das die sogenannte Purple-Earth-Theorie nahe. Derweil ist das Rätseln um die Farbe der noch jungen Erde keine reine Fachsimpelei, es könnte uns den Weg zu Aliens weisen – wenn auch zu ganz kleinen. Eine neue Studie (via Oxford Academic) denkt die Theorie nämlich entsprechend weiter.

Wir erklären euch die Hintergründe dieser vielleicht wegweisenden Forschung und lassen uns auf die Reise zu fernen lilafarbenen Planeten voller fremdartiger Lebewesen aus der Mikrobiologie ein.

Übrigens: Wer den Weltraum liebt und sich auch vor teils seltsam gefärbten Planeten in Videospielen nicht fürchtet, der sollte sich das seit Jahren fortdauernd weiterentwickelte No Man’s Sky durchaus (mal wieder) anschauen.

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Eine sauerstofflose Erde pulsierend vor Leben

Warum war die früher Erde lila? Über die ganze Erde soll sich der Theorie nach ein im Wasser schwimmender und auch auf dem unwirtlichen Land gedeihender Teppich an Bakterien gezogen haben.

Ihre Energie gewannen sie über Photosynthese, ähnlich wie heutige Gewächse aller Art. Aber sie setzten keinen Sauerstoff frei, ganz im Gegenteil: Er war für sie schädlich.

Sie absorbierten vorrangig grünes Licht und reflektieren blau und rot, also für unsere Augen lila. Genauso entgegengesetzt zum Chlorophyll, das heute die pflanzliche Sphäre der Erde dominiert.

Verantwortlich hierfür ist das Molekül Retinal. Euch kommt das Wort vielleicht bekannt vor. Wir kennen es von Retina, zu Deutsch: Netzhaut. Sie ist dafür zuständig, Licht in elektrische Signale umzuwandeln, die unser Gehirn zu Bildern interpretieren kann.

Bei den frühen Miniatur-Erdpionieren in Lila sorgte das Molekül dafür, aus Photonen nutzbarer Energie zum Überleben und zur Reproduktion zu machen.

So nehmen wir Farben wahr

Jede Färbung eines Objektes ist das Ergebnis von Absorption und Reflexion. Ein Material, egal ob eine bräunliche Holzplatte, eine weiße Wand oder eben ein grünes Blatt, absorbiert bestimmte Wellenlängen des Sonnen- oder des künstlichen Lichts und reflektiert andere.

Die Farbe, die wir sehen, sind die reflektierten Wellenlängen. Die Absorbierten dringen in das Material ein und erhitzen es oder werden im Falle von Pflanzen für die Photosynthese genutzt.

Weiß steht demnach für ein Minimum an Absorption sowie ein Maximum an Reflexion und schwarz für das exakte Gegenteil.

So könnten sie vielleicht ausgesehen haben, die Lila-Bakterien, welche einst der Erde ein gänzlich ungewohntes Antlitz gegeben haben. (Bild: Sebastian Kaulitzki - adobe.stock.com) So könnten sie vielleicht ausgesehen haben, die Lila-Bakterien, welche einst der Erde ein gänzlich ungewohntes Antlitz gegeben haben. (Bild: Sebastian Kaulitzki - adobe.stock.com)

Auf Erde untergegangen, aber vielleicht Boten von Aliens?

Warum ist das pflanzliche Leben dann heute grün? Buchstäblich unterhalb dieser Herrscherschicht an Lila-Bakterien versteckten sich die Vorfahren all unserer Pflanzen. Organismen, die das grüne Chlorophyll nutzen, um Licht in Energie umzuwandeln. Sie absorbierten das Licht im blauen und roten Spektrum, das zu ihnen durchdrang. Und sie waren auf lange Sicht effizienter als die Konkurrenz.

Obschon Retinal simpler zu bilden ist als Chlorophyll, erwies sich letzteres schlicht als fitter in Sachen Energieumwandlung. Und je stärker sie sich vermehrten, desto mehr Sauerstoff sammelte sich in der irdischen Atmosphäre an, das Todesurteil für die Bakterien auf Retinal-Basis.

Der Lebensraum der Bakterien wurde quasi vergiftet. Heutzutage finden wir sie nur noch in ökologischen Nischen, wie sauerstoffarme sowie zugleich salzreiche Umgebungen.

Die grünen Pflanzen übernahmen die farbliche Herrschaft und versorgen die Erde und all ihre Bewohner bis heute mit Sauerstoff.

Reine Kunst, aber eventuell näher an der Realität als wir glauben mögen. (Bild: Eugenia - adobe.stock.com) Reine Kunst, aber eventuell näher an der Realität als wir glauben mögen. (Bild: Eugenia - adobe.stock.com)

Lilafarbene Alienwelten

Obschon die Erde inzwischen grün und blau erscheint, können wir aus unserer Vergangenheit lernen, sofern die Theorie stimmt.

Eine neue Studie legt uns nahe, verstärkt nach Exoplaneten Ausschau halten, deren Farbspektren entsprechend ausgeprägt sind. Sie liefert dafür genau jene Daten als Vorhersage und zum Abgleich mit, die wir bei Exoplaneten mit florierenden Lila-Minibewohnern finden sollten.

Wasser unnötig und schier unendliche Chancen: Vorteilhaft an dieser Ausprägung von hypothetischen Alienleben ist seine Bescheidenheit, da es selbst auf Planeten rund um die gewöhnlichsten Sterne des Universums, namentlich Roten Zwergen, sowie komplett ohne Wasser auskommen könnte.

Die Farbe Lila könnte uns also zu möglicherweise bewohnbaren Planeten führen – und lilafarbenen, außerirdischen Bakterien.

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