Rund ein halbes Jahr nach der Einführung der Radeon-R9-Serie auf Basis der GCN-2.0-Architektur bringt AMD jetzt die Radeon R9 295 X2 auf der gleich zwei Hawaii-GPUs zusammen im Crossfire-Modus arbeiten. Da pro Grafikkern knapp 6,2 Milliarden Transistoren in dem Silizium der jeweils 438 mm² großen GPUs Platz finden, steigt die Zahl der elektrischen Schalter bei der Radeon R9 295 X2 auf insgesamt 12,4 Milliarden! Dieser Gigantismus hat allerdings seinen Preis und der liegt laut AMD voraussichtlich bei rund 1.300 Euro.
Monster-Karten mit zwei Grafikchips auf einer Platine stellen im Normalfall den Abschluss einer Grafikkartengeneration dar. Mit den Prestigeobjekten zeigen die Hersteller nochmal was technisch möglich ist und wie viel Leistung sich aus der jeweiligen Mikroarchitektur herauskitzeln lässt. Mit ihren beiden Grafikeinheiten tritt die Radeon R9 295 X2 die Nachfolge der Radeon HD 7990 an, bei der AMD vor gut einem Jahr zwei Tahiti-XT2-Chips kombinierte, wie sie einzeln auch in der Radeon HD 7970 zu finden sind. Wirklich überraschend ist es also nicht, dass AMD mit der Radeon R9 295 X2 jetzt ähnlich verfährt und zwei Radeon R9 290X zusammenschließt. Allerdings dürfte dieses Projekt die Ingenieure vor größere Probleme gestellt haben, als vergangene Dual-GPU-Karten. Denn zum einen fallen die GPUs deutlich größer aus und zum anderen erreicht bereits ein einzelner Hawaii-XT-Chip auf einer Radeon R9 290X bis zu 94 Grad unter Last. Verdoppelt sich die Anzahl dieser Hitzköpfe noch, kann die enorme Abwärme selbst von einem Kühlsystem mit drei Lüftern, wie bei der Radeon HD 7990 nicht bewältigt werden.
AMDs Lösung für das Problem liegt in einer Kombination aus Wasser- und Luftkühlung. Die Radeon R9 295 X2 wird mitsamt einer autarken Wasserkühlung ausgeliefert, wie wir sie bereits von diversen CPU-Kühlern kennen. Ganz auf Luftkühlung verzichtet die R9 295 X2 aber nicht, ein mittig angebrachter Lüfter versorgt die Spannungswandler und Speicherchips mit Frischluft. Um die Temperaturen der beiden Hawaii-XT-GPUs niedrig zu halten, sitzt auf jeder Grafikeinheit ein Wasserkühlungsmodul, das ein Schlauch mit einem Radiator inklusive 120-mm-Lüfter verbindet. In den Schläuchen fließt Kühlflüssigkeit zu den Modulen, dort heizt sie sich auf und wird durch die Pumpe in dem Kühlmodul wieder zum Radiator befördert. In den Radiatorlamellen kühlt sich die Flüssigkeit wieder ab und fließt zurück zu der GPU, um erneut Abwärme aufzunehmen.
Ein Nachteil dieser Hybrid-Lösung ist der größere Platzbedarf im PC-Gehäuse für den zusätzlichen Radiator und die Schläuche. Sollten Sie also mit dem Gedanken spielen, sich das AMD-Flaggschiff in den heimischen Rechner zu packen, prüfen Sie vorher, ob ihr Gehäuse dafür genügend Raum bietet. Auch die Radeon R9 295 X2 selbst fällt mit einer Länge von 30,5 cm nicht gerade handlich aus. Neben der deutlich höheren Kühlleistung von Wasser im Vergleich zu Luft liegt der wohl größte Vorteil des Systems aus Pumpen und Radiator in der geringeren Geräuschentwicklung. Zwar kommen auch bei der Radeon R9 295 X2 insgesamt zwei Lüfter zum Einsatz, allerdings drehen die im Vergleich zu rein durch Luft gekühlten Grafikkarten deutlich langsamer und schonen somit auch unter Last die Ohren.
Technische Daten
Schon eine einzelne Radeon R9 290X wird durch kaum ein aktuelles Spiel wirklich ausgereizt. Nur extreme Kantenglättungsmodi, mehrere Monitore oder Auflösungen jenseits der 2560x1440 Pixel lassen die Hawaii-Karte an ihre Grenzen stoßen. Hier kommt die Radeon R9 295 X2 ins Spiel, denn schließlich verdoppeln sich praktisch alle Spezifikationen einer einzelnen Radeon R9 290X auf der Dual-GPU-Grafikkarte. Da eine Radeon R9 290X bereits über 2.816 Shader-Einheiten verfügt, kommt die Radeon R9 295 X2 somit auf 5.632 der Rechenzentren. Dazu kommen insgesamt 8,0 GByte Videospeicher, allerdings stehen jeder GPU auf der R9 295 X2 davon nur jeweils 4,0 GByte zur Verfügung. Der GDDR5-RAM ist über zwei 512 Bit breite Interfaces angebunden und arbeitet mit einem effektiven Takt von 5.000 MHz. Die Taktrate der beiden Hawaii-GPUs liegt mit 1.018 MHz sogar 18 MHz höher als bei der Radeon R9 290X. Damit ist die Radeon R9 295 X2 eine der ersten Dual-GPU-Grafikkarten, bei der die Grafikkerne schneller takten als in den Single-GPU-Modellen. Sowohl bei der Radeon HD 7990 als auch bei der Geforce GTX 690 rechnen die Grafikeinheiten etwas langsamer als bei der Radeon HD 7970 GHz respektive Geforce GTX 680.
Mit diesen extremen Spezifikationen erreicht die Radeon R9 295 X2 eine theoretische Rechenleistung von 11,5 Teraflops und liegt damit sogar noch vor der kommenden Geforce Titan Z mit zwei GK110-Chips (GTX 780 Ti, Titan Black) und insgesamt 8,1 Teraflops. Allerdings lässt sich weder aufgrund der technischen Daten noch der theoretischen Rechenleistung direkt auf die Spieleleistung schließen. Der Zusammenschluss zweier Grafikchips ist höchst komplex und fordert auch dem Prozessor mehr Rechenleistung ab als bei einer gängigen Grafikkarte mit nur einem 3D-Chip. Hinzu kommt, dass die Spiele beziehungsweise der Grafikkartentreiber den Crossfire-/SLI-Verbund auch unterstützen und dazu noch koordinieren müssen, was ebenfalls nicht immer reibungslos funktioniert. Dadurch bringt eine Dual-GPU-Karte (oder auch zwei per Crossfire oder SLI gekoppelte, einzelne Grafikkarten) unterm Strich praktisch nie die doppelte 3D-Leistung. Wie die Radeon R9 295 X2 sich gegenüber der Radeon R9 290X in verschiedenen Titeln schlägt, zeigen unsere Benchmarks auf den folgenden Seiten.
Dual-GPU-Grafikkarten im Vergleich
Grafikchip |
2x Tahiti XT2 |
2x Hawaii-XT |
2x GK104 |
2x GK110 |
---|---|---|---|---|
Chip- / Speichertakt |
950 / 6.000 MHz |
1.018 / 5.000 MHz |
915 / 6.008 MHz |
~ 700 / 7.008 MHz |
Shader-Einheiten |
4.096 |
5.632 |
3.072 |
5.760 |
Textureinheiten |
256 |
352 |
256 |
480 |
Videospeicher |
2x 3,0 GByte |
2x 4,0 GByte |
2x 2,0 GByte |
2x 6,0 GByte |
Speicheranbindung |
2x 384 Bit |
2x 512 Bit |
2x 256 Bit |
2x 384 Bit |
Rechenleistung |
8,2 Teraflops |
11,5 Teraflops |
5,6 Teraflops |
8,1 Teraflops |
Transistoren |
8,6 Milliarden |
12,4 Milliarden |
7,1 Milliarden |
14,2 Milliarden |
Preis |
ca. 1.000 Euro |
ca. 1.300 Euro |
ca. 1.000 Euro |
ca. 2.600 Euro |
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