Mord mit Zeitplan
Die KI-Gegner wissen genauso wenig wie die Rainbows, was als Deckung taugt und was nicht. Schlimmer noch: Sie merken nicht einmal, wenn man sie in ihrem vermeintlichen Versteck anschießt. Dabei hatte Ubisoft angekündigt, genau diesen Fehler aus Vegas zu beheben. Bei einem der beiden neuen Gegnertypen bleibt Ihnen auch gar nichts anderes übrig, als ihn durch gezielte Schüsse in die Schuhe auszuschalten: Der gepanzerte Terrorist hält sich einen taktischen Schild vor den Körper und exponiert nur seine Füße und Hände -- bekanntlich tödliche Trefferzonen. Die zweite zusätzliche Gangsterklasse in Vegas 2 benutzt Laserzielhilfen (die in erster Linie uns beim Zielen helfen, weil sie die Position des Gegners verraten) und Nachtsichtgeräte (die niemand braucht, weil es im Spiel meistens taghell ist). In Vegas 2 laufen wir nicht mehr durch stimmungsvoll ausgeleuchtete Casinos, sondern zunächst durch die betongraue Bergstation und anschließend über die tristen Hinterhöfe und schmucklosen Hoteldächer der Wüstenstadt. Die Levels wirken allesamt sehr steril: Straßen ohne Müll, Waschräume ohne Spiegel, LAN-Partys ohne Essensreste. Dabei hat Call of Duty 4 gezeigt, dass auch unspektakuläre Umgebungen spektakulär aussehen können.
Szenen ohne Sinn
Die Abenteuer von Bishops Team sollen die Erlebnisse von Kellers Mannschaft storytechnisch ergänzen, so dass sich aus Vegas und Vegas 2 zusammen ein rundes Bild der Ereignisse um die Terroristenattacke ergibt. Blöd nur, dass sich Ubisoft nicht die Mühe macht, diese Zusammenhänge auch wirklich zu erklären. Was hat der erste Einsatz in Frankreich mit dem Rest der Story zu tun? Was wollen die Terroristen überhaupt? Was macht Kellers Team, während wir mit Bishop unterwegs sind? Wir wissen es nicht. Zwar blendet Vegas 2 am Anfang der sieben Akte des Spiels das jeweilige Datum und die Uhrzeit ein, Ubisoft kann jedoch nicht erwarten, dass Sie sich selbst eine Zeitleiste basteln, um die Zusammenhänge zu kapieren. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt welche. Denn inwiefern die zwei bombenlegenden Brüder aus Vegas 2 mit der Terroristin Irina Morales aus Vegas zusammenhängen (abgesehen davon, dass alle drei Mexikaner zu sein scheinen), bleibt völlig unklar. Darüber hinaus erlaubt sich Vegas 2 Absurditäten, die uns die Haare zu Berge stehen lassen: Da entkommt uns einer der Gangsterbosse, weil er hinter einer Parkbank steht, die Bishop und seine Mannen nicht überwinden können -- an anderer Stelle klettern die Burschen hingegen sehr wohl. Wenig später flieht der Schurke spontan durch die Vorgärten einer Reihenhaussiedlung -- in der trotzdem Dutzende seiner Schergen auf die Rainbows warten. Als wir ihn schließlich stellen, ist keiner der Elite-Soldaten in der Lage, den am Boden liegenden Mann festzunehmen -- obwohl bereits entwaffnet, rappelt sich der Terrorist während eines nervigen Gesprächs geruhsam wieder auf und zückt schließlich eine zweite Pistole. Albern!
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