Returnal: Wie stehen die Chancen auf einen PC-Release des Shooter-Meisterwerks?

Der PS5-exklusive und knüppelharte Roguelike-Shooter Returnal zählt aktuell zu den meistdiskutierten Spielen. Wir analysieren, ob und wann ein PC-Version kommen könnte.

Returnal sieht zum Anbeißen gut aus, spielt sich traumhaft und spaltet mit seinem knüppelharten Schwierigkeitsgrad die Fangemeinde in zwei Lager. Falls ihr mehr zum Spiel selbst wissen wollt, lege ich euch den ausführlichen GamePro-Test von Returnal ans Herz.

Hier soll es um eine Frage gehen, die auf Google derzeit neben der verzweifelten Suche nach Tipps am häufigsten gestellt wird und möglicherweise auch euch interessiert, weil ihr a) auf einer Website über PC-Spiele unterwegs seid und b) gerade diesen Artikel aufgerufen habt.

Wird es eine PC-Version geben? Und falls ja: Wann denn zum Henker?

Natürlich haben wir hierzu auch offiziell bei Sony angefragt und Folgendes als erwartbare Antwort bekommen:

"Wir haben hierzu keinerlei Informationen, die wir zu diesem Zeitpunkt teilen können."

Entsprechend liegt es jetzt an mir, für euch zu analysieren, was nach aktuellem Kenntnisstand für und was gegen eine PC-Portierung von Returnal spricht und warum mein Fazit ein klassisches "Ja, aber …" ist.

Unser Experte

GameStar-Chefredakteur Heiko hat tatsächlich mal Bankkaufmann gelernt und pflegt seitdem sein Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge nicht nur in Aufbau- und Strategiespielen. Als langjähriger Chefredakteur des Fachmagazins Making Games gewann er zudem tiefe Einblicke, wie die Spielebranche tickt. In Returnal hat er bereits über zehn Spielstunden gesteckt, was bei ihm genau 25 Toden entspricht. Dass er trotzdem immer wieder Lust hat, ganz von vorn anzufangen, ist für ihn eigentlich untypisch, aber bis jetzt hat er noch das Gefühl, mit jedem Run ein kleines bisschen besser zu werden.

Drei Gründe, die dafürsprechen

1. Sony will mehr Exclusives für den PC portieren

Schon in meinen Chefredakteurs-Prognosen für 2021 war ich mir sicher, dass sich Sony dem PC-Spiele-Markt weiter öffnen wird. Die PC-Releases von Horizon: Zero Dawn und Detroit: Become Human im letzten Jahr markierten den Anfang, am 18. Mai 2021 folgt Days Gone, und dabei wird es garantiert nicht bleiben. Das bestätigte PlayStation-Chef Jim Ryan auch im Februar im Interview mit GQ. Konkret sagte er:

"[...] Die Kosten der Spieleentwicklung steigen mit jedem Zyklus, da das Kaliber unserer IPs ein ganz anderes geworden ist. Außerdem ist es für uns jetzt viel leichter, unsere Marken auch für Nicht-Konsolenbesitzer verfügbar zu machen. Es ist also eine ziemlich einfache Entscheidung für uns."

Genau wie bei Horizon, Detroit und Days Gone handelt es sich bei Returnal zudem um eine neue Marke, die noch nicht so eng mit der PlayStation-Plattform in Verbindung gebracht wird wie ein God of War, Uncharted, The Last of Us oder Ratchet & Clank. Ich bin deshalb sicher, dass Returnal auf der Liste der Portierungs-Kandidaten relativ weit oben steht.

2. Housemarque ist unabhängig und hat PC-Erfahrung

Im Januar 2020 tauchten kurzzeitig Gerüchte auf, dass Sony die finnischen Entwickler von Returnal kaufen wolle. Dies erwies sich jedoch als Falschmeldung, und im Blog-Eintrag auf der Housemarque-Homepage zum Release von Returnal bedankte sich das Team explizit beim "Publishing-Partner" Sony.

Als nach wie vor unabhängiges Studio wird Housemarque also ein grundsätzliches Interesse daran haben, zusätzliche Erlösquellen zu erschließen. Und mit Nex Machina sowie Outland erschienen zumindest zwei der letzten fünf Housemarque-Spiele auch für den PC.

3. Eine PC-Portierung wäre technisch kein großes Problem

Returnal ist das erste Spiel von Housemarque, das auf die Unreal Engine setzt. Die Entwicklungsumgebung von Epic ist sehr portierungsfreundlich, der Zeit- und Kostenaufwand für eine PC-Version hält sich in entsprechend engen Grenzen.

Und ja, Returnal sieht fantastisch aus, verfügt nach Ansicht unserer Hardware-Redakteure Nils und Alex trotz Raytracing und beeindruckender Partikeleffekte aber über keinerlei Features, die nicht auch auf einem halbwegs modernen PC möglich wären.

So kommt die besonders schnelle PS5-Festplatte im Spiel selbst kaum offensichtlich zum Tragen - anders als etwa bei Ratchet & Clank: Rift Apart, bei dem komplette Level in Sekundenbruchteilen geladen werden müssen. Im ausführlichen Testvideo zu Returnal könnt ihr euch selbst einen Eindruck von der Technik machen:

Returnal im Test - Bockschwerer, aber verdammt guter Shooter Video starten 11:48 Returnal im Test - Bockschwerer, aber verdammt guter Shooter

Zwei Gründe, die dagegensprechen

1. Sony braucht PS5-Zugpferde

Die Strategien im Wettstreit der neuen Konsolengeneration sind klar abgesteckt: Microsoft setzt auf seinen Abo-Service Game Pass, Sony auf sein nach wie vor starkes Exklusiv-Line-up. Das neue God of War steht allerdings frühestens Ende 2021 an, bei Horizon 2: Forbidden West gab es unlängst Gerüchte, dass es auf 2022 verschoben wird.

Klar, momentan liefert Sony nicht mal genügend Konsolen, um den Kundebedarf zu decken. Das Narrativ des besseren Exklusiv-Line-ups wird Sony dennoch gern beibehalten und nicht ohne Not aufgeben. Warum das wichtig ist und wie sich der Kampf um Exklusivspiele im Verlauf der Jahre entwickelt hat, könnt ihr in unserem großen Plus-Report zum Thema nachlesen:

2. Es fehlt wirtschaftliche Motivation

Housemarque wird dank des Publishing-Deals mit Sony, der sehr guten Kritiken und auch mangels PS5-exklusiver Spielekonkurrenz gute Zahlen mit Returnal abliefern und rein finanziell gesehen seine Ziele mit Sicherheit erfüllen.

Sonys vorrangige wirtschaftliche Herausforderung ist wiederum derzeit nicht das Verkaufen von Spielen, sondern das Nachproduzieren von Konsolen, die Nachfrage übersteigt hier nach wie vor massiv das Angebot.

Hinzu kommt, dass bei Sony das Geschäftsjahr immer Ende März abgeschlossen wird. Es gibt deshalb in den kommenden Monaten zumindest keinen finanziellen Anlass, mit einem überraschenden Returnal-Release auf dem PC noch ein paar positive Zahlen in die Bilanz zu wuchten.

Unsere Prognose: Ja, aber…

Es spricht also einiges für und einiges gegen eine PC-Version von Returnal. Die gute Nachricht: Auf Basis der aktuellen Faktenlage und Sonys Strategie für dies Generation gehe ich fest davon aus, dass eine PC-Version kommen wird.

Die schlechte Nachricht: Mit der PC-Portierung rechne ich erst in zwei bis drei Jahren, also frühestens 2023. Zum einen würde das ins aktuelle Sony-Muster passen. Horizon: Zero Dawn erschien drei Jahre nach dem PS4-Release für den PC, bei Detroit: Become Human dauerte es 18 Monate und bei Days Gone zwei Jahre. Dann auch sehr wahrscheinlich wieder mit ein paar mehr oder weniger signifikanten Verbesserungen für den PC wie schon bei Days Gone:

Days Gone - Trailer zeigt Gameplay und Verbesserungen der PC-Version Video starten 1:34 Days Gone - Trailer zeigt Gameplay und Verbesserungen der PC-Version

Zum anderen wäre ähnlich wie bei Horizon in zwei bis drei Jahren der ideale Zeitpunkt, um mit einer PC-Version von Returnal einen zweiten Teil des Shooters zu promoten und im Gespräch zu halten, der dann wieder exklusiv für die PS5 erscheint. Denn dass der kommt, halte ich angesichts des Erfolgs von Returnal schon jetzt für nahezu sicher.

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