RTX Remix: Wie das kostenlose Nvidia-Tool die Spielelandschaft revolutionieren will

RTX Remix ermöglicht es, Spieleklassiker in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Und das mit geringerem Aufwand als je zu vor.

RTX Remix hat das Potenzial, die Spielelandschaft zu verändern. RTX Remix hat das Potenzial, die Spielelandschaft zu verändern.

In der vergangenen Wochen hat Nvidia seine neuen Grafikkarten vorgestellt. Doch schon während der Präsentation zeichnete sich ein Highlight ab, das eigentlich kaum etwas mit der RTX-40-Reihe zu tun hat – RTX Remix. Aber was hat es mit dem kostenlosen Tool auf sich und wieso hat es das Potenzial, die Spielelandschaft völlig zu verändern, gar zu revolutionieren?

Was ist RTX Remix?

RTX Remix ermöglicht es Moddern, viel leichter als bisher Remaster von Spieleklassikern zu erstellen. Anstatt die einzelnen Assets und Texturen mühsam überarbeiten, an der richtigen Stelle wieder einbauen und im Zweifel sogar den komplizierten Programmcode anpassen zu müssen, schaltet sich das kostenlose Tool dazwischen und bietet die Möglichkeit, Bildinhalte per KI-Algorithmus quasi auf Knopfdruck zu verbessern.

Außerdem können Raytracing und der KI-Upscaler DLSS mit eingebaut werden, um die Grafik noch weiter aufzupolieren und die Performance zu optimieren. Apropos Performance und DLSS: Davon sollen RTX 4090 und Co. zwar reichlich bieten, aber das hat einen Haken:

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Der erste Clou

RTX Remix klinkt sich einfach in ein Spiel ein, beispielsweise Portal oder The Elder Scrolls III: Morrowind. Modder müssen nur noch einen Hotkey betätigen und die angezeigte Szene wird von der Software aufgezeichnet. Allerdings nicht wie in einem Video, ein bisschen komplexer ist es schon – zumindest unter der Haube. Denn RTX Remix erfasst Informationen zu Geometrie, Kameras, Texturen und Beleuchtung auf Code-Ebene. Das heißt, es setzt sich in der sogenannten Laufzeitumgebung (Runtime) zwischen den Prozessor, der die Zeichenbefehle (Draw Calls) an die Grafikkarte ausgibt, und ebenjene GPU.

So funktioniert RTX Remix. So funktioniert RTX Remix.

Die so abgefangenen Befehle werden in der RTX Remix Runtime in modernen Programmcode übersetzt. Gerade Spieleklassiker aus den frühen 2000er-Jahren nutzen 32-Bit-Code (x86), der lediglich auf drei Gigabyte Arbeitsspeicher zurückgreifen kann. Für hochauflösende Texturen ist das viel zu wenig. Von Raytracing ganz zu schweigen.

Anschließend wird der 64-Bit-Programmcode (x64) von DirectX in Vulkan konvertiert. Das ist wie DirectX eine Programmierschnittstelle, mit der Spiele-Engines wie beispielsweise die berühmte Unreal Engine an das Betriebssystem angebunden werden. Im Gegensatz zu DirectX ist Vulkan jedoch quelloffen, was die weiteren Schritte vereinfacht. Denn nun können die aufgezeichneten Szenen und Assets in das ebenfalls offene USD-Format exportiert werden, das nebenbei vom Animationsstudio Pixar entwickelt wurde.

Der zweite Clou

USD steht für Universal Scene Description und ist die Basis von Nvidia Omniverse. Mit Omniverse wiederum können Entwickler auf der ganzen Welt und vor allem mit unterschiedlichen Programmen zusammenarbeiten. Das heißt, Modder müssen sich nicht mehr für jedes Spiel in ein bestimmtes Programm wie Blender, die Unreal Engine, Maya und so weiter einarbeiten. Sie können stattdessen immer ihre bevorzugte 3D-Software verwenden. Wie das aussehen kann, seht ihr im folgenden Video:

Portal RTX: Der Valve-Klassiker kehrt als kostenloses Raytracing-Remaster zurück Video starten 1:00 Portal RTX: Der Valve-Klassiker kehrt als kostenloses Raytracing-Remaster zurück

Das ist allerdings nur dann vonnöten, wenn es wirklich um die feinsten Details geht, beispielsweise um völlig neue und besonders hochauflösende Texturen einzubauen. Ansonsten bietet RTX Remix bereits die Möglichkeit, bestehende Texturen per KI um den Faktor vier hoch zu skalieren. Daneben können Materialien wie beispielsweise das Holz eines Tisches mit einer weiteren KI (AI Physical Based Materials) verändert und dadurch realistischer gestaltet werden. Das bezieht auch deren Interaktion mit Licht ein. Obendrauf haben Modder die Option, das Ergebnis mit Raytracing noch weiter aufzuhübschen.

Die modifizierten Szenen werden danach via das USD-Format wieder in die RTX Remix Runtime importiert, wo die entsprechenden, zusätzlichen Renderer für Raytracing, DLSS und so weiter ihre Aufgabe verrichten, ehe der Kreislauf geschlossen und das Paket an die Bildausgabe übergeben wird.

AI Enhanced So kann es aussehen, wenn die in RTX Remix implementierte KI ein Asset oder eine Textur verbessert.

RTX On Und so sieht das Ergebnis aus, wenn die Bildinhalte von Moddern in einer 3D-Software nachbearbeitet wurden.

Der Schritt des Exportierens, Importierens und Bearbeitens in und aus dem USD-Format erfolgt dabei nicht im laufenden Spiel respektive der Mod. Das geschieht nur während des Moddings. So wie wir die Technologie im Moment verstehen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie fertige Mods beziehungsweise Remaster funktionieren:

  • Im Falle einer reinen Mod wird die RTX Remix Runtime, wie oben beschrieben, durchlaufen. Sie klinkt sich in das laufende Spiel ein und verrichtet anhand der modifizierten Assets ihre Arbeit.
  • Im Falle eines Remasters handelt es sich um ein komplett überarbeitetes Spiel, das grundsätzlich die RTX Remix Runtime samt Vulkan nutzt und nicht jedes Mal übersetzt werden muss. Wir nehmen an, dass dies aus lizenzrechtlichen Gründen jedoch nur Entwicklern und Lizenznehmern zur Verfügung steht.

Einschränkungen von RTX Remix

RTX Remix unterliegt auch einigen Einschränkungen. So unterstützt es derzeit ausschließlich Spiele auf Basis von DirectX 8 und DirectX 9, die eine sogenannte Fixed Function Graphics Pipeline nutzen. Letzteres ist mittlerweile längst überholt. Moderne Spiele und Grafikkarten greifen auf frei programmierbare Shader zurück. Das gibt Entwicklern eine weitaus höhere Flexibilität, als es mit festgelegten Abläufen der Fall ist.

Für RTX Remix scheinen diese festgelegten Renderpipelines jedoch leichter zu erfassen zu sein. Ob sich das in Zukunft ändern wird, kann bislang nicht beantwortet werden. Auch welche Spiele genau die Anforderungen erfüllen, ist unklar. Hier sind die Experten unter euch gefragt: Fallout 3 basiert zwar auf DirectX 9.0c, aber nutzt es auch eine Fixed Function Graphics Pipeline? Schreibt uns hierzu gerne in die Kommentare!

Wir haben in diesem Zusammenhang selbst bereits bei Nvidia angefragt und warten noch auf eine Antwort. Sobald wir sie erhalten haben, ergänzen wir diesen Artikel entsprechend.

Definitiv ausgeschlossen sind im Moment jedoch 2D-Spiele, auch wenn sie eine der beiden genannten DirectX-Versionen verwenden. Das hat Nvidia in einem Briefing für Journalisten auf Anfrage bestätigt.

Ist zum Spielen eine RTX-40-Grafikkarte erforderlich?

Eine RTX-40-Grafikkarte wird nicht vorausgesetzt, es sei denn, ihr wollt die Vorzüge von DLSS 3.0 kosten. Eine RTX-40-Grafikkarte wird nicht vorausgesetzt, es sei denn, ihr wollt die Vorzüge von DLSS 3.0 kosten.

Nein. Es muss nicht einmal eine Grafikkarte von Nvidia sein. Sie muss lediglich Raytracing und die Vulkan-API unterstützen, heißt es. Nur wer auch von DLSS 3.0 profitieren will, benötigt eines der neuen Modelle. Wie sich das verhält, wenn mithilfe von RTX Remix lediglich Texturen getauscht, von Raytracing jedoch nicht Gebrauch gemacht wird, ist allerdings unklar. Auch hier haben wir nachgehakt und warten auf eine Antwort seitens Nvidia.

Lediglich für das RTX Remix Creator Tool zum Erstellen der Mods braucht es zwingend eine RTX-Grafikkarte. Mindestvoraussetzung sind acht Gigabyte Grafikspeicher, egal ob RTX 20-, 30, oder 40-Reihe.

Darum könnte RTX Remix die Spielelandschaft revolutionieren

RTX Remix vereinfacht viele Arbeitsschritte für Modder. Wer mag, kann die im Toolset enthaltenen KI-Algorithmen verwenden und so die Grafik seines Lieblingsklassikers aufhübschen. Im Grunde können sich damit nun auch kreative Laien verwirklichen. Und das nicht in jahrelanger Kleinstarbeit, sondern praktisch auf Knopfdruck.

Wenn das nicht reicht, bietet RTX Remix auf Basis der Omniverse-Plattform Experten verschiedener 3D-Programme die Möglichkeit der Zusammenarbeit. Gerade bei großen Projekten, die nicht bei Entwicklerstudios mit den nötigen Spezialisierungen entstehen, ist das von Vorteil. Denn es können schlicht mehr Ressourcen gebündelt werden. Da die Implementierung in Spiele gleichzeitig erleichtert wird, sind durch die gesparte Zeit auch mehr Projekte möglich.

Gut verfügbar: RTX-Karten bei Amazon

Wir sind daher sehr gespannt, welche Spieleklassiker wir demnächst in neuem Glanz erstrahlen sehen. Mit RTX Remix macht Nvidia jedenfalls einen großen Schritt in Richtung eines lange gehegten Traums, wie auch mein Kollege Sören Diedrich findet:

Was haltet ihr von RTX Remix? Glaubt ihr, dass wir dadurch ein neues Zeitalter des Moddings beschreiten? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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