Immer wieder gibt es Beschwerden über Cheater in Multiplayer-Spielen. Kürzlich wurde der vermutlich beste Civilization-Spieler der Welt als Betrüger entlarvt. Gleichzeitig ist der Bedarf nach Cheats hoch wie nie, manch einer bezahlt halbseidene Anbieter für Tools und Trainer, die den schnellen Erfolg versprechen.
Und was ist mit Cheats in Singleplayer-Spielen? Die sind inzwischen beinahe ausgestorben, viele Hersteller bieten gar keine aufrufbare Entwickler-Konsole mehr an, der God-Mode ist nahezu verschwunden. Nur manche Spiele wie etwa Die Sims wären für viele Spieler ohne Cheats kaum vorstellbar.
Jetzt hat der Europäische Gerichtshof ein neues Kapitel in der Geschichte der Cheats aufgeschlagen: Nach einer Klage von PlayStation-Erfinder Sony gegen einen deutschen Cheat-Anbieter entschied der EuGH, dass Cheaten unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist.
Um die komplexe Rechtslage und die möglichen Auswirkungen genauer zu erklären, haben wir einen Experten gefragt, den Anwalt Tobias Voßberg der Kanzlei Noerr. Er sagt: Cheats sind urheberrechtlich zulässig. Aber es gibt Einschränkungen.
Unser Gesprächspartner
Tobias Voßberg ist Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz und überwiegend im Marken-, Wettbewerbs- und Urheberrecht tätig. Sein Hauptaugenmerk liegt in der strategischen Beratung und Prozessführung, insbesondere bei urheberrechtlichen Fragestellungen, mit besonderem Interesse an der Gaming-Branche. Er publiziert regelmäßig zu Themen des gewerblichen Rechtsschutzes und verfolgt mit Leidenschaft die Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz und deren Anwendung in Unternehmen.
Angebliche Urheberrechtsverletzung durch Cheats
GameStar: Worum ging es in dem Urteil?
Tobias Voßberg: »Der Bundesgerichtshof hat den Europäischen Gerichtshof gefragt, ob es eine Urheberrechtsverletzung ist, wenn eine Cheat-Software nicht den eigentlichen Programmcode eines Spiels ändert, sondern die Daten manipuliert, die das Spiel im Arbeitsspeicher verwendet.
Diese sogenannten Variablen bestimmen den Spielverlauf und welche Optionen für die Spieler verfügbar sind. Die zentrale Frage lautete also: Verstößt man gegen das Urheberrecht an einer Software, wenn ein Cheat-Programm die vom Spiel genutzten Variablen ändert, um Funktionen freizuschalten, die normalerweise nicht zugänglich wären? Gehören also nicht nur der Quellcode, sondern auch die im Spiel verwendeten Daten und deren Richtigkeit zum urheberrechtlich geschützten Bereich?«
Dies hat der EuGH verneint.«
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.