Ärger um deutsche Spiele-Förderung: Jetzt erklärt der Staat die Probleme

Das zuständige BMVI bezieht Stellung und erklärt, warum die Spiele-Förderung zunächst schleppend anlief.

Offenbar gibt es aufstrebende Entwickler, die große Probleme mit der Spieleförderung haben. Offenbar gibt es aufstrebende Entwickler, die große Probleme mit der Spieleförderung haben.

Update vom 04. August 2020:

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bezieht Stellung. Auf unsere Anfrage hin äußerte sich ein Pressesprecher zu den Problemen bei Anträgen und Ausschüttung von Geldern der deutschen Spieleförderung.

Demnach fiel die Nachfrage deutlich höher aus als prognostiziert. 380 Interessenten hätten dafür gesorgt, dass »sich die Bearbeitung zu Anfang verzögerte«.

Außerdem habe sich ein besonderer Beratungsaufwand ergeben, da »viele Antragsteller in der Vergangenheit noch keinen formellen Förderantrag eingereicht« hätten. Dennoch seien die ersten Bewilligungen im September 2019 erfolgt.

Ab Oktober habe der Projektträger »die personellen und organisatorischen Strukturen aufgebaut«, um dem starken Interesse gerecht werden zu können. Ab April 2020 habe sich das positiv bemerkbar gemacht, da nun monatlich etwa 30 Anträge bewilligt würden.

Außerdem bestätigte das Ministerium, dass von den 50 Millionen der 2019er Fördersumme mit Stand 27. Juli 2020 knapp 17 Millionen bewilligt wurden. Davon wurden entsprechend des jeweiligen Projektfortschritts bislang rund 3,5 Millionen ausgeschüttet.

Ursprüngliche Meldung vom 28. Juli 2020:

Der Brandbrief eines deutschen Entwicklers auf Reddit entflammt eine Diskussion darüber, wie effektiv die Verteilung der jährlichen 50 Millionen Euro deutscher Spieleförderung funktioniert - oder besser gesagt, nicht funktioniert. Der anonyme Entwickler beschreibt die Odyssee seines Startup-Studios durch den Dschungel von Behörden, Banken und Investoren.

Wir konnten mit dem Betroffenen sprechen und den E-Mail-Verkehr mit dem verantwortlichen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) verifizieren.

Der Entwickler zieht ein bitteres Fazit:

"Was das BMVI abzieht, ist keine Förderung. Das ist ein volkswirtschaftliches Verbrechen. Sie vernichten Startups."

Die Fördersumme wurde vom BMVI erstmals 2019 ausgeschüttet:

Das ist passiert

Während der Entwickler durchaus anerkennt, dass es Geschichten von Entwicklern gibt, die erfolgreich einen Antrag auf die sogenannte De-Minimis-Beihilfe zur Computerspielförderung gestellt haben - seine Erfahrung war eine andere.

Der Geschäftsplan war ambitioniert und riskant: Die Entwickler wollten ihr Spiel binnen eines Jahres entwickeln, ein Teil des Kapitals sollte mithilfe von Investoren und Krediten gestemmt werden. Allen anfänglichen Schwierigkeiten zum Trotz fand man schließlich einen Geldgeber.

"Einen Investor zu finden war offen gestanden nicht so einfach, das Stigma der Killerspieler sitzt tief. Expertise fehlt. Immerhin hatten wir irgendwie einen gefunden, und warteten auf die Antwort des BMVI."

So konnte der Gründer seinen »Antrag auf einen Antrag« stellen, wie er weiter erklärt. Danach passierte aber nichts. Zahlreiche Anfragen, wie es nun weitergehe, blieben demnach vom BMVI unbeantwortet - ein halbes Jahr lang. In der Zwischenzeit sprang der Investor ab.

Besonders brenzlich wird die Situation durch die Mitarbeiter, die der Startup-Gründer einstellte. Zum einen mussten sie einsatzbereit im frisch bezogenen Studio warten, zum anderen durften sie nicht anfangen zu entwickeln.

Der Entwickler erklärt weiter, dass man ihnen sonst hätte Subventionsbetrug unterstellen können. Wären sie aber nicht sofort bei Antragsbewilligung arbeitsbereit gewesen, hätte die Beihilfe zurückgezogen werden können. Diese Zwickmühle führte dazu, dass nun drei Mitarbeiter Hartz 4 beantragen mussten.

Erst nach einem halben Jahr meldete sich das inzwischen zuständige Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt erstmals. Nach einem dreiviertel Jahr hätte man einen Antrag stellen können, um auf eigenes Risiko mit der Entwicklung beginnen zu können.

"Das kam alles zu spät. Zwei Investoren verloren, Banken verloren, Mitarbeiter verloren, viel Eigenkapital verloren, weil wir nicht starten durften. Was hätten wir in der Zwischenzeit tun können? Daumendrehen, alles andere ist Subventionsbetrug."

Zumindest aber hat der Gründer den Kopf noch nicht in den Sand gesteckt. Das Studio verzichtet nun auf die Förderung und entwickelt ein kleineres Projekt »auf Ultra-Sparflamme und mit noch größerem Risiko«.

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