Amazon bekommt täglich eine riesige Menge an Bestellungen. Logisch, dass da auch mal versehentlich die falsche Ware verschickt wird. In diesem Fall ist es aber zu einer besonders kuriosen Verwechslung gekommen, als jemand Speicher vom Hersteller Corsair bestellt hat.
Wir reden nicht nur von völlig unterschiedlich eingesetztem Speicher, sondern auch von einem riesigen Unterscheid bei der Speichermenge – und beim Preis.
Um welche Hardware geht es? Der Reddit-Nutzer Inside-Cloud6243 gibt die genauen Komponenten in einem aktuellen Foren-Beitrag folgendermaßen an:
- Was er bestellt hat: Corsair Vengeance LPX - 16 GByte (Kit aus zwei RAM-Modulen mit je 8 GByte)
- Wert: ca. 40 Euro
- Was er bekommen hat: Corsair MP600 Pro XT - 8.000 GByte (SSD im M.2-Format mit PCIe 4.0)
- Wert: ca. 950 Euro
Schnelle SSDs wie die MP600 sorgen in einem PC vor allem für kürzere Ladezeiten, auch in Spielen. Wie sich ein Modell mit PCIe 5.0 gegen die PS5 und eine deutlich langsamere SATA-SSD in Ratchet and Clank dabei schlägt, seht ihr im folgenden Video:
Was wollte er mit dem RAM? Der neue Arbeitsspeicher war für so genanntes PC Flipping
gedacht, wie der Reddit-Nutzer in einem Kommentar erzählt.
Bei einem PC Flip kauft man einen gebrauchten Rechner zu einem guten Preis, rüstet ihn auf und verkauft ihn anschließend mit möglichst viel Gewinn weiter.
Im gleichen Kommentar gibt der Nutzer an, sich das RAM-Kit nach der falschen Lieferung durch Amazon noch an anderer Stelle besorgt zu haben, genauer gesagt in einer der Filialen des großen US-Händlers Microcenter.
Ist die Geschichte plausibel? Sicher überprüfen lässt sich das nicht, auf uns wirkt sie aber authentisch. Das liegt vor allem an den vielen Kommentaren des Reddit-Nutzers im Foren-Beitrag zu der Story, die zusammenpassen und ein realistisch klingendes Gesamtbild ergeben. Er ist außerdem bereits seit über einem Jahr bei Reddit registriert und war zuvor in verschiedenen Foren aktiv, unter anderem in r/buildapc, r/APStudents und r/wrestling.
Darf man so eine Falschlieferung behalten?
In anderen Kommentaren des Reddit-Nutzers wird klar, dass er die SSD behalten beziehungsweise sogar weiterverkaufen will und nicht vorhat, Amazon über die Falschlieferung zu informieren.
Wie es rechtlich in Deutschland aussieht, wenn so etwas passiert, haben wir den Anwalt Jens Thurn für IT-Recht, Datenschutz- und Urheberrecht bereits bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit gefragt.
- Seiner Einschätzung nach ist man juristisch nicht dazu verpflichtet, Amazon auf die falsch gelieferte Ware hinzuweisen, wie das Zitat weiter unten in diesem Artikel zeigt.
- Die Frage der moralischen Verpflichtung ist eine andere, wobei generell gilt: Kosten, die durch einen möglichen Rückversand entstehen, muss der Händler tragen.
- Bemerkt der Händler den Fehler, kann er diesen Rückversand laut Thurn einfordern, weil es schlicht an einem gültigen Vertrag fehlt, um die Ware behalten zu dürfen. Allein deshalb empfiehlt es sich, den Händler selbst zu informieren.
Die Einschätzung des Anwalts im genauen Wortlaut:
Als Verkäufer habe ich zunächst einmal selbst die Verpflichtung, meine ausgehende Ware zu kontrollieren. Der Käufer darf sich dann darauf verlassen, dass der Verkäufer genau die konkrete Ware dem Käufer für den vereinbarten Kaufpreis aushändigen wollte.
Dem Käufer im Rahmen einer Nebenpflicht daher eine Mitteilung an den Verkäufer aufzuerlegen, dass die gelieferte Ware höherwertig als die bestellte ist, geht meines Erachtens zu weit. Also ergibt sich auch aus den Nebenpflichten keine aktive Mitteilungsverpflichtung des Käufers.
Erst wenn der Verkäufer sich beim Käufer meldet und die überlieferte Ware zurückverlangt, gleichzeitig aber anbietet, sämtlichen Aufwand und Kosten für die Rücksendung zu tragen, trifft den Käufer die Verpflichtung, die Waren zurückzusenden.
Der Rückforderungsanspruch verjährt innerhalb der Regelverjährungsfrist, also nach Ablauf von drei Jahren ab dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist.
Dass die SSD so teuer ist, liegt übrigens vor allem an zwei Faktoren: Sie ist mit 8 TByte sehr groß und durch PCI Express 4.0 sehr schnell.
Die gute Nachricht lautet allerdings, dass PCI Express 4.0 (und auch 5.0) bislang bei den Ladezeiten in Spielen kaum Vorteile gegenüber deutlich günstigeren SSDs mit PCIe 3.0 bieten. Zum Vergleich: Ein solches Modell ist mit 4,0 TByte bereits ab etwa 230 Euro zu haben.
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