Ohne großes Presse-Tamtam stellt Sega am heutigen Freitag das Strategiespiel Stormrise in die Läden - dabei stammt das Programm von Creative Assembly, den Machern des grandiosen Empire: Total War.
Sollte man da nicht etwas mehr Rummel erwarten? Nach den ersten Stunden im Spiel wird Segas Schweigsamkeit erklärlich: Stormrise ist ein missglücktes Experiment rund um eine innovative, aber untaugliche Schlachten-Steuerung.
In der fernen Zukunft ist die Erde durch Naturkatastrophen zum lebensfeindlichen Ödland degeneriert, in dem die beiden Parteien der Echelon (Stärke durch Technologie) und der Sai (Stärke durch Mutationen) zwischen den Ruinen gegeneinander kämpfen. Das triste Szenario ist durch recht detaillierte Schlachtumgebungen nett in Szene gesetzt, auch wenn man dem Spiel die DirectX-10-Unterstützung (auch 10.1) in keiner Weise ansieht. Dafür verweigert das Spiel unter Windows XP den Dienst, Vista ist Pflicht.
Die augenfälligste Design-Entscheidung: Sie sehen die Schlachtfelder nicht von oben, sondern stets aus der Verfolgerperspektive; die Kamera schwebt in Bodennähe hinter den Truppen. Wohl deshalb galt Stormrise in Vorberichten (und auf der Packungsrückseite) als »Action-Strategiespiel«. Der Action-Anteil im Spiel ist allerdings gleich Null. Weder steuern Sie Ihre Truppen direkt, noch zielen und schießen Sie selbst. Obwohl Sie mit dem Mech-Krieger Geary einen Hauptcharakter in die Schlacht führen, geben Sie auch dem nur Zielpunkte durch Mausbefehle vor. Schießen erledigt Geary automatisch. Dementsprechend konzentriert sich Ihre Aufgabe auf reine Taktik, sprich: das Kommando über Ihre Truppen.
Und das macht Ihnen Stormrise so schwierig wie nur möglich. Das Spiel kennt dafür sogar einen eigenen Ausdruck: »WHIP SELECT (TM)« So heißt die »revolutionäre neue HUD-Eigenschaft« (Handbuch), die »simpel, effizient und blitzschnell« (Tutorial) Befehle ermöglichen soll. Das ist selbst für die Xbox 360 und die Playstation 3 schwer zu glauben, auf deren Gamepads Stormrise zugeschnitten ist. Auf dem PC entpuppt sich »Whip Select« als Steuerungs-Desaster.
Das System erlaubt Ihnen, mit einer Art Radarstrahl ferne Einheiten (bzw. deren Symbole am Bildrand) zu markieren und dann sofort dorthin zu springen. Weil in der Praxis schnell mehrere Dutzend Einheiten im Einsatz sind, wird die Auswahl der gewünschten Truppe zum Suchspiel. Wegen der Kameraperspektive sehen Sie zudem nicht, was um Sie herum vor sich geht. Soldaten lassen sich effektiv nur Ziele in Sichtweite zuteilen, was ständiges Hin- und Herspringen und Nachkorrigieren erzwingt, sobald sie die nächste Straßenecke erreicht haben. Maximal drei Einheiten lassen sich gruppieren, und auch das nur äußerst umständlich; folglich arten Befehle für größere Heeresgruppen zum Dauergeklicke aus, bei dem Sie ständig radarstrahlen, auf der Karte herumspringen und fluchen. Die Alternative »Fernsteuerung« von Truppen, bei denen man sie direkt mit dem Mauszeiger markiert, frustriert durch die ausgesprochen schwammige Maussteuerung.
Übersicht und schnelle Kontrolle, die beiden Generaltugenden effektiver Strategiespiele, gehen in Stormrise verloren.
Das ist insbesondere deshalb schade, weil Stormrise taktisch durchaus vielfältig zu sein scheint; Kontrollpunkte lassen sich erobern und mehrstufig ausbauen, die Soldatenklassen unterscheiden sich in ihren Stärken und Spezialfähigkeiten deutlich. Auch die nette Inszenierung samt launig plaudernder Hauptcharaktere trägt zur ordentlichen Atmosphäre bei. So hätte Stormrise solider Strategie-Standard sein können - wäre da nur nicht WHIP SELECT (TM).
Den ausführlichen Test zu Stormrise lesen Sie demnächst hier auf GameStar.de.
» Screenshots aus der Testversion in der Stormrise-Galerie
» Kurzclip zu Stormrise auf der Spielübersichtsseite ansehen
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