Um meinen Gaming-PC aufzurüsten, musste ich erst downgraden – und es hat sich gelohnt

Der Stromverbrauch seines Spiele-Rechners bereitete Denis Kopfschmerzen. Die Lösung des Problems ist ein Mini-PC, kaum größer als eine Hand.

Der Mini-PC Obsmart AW-13 4K ist nicht nur sparsam, sondern dafür auch erstaunlich leistungsstark. Der Mini-PC Obsmart AW-13 4K ist nicht nur sparsam, sondern dafür auch erstaunlich leistungsstark.

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Ich hatte lange überlegt, ob es sich überhaupt rechnet, ewig recherchiert und dann doch nach Bauchgefühl entschieden. Es hat sich gelohnt, denn ich spare nicht nur Strom, ich habe auch an Lebensqualität gewonnen. Meine Lösung mag nicht für jeden ideal sein, aber ich wünschte mir, ich wäre früher auf die Idee gekommen, mir einen Mini-PC für Alltagsarbeiten zuzulegen.

Von maxi zu mini

Alles begann mit den Aufrüst-Plänen für meinen Spiele-Rechner. Ich wollte mir Ende dieses Jahres eine Ryzen CPU zulegen. Eines von den sexy 7000er-Modellen, welche wohl irgendwann im Herbst erscheinen. Aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir. Ich musste aufgrund diverser privater Umstände schon im Frühjahr aufrüsten, und da ich als beruflich motivierter Spiele-Rezensent moderne Leistungsmerkmale mitnehmen wollte – etwa Unterstützung für DDR5-Ram und die neueste PCI-Express-Schnittstelle – biss ich die Zähne zusammen und kaufte widerwillig einen i7 der zwölften Generation.

Wenn es um Leistung geht, spricht nichts gegen Intel, aber deren aktuelle Prozessor-Reihe genießt beim Thema Energieverbrauch keinen guten Ruf, daher plagte mich in Zeiten steigender Strompreise mein grünes Gewissen. Beim Spielen mag ich akzeptieren müssen, dass sich mein Stromzähler in eine Kreissäge verwandelt, schließlich saugt schon meine Geforce RTX 3080 gewaltige 320 Watt. Aber ist es unbedingt nötig, bei allen anderen alltäglichen Anwendungen mit Kanonen auf Spatzen zu schießen?

Ich habe es der Neugierde halber mal gemessen. Mein neuer Spiele-Rechner saugt grundsätzlich 84 Watt. Einfach so, fürs Nichtstun, obwohl CPU, Motherboard und Lüfter kaum beansprucht werden. Bewege ich die Maus, steigt der Verbrauch auf 90 Watt. Fürs Web-Surfen werden 105 Watt, und mit Photoshop bis zu 130 Watt fällig. Als ich den Stromhunger meines Monitors dazurechnete, sackte mir das Herz in die Hose, denn solche Pillepalle-Aufgaben verrichtet mein Smartphone mit lächerlichen 3 Watt. Apropos stromhungrig - Was Computer im Standby verbrauchen, erfahrt ihr hier:

Zum Glück hatte ich schon vorher ein wenig recherchiert und mir eine Gegenmaßnahme überlegt. Der Gedanke, dass mein PC die meiste Zeit gar nicht mit dem Darstellen von Spielen beschäftigt ist, sondern beim Surfen oder bei der Textverarbeitung sinnlos Geld verbrennt (und zugleich die Umwelt belastet), motivierte mich zum Kauf eines Geräts mit dem wenig blumigen Namen Obsmart AW-13 4K Mini PC. Ein Lenovo ThinkCentre oder ein No-Name-System ähnlicher Bauart hätte es sicher auch getan, aber der lüfterlose Betrieb und die hohe Anzahl positiver Rezensionen waren das Zünglein an der Waage bei der Kaufentscheidung.

Ein unscheinbares Kraftpaket

Rund 350 Euro durfte ich berappen. Zwei Tage später klopfte der Paketbote an die Tür und drückte mir eine unscheinbare kleine Kiste in die Hand. Darin lag ein Gerät von gerade mal 15 x 15 x 5 Zentimetern, ausgestattet mit 16 Gigabyte DDR4-RAM, einem Intel N5100 Quad-Core-Prozessor, drei Monitor-Schnittstellen mit 4K-Unterstützung, W-Lan und einem vorinstallierten Windows 11. Ledglich sein 256 GB großer SSD-Speicher wirkt auf Dauer etwas mager, aber dem kann man mit mobilen Festplatten oder einer Micro-SD-Karte entgegenwirken.

Huch, ist der winzig! sagte meine Frau. Nicht nur klein, sondern auch unglaublich dünn. Praktisch, weil der Kasten hinter dem Monitor versteckt werden kann. Dennoch weckte diese Aussage erste Zweifel in mir. Hatte ich mich blenden lassen? Kann so ein Werkzeug, das noch kleiner ausfällt und sparsamer arbeitet als ein typischer Bare-Bone, überhaupt befriedigend sein? Stellt die Kiste eine Alternative zu den aus der Mode gekommenen Intel NUC-Rechnern dar?

Trotz des kompakten Designs hat alles seinen Platz. Die drei 4K-fähigen Monitor-Anschlüsse lassen sich gleichzeitig nutzen. Trotz des kompakten Designs hat alles seinen Platz. Die drei 4K-fähigen Monitor-Anschlüsse lassen sich gleichzeitig nutzen.

Probieren geht über studieren, also schloss ich alle beiliegenden Kabel an und testete meine neue Anschaffung auf Herz und Nieren. Zumindest war das mein Plan, bis mir auffiel, das etwas fehlte: Maus und Tastatur.

Stromsparender Desktop-Ersatz

Ich hatte das wichtigste vergessen, hätte also entweder ständig Maus, Tastatur und Drucker umstöpseln, oder neue Peripherie kaufen müssen, die meinen Schreibtisch in einen Kabelsalat verwandelt. Nach ein wenig Grübeln entschied ich mich für einen USB-Switch als Lösung. Er erlaubt mir, meine Peripherie an beiden Rechnern parallel zu nutzen. Puh! Gerade noch die Kurve gekriegt. Also rein in die Praxis: Was kann der Rechenzwerg?

Die Antwort ließ ein wenig auf sich warten, denn die Einrichtung des vorinstallierten Windows 11 dauerte weit länger, als ich es gewohnt war. Däumchen drehend schaute ich gelegentlich minutenlang auf einzelne Seiten des überwiegend automatisierten Prozesses. Für mein Empfinden kein gutes Zeichen.

Ich sollte mich irren. Wie sich herausstellte, vermochte der winzige Rechenknecht fast alles zu erledigen, was ich ihm auftrug, wenn auch ein wenig langsamer und nicht immer in vollem Umfang. Surfen, Youtube, Netflix, Musik hören, Office-Anwendungen und ein wenig Photoshop? Dank HTML5- und Silverlight- Unterstützung samt bis zu 2,7 Gigahertz CPU-Takt alles kein Problem. Sogar einfache 2D-Spiele und alte 3D-Klassiker wuppt der kleine Kasten dank der integrierten Intel-600-Grafikeinheit.

Allemal ausreichend, um meinen Spiele-PC dauerhaft vom Strom zu nehmen, solang ich nicht zocken, Videos bearbeiten oder Musik am DAW komponieren will. Mit 6 Watt im Standardbetrieb und maximal 13,5 Watt Verbrauch bei höchster Belastung spare ich im Vergleich zu meinem Spiele-Rechner je nach Aufgabe zwischen 1400 und 900 Prozent Saft.

Zugegeben, jemand der seinen Rechner nur phasenweise nutzt, lächelt milde über die paar Euro, die er im Monat gutmacht. Aber mein Rechner läuft zwischen 10 und 15 Stunden am Tag. Da kommt einiges zusammen.

Kleine Opfer

Jubel im Paradies? Nicht ganz. Ein paar kleine Opfer muss ich zugunsten meiner Stromrechnung bringen. Websurfen mit mehr als 10 offenen Tabs macht aufgrund schleppenden Nachladens keinen Spaß, weil datenintensive Seiten wie Facebook mit ihren unzähligen Bildern und Emojis die Bandbreite des Arbeitsspeichers zukleistern.

Auch Videos per Capture-Karte aufzeichnen, beziehungsweise zu Youtube oder Twitch streamen, fällt flach, weil die Grafikeinheit keine Hardware-Unterstützung für Codecs mitbringt. Das Codieren per Software funktioniert theoretisch, doch bei 1080p stottert alles, sobald viele Details ins Bild kommen. Für solche Aufgaben hätte ich ein aktiv gekühltes Mini-PC-System mit einem besseren Prozessor nehmen müssen.

An schnellen USB-Ports für Peripherie und externe Festplatten mangelt es nicht. An schnellen USB-Ports für Peripherie und externe Festplatten mangelt es nicht.

Gerade am Anfang verlangt das einiges an Umstellung für so eine vermeintlich kleine Anschaffung. Aber ich gewinne auch viel. Allein diese herrliche Ruhe beim Texte schreiben will ich nicht mehr missen. Während ich diese Zeilen Tippe, höre ich nur das Klappern meiner Tastatur.

Der Lüfter in meinem Gaming-PC – ein Dark Rock 4 Pro – ist mit weniger als 25 Dezibel unter Höchstlast zwar recht leise, aber der Unterschied zwischen kaum und gar nicht hörbar könnte beim kreativen Arbeiten kaum größer sein. Das ist zurückgewonnene Lebensqualität, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Link zum Podcast-Inhalt

Ebenfalls ein Gewinn: neue Mobilität. Warum sollte ich meinen Laptop mit in den Urlaub nehmen, wenn ich ihn nicht am Strand oder beim Sightseeing nutze, sondern nur abends im Hotelzimmer, wo sowieso ein Fernseher steht? Zusammen mit einer Mini-Tastatur passt das Ding locker in jede beliebige Reisetasche und erspart es mir, meine Netflix-Daten in einen fremden Fernseher einzutippen. Ein netter Bonus!

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