Solide Fortsetzung ohne Überraschungen

Rezension: „Batman: Arkham Origins“ – Plattform: Steam

von ModuGames am: 30.06.2021

Hier finden Sie meine bisherigen Rezensionen zu den Spielen der Batman: Arkham-Reihe:

Jeder fängt bekanntlich einmal klein an – selbst Batman. Im 2013 veröffentlichten Arkham Origins erleben wir die Anfänge des Dunklen Ritters, den wir zuvor in Arkham Asylum und Arkham City gespielt haben. Doch statt den Rocksteady Studios, welche die ersten beiden Serienteile kreierten, zeichnen sich Warner Brothers Games Montreal für die Entwicklung von Origins verantwortlich. Können WB Games also an die spielerischen Qualitäten der Vorgänger anknüpfen?

Batman kinda begins

Wer aufgrund der Einleitung nun eine richtige origin story erwartet hat, wie man sie etwa aus Christopher Nolans „Batman Begins“ kennt, den muss ich leider enttäuschen. Unser Batman in Arkham Origins streift schon seit einigen Jahren durch Gotham, doch für die Öffentlichkeit ist er immer noch eher ein Mythos. Auch mit vielen seiner späteren Erzrivalen ist er noch nicht aneinander geraten. Zu Beginn des Spiels versuchen wir, die üblen Machenschaften des Bandenbosses Black Mask aufzuhalten. Dieser mag jedoch Fledermäuse nicht sonderlich gerne und setzt acht Killer auf Batman an, darunter etwa Bane oder Firefly. Wir müssen also die Auftragsmörder hinter Schloss und Riegel bringen und außerdem Black Mask einbuchten.

In Arkham Origins erleben wir Bruce Wayne als jungen, ungestümen Batman. 

Das ganze wird natürlich auch mit einigen Plottwists garniert. Diese sind zwar zumeist sehr vorhersehbar, aber ich möchte sie trotzdem nicht spoilern, deswegen auch die sehr knappe Zusammenfassung. Die Geschichte muss sich qualitativ nicht hinter denen der Vorgänger verstecken, ist aber auch nicht unbedingt besser. Positiv macht sich vor allem der Umstand bemerkbar, dass Batman innerhalb der Geschichte eine merkliche Verwandlung durchläuft. Er beginnt als brutaler Rächer, der nichts und niemandem vertraut – nicht einmal seinem Butler Alfred. Im Verlauf der Handlung erkennt Bruce seine eigene Verwundbarkeit und den Wert von Freunden und Verbündeten. Die Charakterentwicklung ist sehr befriedigend.

Killer ohne Spannung

Weniger schön ist die Struktur der Handlung. Das hängt vor allem mit den bereits angesprochenen Auftragskillern zusammen. Nicht alle davon bekämpft man in der Hauptstory, einige sind auf Nebenmissionen ausgelagert. Trotzdem scheint es so, als müsse die Handlung immer diese eine Killer-Quote erfüllen. Dabei sind die meisten Halunken noch nicht einmal sonderlich schwer zu besiegen oder relevant für die Geschichte. Auch habe ich mich durch die Auftragsmörder nie wirklich bedroht gefühlt, auch wenn an einer Stelle sogar die Bathöhle selbst angegriffen wird. Da hat es Arkham City deutlich besser verstanden, Spannung aufzubauen.

Hier geben wir Deathstroke eins auf die Rübe. Wer einmal das Angriffsmuster eines Bossgegners verstanden hat, hat leichtes Spiel.

Insgesamt habe ich acht Stunden mit der Haupthandlung von Arkham Origins verbracht und mich dabei gut unterhalten gefühlt. Hauptgrund dafür sind die überzeugend dargestellten Bösewichte und deren Verhältnis zu Batman. Mehr als noch in den anderen Serienteilen wird Batmans Persönlichkeit unter die Lupe genommen, was sehr spannend ist. Wem dies aber noch nicht reicht, kann noch etwa drei Stunden mit der Erweiterung „Ein eiskaltes Herz“ verbringen. In dieser Nebengeschichte treffen wir zum ersten Mal auf Mr. Freeze, was sich, wie auch die Haupthandlung, als unterhaltsam herausstellt. Vor allem der neue XE-Anzug für extreme Umweltbedingungen ist ein echtes Highlight.

Spaß mit Schockhandschuhen

Spielerisch bleibt Origins der Linie der bisherigen Arkham-Serienteile treu. Wir steuern Batman aus der Third-Person-Perspektive, hauen Schurken mit dem Freeflow-Kampfsystem um, sammeln Erfahrungspunkte und verbessern unsere Fähigkeiten. Damit keine Abnutzungserscheinungen auftreten, führt das Spiel einige neue Features ein, etwa mehr Gegnertypen (wie den Kampfkünstler) oder die Schockhandschuhe. Letztere können wir aktivieren, wenn wir eine gewisse Anzahl an Schlägen gelandet haben. Die Schockhandschuhe richten nicht nur zusätzlichen Schaden an, sondern sehen auch noch extrem cool aus. Generell spielen sich die Kämpfe gewohnt gut und sehr befriedigend. Jedenfalls trifft dies auf reguläre Gefechte zu – Bosskämpfe neigen zu stark repetitiven Abläufen.

Das Rekonstruieren von Tathergängen gehört zu den interessantesten neuen Spielmechaniken. 

Sehr schön ist hingegen der überarbeitete Detektivmodus. Wie schon in den anderen Serienteilen können wir „X“ drücken und schon ändert sich Batmans Wahrnehmung: Gegner werden hervorgehoben, Zugänge werden sichtbar etc. So weit, so bekannt. Neu ist allerdings, dass wir Tatorte genauer analysieren können. Je mehr Details eines Verbrechens wir untersuchen, desto mehr können wir den Tathergang rekonstruieren. Das wird auch optisch sehr cool dargestellt, denn wir können ein Hologramm des Verbrechens beliebig vor- und zurückspulen. Da fühlt man sich auch gleich wie der beste Detektiv der Welt.

Hat da jemand „Türme“ gesagt?

Arkham Origins geht auch in Sachen Open World noch einen Schritt weiter als seine Vorgänger. Und zwar wurde diesmal ein Schnellreisesystem eingeführt, das über – Sie haben es sich bestimmt schon gedacht – Türme funktioniert. Da haben die Entwickler bei Warner Bros. Games Montreal wohl mal zur Konkurrenz von Ubisoft rübergeschielt und entschieden, dass man so etwas heutzutage braucht. Nun ja, sei's drum. In Gotham City sind insgesamt sieben Funktürme verteilt, die vom Riddler verwendet werden, um Batmans Schnellreise zu verhindern. Wir müssen die Türme also abschalten, was mit kleinen Rätseln verbunden ist, um in unseren Batwing einsteigen und uns zu anderen Teilen Gothams fliegen lassen zu können.

Der Riddler alias Enigma tut nichts lieber, als Batman Steine in den Weg zu legen. Seine Funktürme stören das Schnellreisesystem und müssen daher abgeschaltet werden.

Glücklicherweise ist die offene Welt klein genug, dass man nicht auf die Schnellreise angewiesen ist. Mit dem Greifhaken schwingt man blitzschnell von Dach zu Dach – zumindest in der Theorie. In der Praxis gibt es oft nicht genug Stellen, auf die man mit dem Greifhaken feuern kann, was die Fortbewegung unnötig erschwert. Das lief in City besser. Die Welt ist gleichzeitig auch etwas mehr gefüllt als noch im Vorgänger. Dabei handelt es sich um den typischen Open-World-Kram – hier etwas zerstören, dort Gegner verkloppen, da drüben etwas einsammeln. Ja, es gibt auch storylastige Nebenmissionen, allerdings fand ich diese verhältnismäßig unterwältigend. Das größte Problem an der offenen Welt ist sowieso ihre visuelle Gestaltung. Gotham City ist, wie auch schon die Spielwelt des Vorgängers, schlicht und ergreifend ziemlich langweilig. Nicht nur ist grundsätzlich immer Nacht, auch die Farbpalette ist sehr eintönig.

Hübsche Grafik, toter Mehrspieler

Sieht man von der eintönigen Stadt einmal ab, ist Arkham Origins durchaus sehr hübsch. Grafisch wird hier der bis dato größte Sprung der Serie vollzogen: Mit besseren Modellen, Texturen, Partikeleffekten und Kameraeinstellungen kann sich Origins klar von seinen Vorgängern abheben. Ebenfalls auffällig: Die Arkham-Serie war optisch schon immer eine Mischung aus Realismus und Comic-Ästhetik. Origins verschiebt den Regler etwas mehr in Richtung Realismus, was sich besonders bei der Gestaltung der Bösewichte niederschlägt, welche weniger überzogen wirken. Ob man das gut findet, ist freilich Geschmackssache, aber ich kam gut damit klar. Erwähnenswert finde ich auch noch, dass Arkham Origins einen Mehrspielermodus hat – oder besser gesagt: hatte. Der Multiplayer hat schon vor Jahren das Zeitliche gesegnet, dementsprechend habe ich keine Ahnung, wie er genau ausgesehen hat. Folglich fließt er auch nicht in die Wertung mit ein. Allerdings halte ich einen Mehrspielermodus in einem solchen Spiel sowieso für unnötiges Beiwerk.

Fazit

Wie Sie sicher schon gesehen haben, vergebe ich für Batman: Arkham Origins eine 76. Warum eine so verhältnismäßig niedrige Wertung, wo doch die beiden Vorgänger eine 80+ bekommen haben? Nun, das ist eine gute Frage. Im Grunde macht das Spiel vieles richtig: Solide Geschichte mit viel Charakterentwicklung, unterhaltsame Kämpfe und einige ganz nette Innovationen wie der überarbeitete Detektivmodus. Aber... irgendwie springt der Funke nicht ganz so über wie in Asylum und City. Es ist schwierig, genau den Finger darauf zu legen. Möglicherweise sind es die Auftragsmörder, welche die Handlung etwas zu sehr in die Länge ziehen. Vielleicht ist es das Nachlaufen von Trends, das hier offensichtlich praktiziert wird (Türme, Mehrspielermodus etc). Vielleicht mag ich das neue Entwicklerstudio WB Games Montreal auch einfach nicht. Wer weiß. Jedenfalls finde ich Arkham Origins etwas schwächer als seine Vorgänger, aber gut ist es trotzdem. Für Fans der Serie absolut empfehlenswert und auch unabhängig von der Batman-Thematik ist Origins ein kompetent umgesetztes Action-Adventure.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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