Vor Kurzem hat ein Bericht der britischen Zeitung The Sun auch hierzulande für Aufmerksamkeit gesorgt, unter anderem bei den Webseiten Stern, Chip und Business Insider.
Darin geht es um eine Aldi-Filiale in London mit der Bezeichnung Shop&Go
, in der seit 2021 ein Pilotprojekt durchgeführt wird.
So viel sei schon jetzt gesagt: Es gibt keine Anzeichen dafür, dass das Konzept dahinter auch in Deutschland bald getestet wird, zumal es sich um eine einzige Aldi-Filiale in Großbritannien handelt. Es geht also nur um ein erstes Experiment, auch wenn es abseits von Aldi nicht das erste und einzige dieser Art ist.
Update, 16. März: Wir haben den Artikel um zusätzliche Links und um einen weiteren vergleichbaren Versuch dieser Art am Ende ergänzt.
Was macht die Aldi-Filiale in London so besonders?
- Zahlen beim Eintritt: Um die Filiale im Londoner Stadtteil Greenwich betreten zu können, muss man zunächst zehn Pfund bezahlen, die als Kaution dienen. Dazu kann man entweder eine App oder seit Januar 2024 auch eine Kreditkarte benutzen.
- Analyse des Einkaufs per KI: Während man in dem Laden einkauft, sorgen Kameras und ein KI-gestütztes System dafür, dass Aldi weiß, was man alles mitnimmt (oder wieder zurücklegt).
- Verlassen ohne Kassen: Nach dem Einkauf kann man die Filiale einfach verlassen, und die eingepackten Waren werden automatisch über die App oder die genutzte Bezahlkarte abgerechnet.
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Was passiert, wenn man nichts oder weniger einkauft, als man beim Eintritt gezahlt hat?
In diesem Fall bekommt man sein Geld beziehungsweise den zu viel gezahlten Betrag zurück.
Das kann allerdings ein paar Tage dauern, was laut Business Insider durchaus für Kritik sorgt.
Wie wahrscheinlich ist es, dass so etwas in Deutschland kommt?
Nach aktuellem Stand sehr unwahrscheinlich. Im Zuge der Aufmerksamkeit für das Thema durch den Bericht von The Sun hat Hessentoday.de bei Aldi Süd nachgefragt und eine klare Antwort erhalten, wie das Portal folgendermaßen schildert:
Shop&Go bleibe ein auf das Vereinigte Königreich beschränkter Testlauf. Es gebe derzeit keine Pläne, ähnliche Konzepte in Deutschland einzuführen. Deutsche Kund:innen müssen also in absehbarer Zukunft kein „Eintrittsgeld“ in einer Shop&Go Filiale entrichten.
Erschwerend hinzu kommt, dass es laut The Sun noch keine weiteren Filialen dieser Art in England gibt, obwohl das Projekt bereits 2021 gestartet wurde. Stattdessen wolle sich Aldi auf das bereits breitflächiger bekannte Konzept von Selbstbedienungskassen konzentrieren, so ein Sprecher des Unternehmens.
Eine völlig neue Art des Einkaufens
Dass das Projekt schon 2021 in England startete, berichtet Aldi Deutschland in einem eigenen Artikel dazu. Er bezeichnet die Idee wie oben zitiert als eine völlig neue Art des Einkaufens
, auch wenn sich diese Art nach aktuellem Stand eher nicht durchzusetzen scheint.
Die Umsetzung war alles andere als trivial, wie der oben verlinkte Artikel deutlich macht. Darin heißt es unter anderem:
Die KI muss im Store Produkte korrekt zuweisen können. Eine Besonderheit diesbezüglich bei Aldi Süd ist, dass Produkte oft in größeren Paketen oder auf Paletten im Discounter platziert sind und nicht immer sauber getrennt voneinander stehen [...]. Server, Sensoren, Zahlungssystem, Produktdatensystem – die App, die Systeme im Hintergrund und die KI müssen mit allen Variablen sprechen können.
Zu Beginn des Projekts war übrigens die Nutzung einer App verpflichtend, was laut Aldi viele Kunden vom Einkaufen in der Filiale abgehalten hat. Daher wurde Anfang 2024 die Möglichkeit ergänzt, durch einfaches Aufhalten einer Kreditkarte an einem passenden Sensor Zuritt zu erlangen.
Nicht der einzige Versuch dieser Art
Hierzulande gibt es von Rewe fünf sogenannte Pick&Go-Filialen, die nach einem vergleichbaren Konzept vorgehen – allerdings ohne beim Betreten des Supermarktes eine Kaution zu verlangen.
Einen ähnlichen Ansatz hat außerdem bereits Amazon in Shops in den USA und Großbritannien verfolgt. Wie 20min.ch in einem Artikel zu dem REWE-Konzept berichtet, ist dabei zur Überwachung der Einkäufe aber wohl nicht nur KI zum Einsatz gekommen, sondern auch menschliche Mitarbeiter.
Auf dem Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung in Heilbronn steht außerdem eine so genannte shop.box, die ebenfalls autonomes Einkaufen ohne Bezahlen an der Kasse ermöglicht.
Noch handelt es sich aber nur um sehr vereinzelte Versuche dieser Art. Kassen werden uns in Deutschland also wohl noch eine lange Zeit begleiten.
Könntet ihr euch vorstellen, gegen Bezahlung einer Kaution in so einem Geschäft einzukaufen, wenn ihr euch dafür den Gang zur Kasse spart? Müsste das Zahlen der Kaution dafür so wie bei Rewe wegfallen oder sagt euch das KI-gestützte Konzept generell nicht zu? Schreibt es gerne in die Kommentare!
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