Apple ohne Intel: Wieso die Trennung auch für PCs eine Kehrtwende sein könnte

Hat der klassische x86-Prozessor ausgedient? Und was versteckt sich eigentlich hinter x86, ARM, RISC und Co. - was sind die Unterschiede?

Liegt die Zukunft des PCs in ARM-Prozessoren? Liegt die Zukunft des PCs in ARM-Prozessoren?

Dass Apple Intel den Rücken kehrt und künftig selbst entwickelte ARM-Prozessoren verbaut, ist längst keine Neuigkeit mehr - ein Insider behauptete, dass die Qualitätssicherung der Skylake-Prozessoren zu schlecht gewesen sei.

Neu ist aber eine Aussage des ehemaligen Chefentwicklers von Apple, Jean-Louis Gassée. Seiner Meinung nach könnten PC-Hersteller gezwungen sein, ebenfalls zu ARM zu wechseln, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben:

"Was werden Dell, HP, Asus und andere konkret tun, wenn Apple wesentlich bessere Laptops und Desktops anbietet und Microsoft Windows auf Geräten mit ARM-Oberfläche weiter verbessert? "

"Um konkurrenzfähig zu bleiben, werden die PC-Hersteller nachziehen müssen, sie werden auf ARM umsteigen, denn - defensive Rhetorik mal beiseite gelassen - Apple und Microsoft werden dafür sorgen, dass sich die x86-Architektur so anfühlt, wie sie tatsächlich ist: alt."

Vorteile für ARM? Gassée zufolge, der sich wiederum auf einen nicht näher genannten Geekbench-Test bezieht, sei Apples A12Z auf dem Niveau seines MacBook Pro. Man könne zwar nichts Genaues zur TDP sagen, aber das Netzteil des iPad Pro (in dem der A12Z verbaut ist) liefere 18 Watt. Man könne sich also vorstellen, wohin die Reise mit künftigen Macs geht: »Signifikant geringere TDP, ohne Rechenleistung zu verlieren.«

Wer ist Jean-Louis Gassée?
Jean-Louis Gassée ist ein französischer Unternehmer und war von 1981 bis 1990 bei Apple beschäftigt. Er war in den 1980er-Jahren unter anderem für die Entwicklung des Macintosh verantwortlich.

Einen interessanten Beitrag zum Thema x86 versus ARM liefert der Youtube-Kanal Coreteks (in englischer Sprache):

Link zum YouTube-Inhalt

Ist x86 wirklich alt & was ist ARM überhaupt?

Alles begann 1978: Tatsächlich hat x86 schon einige Jahre auf dem Buckel. Eingeführt wurden die Mikroprozessor-Architektur und der damit verbundene Befehlssatz 1978 mit dem namensgebenden 8086-Prozessor (16-Bit-CPU) von Intel. Seither wurde der Befehlssatz (Instruction Set Architecture, ISA) ständig weiter entwickelt, beispielsweise 1985 durch eine 32-Bit-Befehlssatzerweiterung (i386).

Heutzutage spricht man von x64, womit eigentlich x86-64 gemeint ist, also eine 64-Bit-Implementierung.

Was ist ARM? ARM gehört einer anderen Prozessorfamilie an respektive verwendet andere Befehlssätze als x86. ARM (Advanced RISC Machines) ist dabei ein eigenständiges Unternehmen und vergibt für die gleichnamige Architektur Lizenzen, zum Beispiel an Apple. Genauso wie von Intels x86 gibt es auch von ARM 32- und 64-Bit-Architekturen. Der erste ARM-Prozessor trat übrigens als ARMv1 1985 seinen Dienst an.

x86 versus ARM

CISC versus RISC: Für die Unterscheidung von x86- und ARM-Prozessoren ist zudem wichtig zu wissen, dass es sich bei x86 um einen sogenannten CISC-Prozessor handelt. CISC steht für Complex Instruction Set Computer, zu deutsch Rechner mit komplexem Befehlssatz.

ARM hingegen basiert auf den Prinzipien der RISC-Design-Philosophie, kurz für Reduced Instruction Set Computer, zu deutsch Rechner mit reduziertem Befehlssatz.

RISC ist grundlegend effizienter: Vereinfacht gesagt, sind RISC-Befehle für den Prozessor leichter zu verstehen, da sie fest verdrahtet sind - dadurch können sie sehr schnell und effizient ausgeführt werden. CISC-Befehle hingegen werden meist über Microcode ausgeführt, quasi eine zusätzliche Übersetzungsschicht. Für Entwickler war und ist Programmieren damit in der Regel leichter, allerdings auf Kosten der Effizienz.

Unterschiede werden weniger: Heutzutage haben sich die beiden Design-Philosophien einander sehr weit angenähert. So beherrschen RISC-Prozessoren komplexere Befehlssätze und CISC-Prozessoren verfügen über RISC-ähnliche Design-Komponenten. Dennoch gelten ARM- respektive RISC-Prozessoren als effizienter, weshalb sie in mobilen Geräten wie Smartphones Einsatz finden.

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