Die Asus ROG Azoth Extreme sieht aus wie das gleichnamige Modell ohne Extreme
hinten dran, ist aber gut doppelt so teuer und hat eine Handballenablage.
Mit rund 600 Euro bittet der Hersteller uns zur Kasse. Seit dem Release der neuen Hochleistungstastatur schwankt ihr Preis stark. Zudem ist sie schlecht verfügbar.
In unserem langen Praxistest war ich unabhängig davon neugierig, wo all die Exklusivität herrührt und vor allem: Ist der Preis wirklich angemessen?
Ein kleiner Spoiler vorweg: Die Antwort lautet Jein
, denn es kommt bei dieser Gaming-Tastatur stärker als je zuvor auf euch an.
Transparenzhinweis: Asus hat mir die ROG Azoth Extreme für den Test kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf den Artikelinhalt und bekam keine Einsicht vor dem Erscheinen des Tests. Es bestand keine Verpflichtung zu einem Testbericht.
Ein Lamborghini als Tastatur
Es ist eine Herausforderung, die Asus ROG Azoth Extreme zu besprechen, ohne zu sehr auf Details einzugehen, die den Rahmen spregen würden. Diese Komplett-Tastatur strotzt nur so vor Besonderheiten.
Zunächst das Offensichtliche: Die Materialqualität ist erlesen. Sogar die Verpackung der Asus ROG Azoth Extreme sucht ihresgleichen und lässt sich, was den imposanten Ersteindruck angeht, höchstens mit der Anvil Native (Test) vergleichen.
Derbe PBT-Tastenkappen, die rauesten, die ich bisher erlebt habe (für manche eventuell zu ausgeprägt), liegen in einem Gehäuse (Bauform Tank
) aus gebürstetem Aluminium. Selbst die Handgelenkablage ist mit Aluminium unterlegt.
Die gesamte Tastatur, inklusive des Zubehörs, ist in einem matten Schwarz gehalten. Oben rechts befindet sich ein programmierbares OLED-Display. Dort können wir uns Informationen wie den Ladestand oder auch Gifs anzeigen lassen.
So habe ich getestet
Ich hatte die Asus ROG Azoth Extreme insgesamt ungefähr sechs Wochen lang im Einsatz. Während der Zeit benutzte ich sie bei der Büroarbeit zum Schreiben. Nach Feierabend und an den Wochenenden spielte ich damit. Darunter waren viele kleinere Indie-Titel, das Rollenspiel GreedFall 2, ein paar Runden im Rhythmus-Shooter Metal: Hellsinger und Silent Hill 2.
Spezifikationen
- Format: 75%
- Schalter: ROG NX Snow Mechanical Switch (linear) – vorgeschmiert, schallgedämpft
- Verbindung: USB 2.0 (Typ-C nach Typ-A), Bluetooth 5.1, 2,4 GHz-Funk
- Akkulaufzeit: 1.600 Stunden bei 1.000 Hertz, ohne Beleuchtung und Display (Herstellerangabe, die nicht überprüft werden konnte)
- System: macOS 10.11 oder darüber, Windows 11
- Abfragerate: 1.000 Hz, bis zu 8.000 Hz mit ROG Polling Rate Booster (enthalten)
- Beleuchtung: Ja, per Key-RGB, Aura Sync
- Software: Armoury Crate
- Gehäuse: Aluminium
- Tastenkappen: Double-Shot-PBT
- Hot-Swap: Ja (lest hier, warum Hot-Swap wichtig ist)
- Display: 1,47-Zoll-Full-Color-OLED-Touchscreen
- Abmessungen: 332 x 139 x 40 mm
- Gewicht: 2.200 g (mit Handballenablage), 1.475 g (ohne)
- Lieferumfang: Tastatur, Handgelenkablage, Namensplättchen, 2 x Sets mit magnetischen Füßen, ROG Polling Rate Booster, Tastengreifer, Ctrl-Ersatztastenkappe, 2 x ROG NX-Switches, USB-Dongle, USB-Extender, USB-C-nach-USB-A-Kabel (2 m), Aufbewahrungsbeutel aus Staubtuchmaterial, Silikon Pins, 8 x Foam-Aufkleber für ROG Keyboard Stabilizer Swap, ROG-Aufkleber, Schnellstart-Guide, Garantiekarte, Dankeskarte
Preis und Verfügbarkeit
- Release: Bereits erfolgt (20. August 2024)
- Preis: Rund 600 Euro (Stand November 2024)
Der Blick unter die Haube
Die Azoth Extreme ist dreifach schallgedämpft und für eine mechanische Tastatur leise. Ihren Anteil daran haben nicht nur die Dämmlagen im Inneren, sondern auch die Gasket Mount
-Dichtungshalterungen aus Silikon, die die Schallausbreitung minimieren sollen.
Und hier bietet die Asus ROG Azoth Extreme eine Besonderheit: Per Schieberegler auf der Unterseite der Tastatur kann zwischen hard
und soft
gewählt werden, sprich die Montageart angepasst werden, ohne das Gerät auseinanderzubauen.
Wer ein knackigeres Tippgefühl mag, wählt hard
, wer es flexibler möchte, soft
. Durch Umlegen des Schalters wird quasi die Polsterung und somit das Tippgefühl sowie der Klang verändert.
Das Schöne daran ist, dass man sich zu keinem Zeitpunkt festlegen muss, wie es bei anderen Modellen der Fall ist.
Schalter und Hot-Swap
Ihr könnt die Tastatur mit linearen Schaltern (NX Snow) oder taktilen (NX Storm) kaufen. Beide Schaltertypen sind vorgeschmiert. Mein Testgerät hat die linearen Snow-Schalter.
Durch die Vorschmierung sind die Schalter geschmeidiger beim Schreiben. Außerdem werden sie dadurch leiser und der Verschleiß dezimiert.
Welche Schalterarten es gibt und welche für wen geeignet sind, könnt ihr am besten in unserem ausführlichen Ratgeber zum Thema Schalter bei Gaming-Tastaturen nachlesen.
Unter Umständen habe ich ein Montagsmodell erwischt, aber manche Tasten kamen mir beim Tippen minimal kratzig, also nicht ausreichend gleichmäßig geschmiert vor. Auch der Drei-Wege-Schalter verhält sich plump.
Wer möchte, kann bei Bedarf selbst nachschmieren oder per Hot-Swap die Schalter austauschen.
Allerdings sollte das zu dem hohen Endpreis nicht nötig sein, denn dies ist trotz eindeutiger Inspiration am Custom-Tastatur-Segment noch immer eine klassische Konsumer-Kompletttastatur und keine zum selber Basteln.
Hohe Abtastrate
Wie auch schon in unserem Test zur NZXT Function 2, die übrigens unseren Preis-Leistungs-Award bekommen hat, kommt bei Modellen mit bis zu 8.000 Hertz die Frage auf, wer eine so hohe Abtastrate überhaupt braucht.
Was ist die "Abtastrate" und wofür ist sie gut?
Die Abtastrate (auch Polling Rate
) gibt an, wie oft pro Sekunde Signale von einem Eingabegerät an den Rechner übermittelt werden. Sie wird in Hertz (Hz) gemessen und beeinflusst die Genauigkeit und Qualität der digitalen Übertragung des Signals. Höhere Abtastraten führen zu besseren Reaktionszeiten. Bei 1.000 Hz sendet eine Tastatur 1.000 Signale pro Sekunde an den Rechner. Der Abstand zwischen den Übertragungen beträgt eine Millisekunde (ms). Bei 8.000 Hz beträgt die Reaktionszeit 0,125 ms.
Insbesondere im kompetitiven Bereich kommt es auf exakte Übertragungen von Eingaben an. Lange Zeit galten 1.000 Hz als der Standard im Gaming-Bereich und dieser reicht auch heute noch für die meisten Spieler vollkommen aus. Grundsätzlich wird bei höherer Abtastrate dem Prozessor mehr Leistung abverlangt. 8.000 Hz bringen nur etwas, wenn auch der Rest des Setups mit derartigen Spezifikationen mithalten kann und wenn professionalisiert gespielt wird.
Fakt ist aber, dass vornehmlich höherpreisige Modelle derartige Spezifikationen bieten. So auch die Asus ROG Azoth Extreme.
Nicht jeder kann und will einen Lamborghini fahren
Mit der Azoth Extreme tippt und schreibt es sich ausgesprochen gut. Sowohl Haptik als auch Klang sind für mein Empfinden angenehm, aber auch die ungewöhnliche Tastenhöhe, die sich zwischen Standard- und Low-Profile bewegt, gefällt mir.
Um das volle Potenzial dieser High-End-Tastatur ausschöpfen zu können und ihre Besonderheiten zu schätzen zu wissen, müsst ihr euch zunächst einmal mit ihr auseinandersetzen. Richtig intuitiv funktioniert das allerdings nicht.
Die Azoth Extreme ist nicht nur überladen mit Features, auch die Software macht weniger erfahrenen Käufern einen Strich durch die Rechnung.
Ist das die Software oder eine Geduldsprobe?
Wer High-End-Gaming-Tastaturen testet, kommt meist nicht drumherum, auch die Software in Augenschein zu nehmen. Diese kann das Gesamtpaket entweder abrunden oder es Anwendern geradezu unmöglich machen, ihr Gerät wie gewünscht zu benutzen.
Bei der Asus Software Armoury Crate
trifft eher Letzteres zu. Sie bietet zwar alle Einstellungsoptionen, die zu einer solchen Software gehören, macht es uns aber auf jede erdenkliche Art schwer. Ständige Updates, Verzögerungen und allgemeine Langsamkeit können einem den letzten Nerv rauben.
So ist zwar schön, dass wir das OLED-Display mit einem eigenen Gif belegen können. Dass wir darauf aber mehrere Minuten warten müssen, wertet den ansonsten edlen Eindruck ab, den die Hardware selbst macht.
Für Luxus-Gamer, oder?
Die Asus ROG Azoth Extreme richtet sich an Spieler, die eine besondere, hochwertige und imposante Tastatur suchen – und auch das nötige Kleingeld dafür haben. 8.000 Hertz Abtastrate, Gaming-Profile und stark variierbare RGB-Beleuchtung lassen kaum Wünsche offen.
Bei 500 bis 600 Euro sollte dies alles jedoch zum untersten Standard gehören. Für einen solch hohen Preis hätte ich mit optischen oder magnetischen Schaltern sowie Schnellfeuer-, beziehungsweise Rapid-Triggern gerechnet.
Wenig durchdacht erscheinen mir zudem die Tastenkappen. Diese sind zugunsten der Beleuchtung northfaced
, also zum oberen Rand der Tastatur zeigend, was mir als RGB-Fan und Vielschreiberin eigentlich zusagt.
Die Sekundärzeichen werden aber nicht beleuchtet, denn sie sind nur aufgedruckt. Bereits bei minimal schlechterem Licht sind die Sekundärzeichen nicht mehr zu erkennen. Der Lichtdurchlass der Hauptzeichen ist zudem ungleichmäßig.
Anders als bei einem Gaming-Headset, wie dem Razer Kraken V4 Pro (Test), halte ich die Beleuchtung einer Tastatur für wichtig.
Nicht unbedingt, weil sie nett aussieht, sondern damit man auch bei nächtlichen Spiele-Sessions oder Schreib-Chats jederzeit alle Zeichen lesen kann, unabhängig davon, ob auch ohne Hinsehen getippt werden kann.
Natürlich können einige Teile wie die Schalter und Keycaps ausgetauscht werden, dafür muss aber erneut Geld investiert werden – und das will man bei dem hohen Grundpreis höchstwahrscheinlich eher ungern.
Wo ich nun aber das Thema Optik schon einmal angeschnitten habe: Sowohl das Tastaturgehäuse, als auch die Tastenkappen und die Handgelenkablage sind wahre Staub- und Haarmagnete.
Vor allem die Silikonablage verliert flott ihren edlen Look und lässt sich nur mit einem feuchten Tuch wieder vom Schmutz befreien. Was nützt einem also eine hübsche Tastatur, wenn man diese praktisch nur hinter luftdichtem Glas in sauberem Zustand bewundern kann?
Zu wuchtig, um mobil zu sein
Die magnetischen Anstellkegel aus Metall sind zwar ein Hingucker, erwiesen sich in meinem Alltag aber als unpraktisch.
Ich kann die Tastatur damit nicht auf meinem Tisch bewegen, ohne dass sie sich lösen. Das hohe Gewicht von Tastatur und Aluminium-unterlegter Handballenablage erschweren Bewegungen weiter.
Ich nehme meine Gaming-Tastaturen auch gerne mal mit ins Bett oder auf das Sofa. Aber nicht diese. Paradoxerweise ist die Azoth Extreme ein kabelloses Modell, zudem auch noch mit Dreifachanbindung.
Solltet ihr euch die Asus ROG Azoth Extreme kaufen?
Die Asus ROG Azoth Extreme lohnt sich für euch, wenn ihr ...
- die Tastatur schick findet und beim Spielen immer am Schreibtisch sitzt.
- einen luxuriösen Lieferumfang und eine beeindruckende Haptik möchtet.
- mit Low-Profile liebäugelt, die Bauweise aber dennoch wuchtig sein soll.
Alternativen zu Asus ROG Azoth Extreme
- Asus ROG Azoth, wenn ihr das gleiche Design für weniger als die Hälfte des Preises wollt.
- Anvil Native 75% (Test), wenn ihr eine ebenfalls massive Tastatur sucht, die aber wesentlich günstiger ist und bei der ihr Bestandteile wie Schalter, Farbe etc. selbst aussuchen könnt.
- Glorious GMMK 3 HE (Test) zum Selbstzusammenstellen, wenn ihr die freie Auswahl für alle wichtigen Bauteile haben wollt.
Zweifelsohne ist die Asus ROG Azoth Extreme der Sportwagen unter den Gaming-Tastaturen.
Allerdings bringt sie auch ähnliche Tücken wie ein Luxusauto mit sich. Zu viele Optionen und Extras überladen derartige Modelle, sodass nur Profis damit umzugehen und ihre Eigenschaften zu schätzen wissen.
Gleichzeitig gibt es mit Blick auf die Contra-Punkte auch Versäumnisse. Für rund 600 Euro kann man sich fantastische Custom-Keyboards zusammenstellen (lassen), ohne sich auf irgendwelche Kompromisse einlassen zu müssen.
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