Linear wie eine Einkaufsstraße
Die kompaktere Erzählweise hat auch einen Nachteil: Das Geschehen ist jederzeit auf einen Schauplatz beschränkt, wir dürfen nicht mehr wie im ersten Kapitel mit dem Taxi rumdüsen und zwischen den Orten wechseln. Dadurch spielt sich das Abenteuer streng linear.
Hinzu kommt, dass die zweite Episode nur eine Handvoll unterschiedlicher Umgebungen bietet: Neben Spanien (Montserrat) machen wir Asien (Mesopotamien) unsicher. Hier hätten wir uns mehr optische Vielfalt und vor allem spielerische Freiheit gewünscht, zumal auch die Perspektivwechsel durch die beiden Hauptcharaktere entfallen. Nico tanzt so gut wie gar nicht mehr nach unserem Mauszeiger, die meiste Zeit steuern wir George.
Logisch? Lahm!
Wie schon im Auftakt von der Sündenfall treffen wir auch in Episode 2 wieder auf alte Bekannte aus früheren Serienteilen. Nach der netten Blumenverkäuferin und dem französischen Wachmann Moue laufen uns diesmal auch die tollpatschigen Hendersons über den Weg. Zudem schlüpft eine bisher wenig prominente Figur in die Rolle des Bösewichts - der sich zuweilen idiotische Patzer leistet. Etwa, wenn er eine speerangelweit offenstehende Geheimtür in einer Steinwand übersieht und nicht mal mit den Schultern zuckt, obwohl sich George im Kerzenschein »versteckt« und lautstark Nicole anbrüllt, anstatt zu flüstern.
Abgesehen von diesen logischen Schnitzern nervt uns die schon beinahe stoische Ruhe der beiden Protagonisten. Selbst in dramatischen Situationen, in denen höchste Eile geboten ist, watscheln die Reporterin und der Versicherungsvermittler im lässigsten Spaziergang durch die Kulissen. Weil sich auch Bildwechsel und längere Fußmärsche nicht überspringen lassen, platzt ungeduldigen Spielern schon mal die Halsschlagader.
Da qualmt der Kopf
Dafür macht Der Sündenfall 2 bei seiner Kerndisziplin - den Rätseln - fast alles richtig. Haben die Denkaufgaben in der ersten Episode selbst schlecht dressierte Äffchen unterfordert, freuen sich Knobelfreunde nun über echte Kopfnüsse. So dechiffrieren wir nicht nur ein verschlüsseltes Telegramm und drehen Statuen auf einem Kaminsims, sondern basteln auch eine Bombe und musizieren mit Blecheimern. Sämtliche Rätsel sind nachvollziehbar in die Handlung integriert.
Dank des höheren Schwierigkeitsgrads kommen sogar Veteranen ins Schwitzen. Wer etwa auf Anhieb die gnostischen Symbole auf der Tafel der Wahrheit entschlüsselt, hat vermutlich ein abgeschlossenes Studium in Kryptologie. Ohne eine gute Kombinationsgabe, ein bisschen Fantasie und eine Löffelladung Adventure-Logik hilft nur die vierstufige Lösungshilfe weiter, die sukzessive Hinweise preisgibt und die Rätsel schließlich komplett für uns aufdröselt. Eine optionale Objektanzeige suchen wir übrigens abermals vergeblich. Das Absuchen der Kulissen fällt aber nicht negativ ins Gewicht.
Unterm Strich macht Episode 2 von Der Sündenfall vieles besser als das Einstiegskapitel. Die Geschichte ist greifbarer und die knackigeren Rätsel sind auch für alte Adventure-Hasen eine Herausforderung. Allerdings ergibt sich durch den abrupten Anspruchssprung zwischen den beiden Spielhälften keine angenehme Lernkurve. Darüber hinaus nerven immer noch einige technische Schlampereien, kleinere Übersetzungsfehler sowie die unbeholfene deutsche Dialogregie, die beim Abstimmen der Sprechertexte geschlampt hat. Trotz der guten deutschen Synchronsprecher klingen die Dialoge daher eher bemüht und wenig dynamisch. Immerhin: Eine Full-HD-Option wurde inzwischen per Patch nachgereicht.
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