Alte Story in neuen Schläuchen
Ein weitere Erfolgsgrund der beiden Urahnen war stets die packende Geschichte: Schon lange vor dem ganzen Dan Brown-Klerikalverschwörungs-Hype wusste das erste Baphomets Fluch durch seine rasante Mischung aus Krimi, historischen Details (Templer!) und finsterer Verschwörungstheorie zu überzeugen. An diesem Erfolgsrezept rüttelt auch Der Sündenfall nicht. Ein Raubüberfall in einer Galerie, die dem Besitzer das Leben kostet, führt die beiden Helden über das gestohlene Gemälde »La Maledicció« auf die Spur eines uralten gnostischen Kultes und eine bis in die Gegenwart reichende Verschwörung.
Dass die Story dabei mit gewichtigen Themen wie den Ereignissen um den spanischen Bürgerkrieg oder dem russischen Oligarchentum eher sorglos umgeht, ist aus dramaturgischen Gründen wohl verzeihbar. Denn die Geschichte ist routiniert aufgebaut und gibt ihre Geheimnisse und Wendungen nur Stück für Stück preis. Veteranen aber können bereits sehr viel vorausahnen, vom typischen Verschwörungsthriller-Schema weicht die Handlung nie ab. Zu oft beschleicht uns das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben.
Revolution Software
Ganz ihrem Namen entsprechend war die 1989 gegründete Adventure-Schmiede Revolution Software eine Zeit lang tatsächlich revolutionär. So überraschte gleich ihr Erstlingswerk Lure of the Temptress (1992, siehe Bild) mit innovativen Spielmechaniken wie einem kontextsensitiven Interface oder Tagesabläufen für die NPCs. 1994 folgte dann Beneath a Steel Sky. Das dystopische Endzeit-/Science Fiction-Adventure zählt aufgrund seiner tiefen Story und des einmaligen Szenarios bis heute zu den besten Adventures überhaupt. Ein Status, den es sich mit den dann folgenden ersten beiden Baphomets-Fluch-Titeln teilt, bevor die 3D-Nachfolger diese Messlatte klar verfehlten. Erst die erfolgreichen Remakes der ersten beiden Spiele, vor allem für Nicht-PC-Plattformen wie iOS, Android oder Wii, und eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne konnten den Mythos mit dem neuen Teil wiederbeleben.
Gute, alte Spielmechanik
Dafür kehren viele alte Bekannte zurück – und das nicht nur in Form von Charakteren, die wir im Laufe des Spiels treffen, wie etwa die exzentrische Lady Piermont, die hellsehende Blumenverkäuferin oder den nicht ganz so hellen Polizisten Moue. Nein, auch viele liebgewonnene Spielmechaniken erkennen wir wieder. So reisen wir auf der Pariser Stadtkarte zwischen unterschiedlichen Schauplätzen hin und her, besuchen Stationen im Ausland (in diesem Teil zum Beispiel London), lösen zwischendurch kleine Minipuzzles oder steuern abwechselnd die beiden Hauptcharaktere George Stobbart und Nicole Collard.
Letztere spricht übrigens sehr zum Leidwesen vieler Fans nicht mit der Stimme von Scully aus Akte X. Die neue Sprecherin macht ihre Sache aber ganz ordentlich, ebenso wie viele der anderen Sprecher auch. Das Problem liegt primär bei der deutschen Dialogregie, die es verpasst hat, die eingesprochenen Texte besser aufeinander abzustimmen. So klingen viele Dialoge eher aufgesagt als natürlich und dynamisch. Wir raten deshalb dringend zur englischen Originalfassung. Insgesamt bleibt bei Baphomets Fluch: Der Sündenfall zwar noch genug vom Glanz vergangener Zeiten übrig, aber an einigen Stellen ist unübersehbar: der Lack blättert ab. Der Fluch der Vergangenheit.
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