Dishonored 2 im Test - So gut war Stealth seit Jahren nicht

Im Test von Dishonored 2 machen wir innerliche Freudensprünge, weil es spielerisch so viel Spaß macht. Und ärgern uns umso mehr über die Technik-Probleme.

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Update 25. September 2017: Fast ein Jahr nach dem Release sehen wir uns Dishonored 2 zum Launch des Addons Tod des Outsiders noch einmal an - das läuft nämlich rund auf dem PC und weckt Hoffnung, dass das inzwischen auch für das Hauptspiel gilt.

Im Dezember, Januar und März wurde jeweils ein großes Game Update mit zahlreichen Bug-Fixes und PC-spezifischen Verbesserungen veröffentlicht. Beseitigte Fehler sind unter anderem Abstürze, Bugs in den Grafik-Optionen und viele spezielle Fehler bei einzelnen Grafikkarten und Einstellungen wie bei VSync oder Volumetric Lightning.

Die vollständigen Patch-Notes lassen sich bei Steam nachlesen. Im Juni folgte zudem ohne nähere Ausführungen noch ein Patch mit weiteren kleinen Optimierungen. Wir haben Dishonored 2 zudem noch einmal ausführlich gespielt und konnten mit einer GTX 970 und hohen Einstellungen auf unserem Test-System weder Abstürze, noch Performance-Probleme oder PC-spezifische Fehler bei den Grafik-Optionen feststellen. Aus diesem Grund gibt es von uns wieder eine Aufwertung um 4 Punkte, womit Dishonored 2 zu seiner ursprünglichen Wertung von 87 zurückkehren kann.

Update 30. November: Inzwischen ist ein neuer (offizieller) Patch mit der Versionsnummer 1.2 erschienen. Auf der Habenseite stehen etwas höhere fps (wir haben Steigerungen im Bereich von drei bis fünf Prozent gemessen), ein willkommener Schärferegler für die Kantenglättung per TXAA und genauere Einstellungsmöglichkeiten für die adaptive Auflösung. Dafür reduziert der Patch aber gleichzeitig auch das Level of Detail (siehe unser Video zum Patch »Grafikdowngrade gegen Performance-Schub«) und streicht die Optionen zu den Umgebungsdetails und der Nebelqualität. Unterm Strich bekommt das Spiel deshalb keine Aufwertung für den Patch.

Update 18. November: Der Beta-Patch sorgt für etwas Linderung bei den technischen Problemen von Dishonored 2, deshalb werten wir das Spiel um einen Punkt auf. Alle Details dazu finden Sie in einem separaten Technik-Artikel.

Dishonored ist wie Assassin's Creed. Also ja, natürlich auch wegen Assassinen und Meucheln und so. Aber hier meinen wir ausnahmsweise was anderes: Als das erste Dishonored 2012 erschien, brachte es jede Menge frische, neue Ideen ins Triple-A-Genre und bewies damit ganz schön viel Mut. Ein viktorianisches Steampunk-Setting, obwohl das Szenario alles andere als ein Mainstream-Magnet gewesen sein dürfte, dazu der Fokus aufs Schleichen, obwohl Stealth-Spiele ja nicht unbedingt Hochsaison hatten (und haben) - und darüber hinaus ein kreativer Gameplay-Mix, der das beste aus Bioshock, Thief und Deus Ex nimmt, um daraus eine Kampagne zu stricken, die den ganz großen Fischen Paroli bieten kann.

Doch wie bei Assassin's Creed steckten beim ersten Dishonored viele Ideen noch ein wenig in den Kinderschuhen. Die KI hatte so ihre Ecken und Kanten, die Story blieb auf einem soliden 0815-Niveau. Einige Spieler fanden die kuriosen Spezialfähigkeiten von Assassinen-Held Corvo auch zu mächtig, weil sich die Feinde mit seinem Teleport ziemlich leicht austricksen ließen. Wie bei Altair also ein durchaus gelungener Start - aber wir haben nicht ohne Grund bereits im Test zu Dishonored 1 davon geschwärmt, wie viel man in einer Fortsetzung aus dieser tollen Grundlage noch rausholen könnte.

Und siehe da: Vier Jahre später steht nun tatsächlich Dishonored 2 in den Startlöchern und erbt alle Chancen, genau das umzusetzen. Mit Emily Kaldwin gibt's neben Corvo eine zweite spielbare Hauptfigur inklusive eigenem Fähigkeits-Repertoire, mit der Küstenmetropole Karnaca einen neuen, mediterranen Schauplatz, und eine umfangreiche Kampagne, die locker 20 Stunden für den ersten Durchgang veranschlagt (wenn man alles sehen will). Dazu das implizite Versprechen einer spannenden Rachegeschichte, die lose Handlungsfäden aus dem ersten Teil zu Ende spinnt (Stichwort: Delilah und der Outsider). Es hat seinen Grund, dass Dishonored 2 für uns bisher eine der größten Story-Hoffnungen des Jahres war.

Kann die Reise nach Karnaca im Test also tatsächlich den Genre-Giganten Thief, Bioshock und Deus Ex die Stirn bieten? Nimmt es wie Assassin's Creed 2 die coolen Ideen des Erstlings und bastelt daraus ein Meisterwerk? Die simple Antwort: Jein. Dishonored 2 macht tatsächlich sehr vieles besser als sein Vorgänger und gehört spielerisch ohne Frage zu den besten Stealth Games der letzten 15 Jahre. Aber es hat zwei große Probleme. Eines davon ist nur für PC-Spieler relevant, das andere (leider) plattformübergreifend für alle.

Abwertung wegen Technik-Problemen?

Nennen wir den ersten Übeltäter ohne Umwege beim Namen: Die PC-Technik von Dishonored 2 macht Probleme. Selbst mit ordentlicher Hardware in der Größenordnung einer Geforce 1070 treten teils Einbrüche der Bildrate auf, und das in Full HD. Tausende Spieler beklagen sich bei Steam über die schlechte Optimierung, eine schwammige Maussteuerung, unscharfe Texturen und viel zu hohe Anforderungen (gemessen an der gebotenen Grafik-Qualität des Spiels), mit AMD-Hardware scheinen die Probleme besonders häufig aufzutreten.

Im Test entpuppen sich viele der Vorwürfe als frustrierende Realität: Auf manchen Systemen läuft Dishonored 2 einfach nicht rund, und es gibt wenig, was man dagegen tun kann. Tweaks im Optionsmenü helfen kaum, der Frame-Gewinn zwischen maximalen und minimalen Details hält sich in Grenzen - unser erster Technik-Check fällt entsprechend kritisch aus. Unspielbar wird Dishonored 2 dadurch unserer Erfahrung nach zwar nicht, weil die fps-Einbrüche reproduzierbar nur in bestimmten Szenen auftreten. Eine technisch saubere PC-Version sieht aber anders aus.

Wir stehen in engen Kontakt mit den Arkane Studios, um möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Dass die Probleme nur auf bestimmten Rechnern auftreten, während das Spiel auf anderen weitgehend reibungslos läuft (sowohl bei uns in der Redaktion als auch bei unseren Lesern, siehe auch die Kommentare zum Technik-Check), erleichtert dieses Unterfangen nicht. Gleichzeitig arbeiten die Entwickler fleißig an einem Patch, der unter anderem die Einbrüche der Bildrate deutlich reduzieren und die Maussteuerung verbessern soll.

Während sich der je nach Szene vergleichsweise stark schwankende Anspruch an die Hardware allein mit Patches wohl kaum ganz aus der Welt schaffen lässt, sind wir zuversichtlich, dass die Entwickler die ungewöhnlich hohen Framedrops mit AMD-Hardware (etwa im Thronsaal der ersten Mission) und die Probleme mit der Maussteuerung in den Griff bekommen. Sobald der Patch erscheint und wir neue Erkenntnisse zur Technik der PC-Version von Dishonored 2 haben, aktualisieren wir diesen Artikel und unseren Technik-Check entsprechend. Beim aktuellen Stand werten wir das Spiel allerdings aufgrund der Performance-Probleme um fünf Punkte ab.

Dishonored 2 - Screenshots ansehen

Das wäre auch dann noch ein Problem, wenn das Spiel ein Grafik-Kracher wäre. Ist es aber nicht. Dishonored 2 kränkelt optisch an ausgewaschenen Texturen, hölzernen Animationen und einer suboptimalen Kantenglättung, die teils für eine nervige Unschärfe sorgt. Damit stellt sich das Spiel technisch in vielen Punkten in eine Reihe mit Mafia 3. Dass uns die Welt rund um die neue Start Karnaca am Ende des Tages trotzdem deutlich besser gefällt als New Bordeaux, liegt vor allem am überragenden Artdesign von Entwickler Arkane. So ernüchternd das reine Technikgerüst der neuen Void-Engine auch sein mag, so vielfältig, einladend und einzigartig sieht die Spielwelt auf einer künstlerischen Ebene aus. Ab dem ersten Panorama-Blick nimmt uns das maritime Karnaca mit seinen weißen Sandsteinbauten gefangen. In der Ferne zeigen riesige Minenanlagen (die wir in der Story gar nicht besuchen), dass wir es hier mit einer lebendigen, in sich stimmigen Stadt zu tun haben, die weit größer ist als unsere eigene Kampagne.

Und dieses Gefühl wird auch in den unzähligen Details der Spielwelt zu einer der atmosphärischsten Stärken des Spiels: Von den viktorianischen Werbeplakaten an jeder Straßenecke über die Inneneinrichtungen der Häuser mit Wandgemälden, Briefen, Dekorationen und Klamotten bis zu den unzähligen Dialogen zwischen Zivilisten oder Wachleuten - hier wird klar: Wir haben es mit einer lebendigen, komplexen Welt zu tun, die ganz abseits von unseren eigenen Taten atmet, lebt und pulsiert. Wer will, kann sich über Handel, Historie und Herrscherhäuser informieren, und findet auf fast jede Hintergrundfrage irgendwo eine Antwort. Dishonored 2 punktet als Paradebeispiel für gelungenes »Worldbuilding«, für eine Welt, die Atmosphäre geradezu blutet.

Wiedersehen mit alten Bekannten

Dishonored 2 spielt 15 Jahre nach dem Vorgänger, Emily Kaldwin regiert also junge Kaiserin, ihr (Zieh-)Papa Corvo fungiert als Beschützer und Mentor. Eines Tages kommt der Herzog von Serkonos (des Fürstentums, in dem Karnaca liegt) zum Staatsbesuch vorbei, präsentiert aber prompt Delilah Kaldwin als verschollene Thronerbin (und Schwester von Emilys Mutter) - und dann startet er einen Putsch. Während die Soldaten den Thronsaal stürmen, entscheiden wir uns für Emily oder Corvo als Spielfigur. Danach überschlagen sich die Ereignisse, wir reisen auf dem Frachter einer Fremden namens Meagan Foster in die Südmetropole Karnaca. Und nehmen uns fest vor, alle Strippenzieher zu beseitigen, die zwischen uns und der Kaiserkrone stehen. Allen voran natürlich Delilah, die Serienfans schon aus den DLCs des Vorgängers kennen.

Dishonored 2 - Minimale, mittlere und ultra Grafik-Details im Vergleich Video starten 5:32 Dishonored 2 - Minimale, mittlere und ultra Grafik-Details im Vergleich

Fast jedes der neun umfangreichen Kapitel dreht sich darum, auf dem Weg zu Delilah irgendeinen Fiesling aus dem Weg zu räumen. Ob wir das vergleichsweise friedlich tun oder eine Schneise der blutigen Verwüstung hinterlassen, entscheiden wir selbst. Dishonored 2 gibt uns generell viele Wahlmöglichkeiten: Emily oder Corvo, laut oder leise, tödlich oder nicht-tödlich - das Spiel quittiert diese Möglichkeiten mit leichten Abweichungen im Story-Verlauf und unterschiedlichen Endsequenzen.

Dabei zählen sowohl unsere Entscheidungen an Schlüsselstellen der Kampagne (zum Beispiel ob wir Zielpersonen umbringen oder verschonen), aber auch ganz generell der Berg an toten Wachen, den wir auf dem Weg zum Thron anhäufen. Wie im Vorgänger ergeben sich daraus zwei Chaos-Stufen: Niedriges Chaos sorgt für einen optimistischeren Story-Verlauf, hohes Chaos drückt die Stimmung. Weil die Story so ein zentraler Bestandteil des Spiels ist, wollen wir natürlich nicht zu viel verraten. Deshalb sprechen wir zuerst über die spielerischen Aspekte, bevor wir in den Abschnitten »Die Story von Dishonored 2« und »Show, don't tell« näher auf die Handlung eingehen. Das machen wir weitgehend spoiler-frei, wenn Sie aber gar nichts darüber wissen wollen, lassen Sie die Abschnitte aus und springen direkt zum Fazit.

Okay, eigentlich platzen die Gedanken zum Gameplay auch förmlich aus uns raus, denn Dishonored 2 demonstriert meisterhaft, wie sich ein Stealth Game 2016 spielen sollte!

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