»Kennen Sie die Spielkameraden Ihrer Kinder?«, fragt Bild mahnend in Richtung Eltern und bildet sieben davon ab, vom Ork bis zum Zombie. Hintergrund ist der Auftakt der Spielemesse E3 in Los Angeles. Man hätte weiß Gott viele Möglichkeiten finden können, das Thema spannend aufzubereiten; Bild hat sich für die moralpädagogische Keule entschieden. Und präsentiert Computerspiele (mal wieder) als Gruselkabinett, verbrämt mit pseudo-aufklärerischem Anspruch (»Bild erklärt die Spielkameraden Ihrer Kinder«).
Wie dünn der ausfällt, zeigt die Beschreibung des Ork-Kriegers (sic!): »Brutal, unmenschlich, grün. So ziehen diese Kämpfer in Horden durch die Welt von World of Warcraft – und töten alles, was sich bewegt.« Nun ja – dass die Orcs in World of Warcraft ein edelmütiges Volk mit ausgefeilter Historie sind, dass Orc-Spieler keineswegs »unmenschlich« alles Lebende umhauen, das hätte man ebenso problemlos recherchieren können wie den Unterschied zwischen Horden und der »Horde«.
Die Idee, Eltern darauf hinzuweisen, womit Kinder sich an PC und Konsolen die Zeit vertreiben, ist gut und richtig. Aber dass es der Bild-Zeitung darum nicht wirklich geht, zeigen die nichtssagenden Texte ebenso wie die Auswahl der sieben Abbildungen. Es dürfte Kindern derzeit schwerfallen, die vorgestellten Monster zu ihren Spielkameraden zu machen: vier der gezeigten Spiele (Splatterhouse, Resistance 2, Warhammer Online, Gears of War 2) sind noch gar nicht erschienen. Das fünfte, mit drei Bildern vertreten, ist World of Warcraft.
Zudem hätte man, wenn man schon explizit Kinder in der Überschrift erwähnt, auch darauf hinweisen können, dass Spiele in Deutschland von der USK geprüft werden -- und zumindest Resistance und Gears of War nur an Erwachsene verkauft werden dürfen oder gar indiziert sind.
Aber um Aufklärung geht’s wie gesagt nicht. Sondern um eine vage dramatische Bildstrecke, die man, wenn man denn wollte, genauso gut mit Ausschnitten aus Hollywood-Filmen, aus Comics oder aus Illustrationen von Grimms Märchen hätte machen können. Oder auch so:
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