Viel Aufregung gibt es derzeit um das Spiel Black Myth: Wukong, das bei über vier Millionen Spielerinnen und Spielern auf der Wunschliste steht und damit das mit Abstand meistgewünschte Spiel auf Steam ist. Auch in unserem Vorabtest macht das Spiel einen hervorragenden Eindruck:
Doch den Wirbel gibt es nicht wegen des Spiels selbst, sondern wegen eines umstrittenen Dokuments, das an einige YouTuber und Streamer verschickt wurde. Dieses Dokument enthält eine Liste von bizarren Verhaltensregeln, in denen der chinesische Co-Publisher Hero Games diktieren will, was bei der Berichterstattung über das Spiel erlaubt und was verboten ist.
Das Brisante daran: Die Verbotsliste enthält ungewöhnliche Anweisungen wie das Verbot, über »feministische Propaganda«, »chinesische Politik« und Themen im Zusammenhang mit COVID-19 zu sprechen.
Die skurrile Verbotsliste im Detail
Das kontroverse Dokument enthält eine klar formulierte Liste von Do's und Don'ts, die sich an Content Creator richtet, die einen frühen Zugangscode zum Spiel erhalten haben. Während die Do's relativ einfach gehalten sind (Genießt das Spiel
), wirken die Don'ts teilweise befremdlich:
- Keine Beleidigungen gegenüber anderen Influencern oder Spielern
- Keine Verwendung von beleidigender Sprache/Humor
- Vermeidung von Politik, Gewalt, Nacktheit, feministischer Propaganda, Fetischisierung und anderen Inhalten, die negative Diskussionen auslösen könnten
- Vermeidung von Triggerwörtern wie Quarantäne, Isolation oder COVID-19
- Keine Diskussion über Chinas Spieleindustrie, Politik, Meinungen oder Nachrichten
Diese Vorgaben gehen weit über das hinaus, was üblicherweise in solchen Dokumenten zu finden ist. Typische Richtlinien enthalten in der Regel Hinweise zur Einhaltung von Veröffentlichungsfristen für Spieletests oder zur Vermeidung von Spoilern.
Besonders auffällig ist die Forderung, keine »feministische Propaganda« zu diskutieren. Bereits im November 2023 sah sich Publisher und Entwickler Game Science mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert, die das Studio damals als absurd zurückwies.
Mehrere Quellen, darunter Forbes, bestätigen die Echtheit dieses Dokuments. Es wurde an ausgewählte Content Creator, nicht aber an Journalisten verschickt. Dies könnte erklären, warum einige Websites in ihren Rezensionen problemlos einen Mangel an Vielfalt und Inklusion beklagen können.
Schutz vor der chinesischen Regierung?
Ein möglicher Grund für diese ungewöhnlich strengen Regeln könnte sein, dass der Publisher sich und sein Spiel vor möglichen Konsequenzen durch die chinesische Regierung schützen will.
In China unterliegt die Medienlandschaft einer strengen staatlichen Kontrolle und Themen wie COVID-19, die chinesische Regierung oder feministische Bewegungen gelten als hochsensibel.
Der Wortlaut der E-Mail an die Content-Ersteller lässt zumindest darauf schließen:
Durch die Verwendung des Spiel-Keys und die Erstellung von Inhalten bestätigen Sie, dass Sie über die folgenden Richtlinien informiert wurden, und dass alle gemachten Aussagen Ihre eigenen sind und nicht mit unserem Marketingteam in Verbindung stehen.
Derartige Auflagen und eine Form der Selbstzensur ist in der chinesischen Spieleindustrie nicht unüblich, da Entwickler und Publisher häufig präventive Maßnahmen ergreifen, um sich staatliche Zulassungen zu sichern. Die Entwickler könnten also schlichtweg versucht haben, durch diese Vorgaben sicherzustellen, dass Black Myth: Wukong sowohl auf dem heimischen Markt als auch international ohne ein Eingreifen des chinesischen Kulturministeriums veröffentlicht werden kann.
Der wohl prominenteste Fall war die Kontroverse um Blizzard und den Profispieler Blitzchung im Jahr 2019. Blitzchung hatte während eines Hearthstone-Turniers politische Äußerungen zur Situation in Hongkong gemacht. Daraufhin verhängte Blizzard harte Strafen gegen ihn, um möglichen Repressalien aus China zu entgehen – ein Schritt, der international immens kritisiert wurde.
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