Seite 2: Black Swan - Tanz in die Finsternis

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Bretter, die die Welt bedeuten

Natalie Portman, die über die gesamte Laufzeit des Films im Mittelpunkt steht und ihre Rolle äußerst intensiv vorlebt, gibt die bislang beste Leistung ihrer Karriere und überzeugt auf der ganzen Linie. Die ständige Angst zu versagen, ihre Verklemmtheit und der verbissene Hang nach Perfektion macht ihre Nina magnetisch, sodass man die Augen nicht mehr von ihr lassen kann. Ihre hagere Gestalt wäre jedoch nur halb so effektvoll, würde sie Aronofsky nicht überaus gekonnt einfangen. Dadurch, dass er mit der Kamera immer nah bei ihr ist, unterstreicht er die Eleganz ihrer glaubwürdigen Tanzdarbietungen, intensiviert die Verbundenheit mit ihrer Rolle, die vor unseren Augen langsam aber sicher zerfällt – eine Oscar-reife Leistung.

Kino-Trailer zu Black Swan Video starten 2:21 Kino-Trailer zu Black Swan

Wichtig sind aber auch die Nebenfiguren, die einzeln zwar nicht überragen, jedoch allesamt als Spiegel Ninas fungieren. Da wäre die jüngere Kollegin (Mila Kunis), die Ninas Wunsch nach einem gewöhnlichen Leben darstellt. Sie ist unkompliziert und hat auf Kosten ihrer Disziplin Spaß am Leben, wodurch Nina sie bald unbewusst als Gefahr einschätzt. Ihr Lehrer (Vincent Cassell) hingegen erweckt auf den ersten Blick den Eindruck eines unmoralischen Machos, doch der Vollblutkünstler, der sie betatscht und beschimpft, versucht ihr verklemmtes Dasein zu befreien, damit sie die erforderliche Leidenschaft ihrer Rolle umsetzen kann. Sowohl in ihrer Mutter als auch in der früheren Beinahe-Star-Tänzerin (Winona Ryder) sieht sie indes ihre Zukunft, die zum greifbaren Horror wird. Sie weiß, dass sie nicht ewig tanzen kann und empfindet dies als so schrecklich, dass sie sogar dazu bereit ist, mit Gewalt dagegen anzugehen.

Schwanentränen

Black Swan ist ein sehr behutsamer Film und vielleicht dadurch so intensiv. Selbst kleine Szenen, wie ein eingerissener Nagel oder eine offene Kratzwunde fängt der Regisseur sehr real und schonungslos ein. Durch die Nähe zum Charakter wird Ninas Leid stets nachvollziehbar, sodass ein gebrochener Fuß im Film für den Zuschauer spürbar schmerzvoll wirkt. Dabei strengt der Film häufig visuell an. Die ständige Nähe der Kamera zu Ninas Gesicht sorgt in vielen Szenen für Schwindel. Im Gegensatz sind die Tanzszenen sehr feinfühlig auf Zelluloid gebannt worden.

Der Score des Films ist eine Abwandlung des tatsächlichen Schwanensee-Stücks. Clint Mansell, der bislang alle Aronofsky-Film vertonte, greift dafür größtenteils auf Tschaikowskis Werke zurück, die er im Einklang mit der Handlung oftmals wirkungsvoll verzerrt und sogar mal rückwärts spielt.

Fazit

Christian Mester (bereitsgesehen.de): Black Swan ist ein wirkungsvoller Psycho-Thriller über eine fanatische Tänzerin, die bei ihrem Streben nach Perfektion alles zu verlieren droht. Ein faszinierendes Charakterportrait, das überraschend finster ausfällt und durch Portmans hervorragende Darstellung lange in Erinnerung bleiben dürfte.

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