Britische Gaming-Industrie lehnt Brexit-Deal ab - Protestschreiben mit über tausend Unterschriften

Weit über tausend Entwickler und Entwicklerinnen aus Großbritannien protestieren in einem offenen Brief gegen den geplanten Brexit-Deal. Sie fürchten die negativen Folgen eines EU-Austritts.

Die britische Gaming-Branche fürchtet den Brexit. Ein offener Brief mit über tausend Unterschriften wurde jetzt veröffentlicht. Die britische Gaming-Branche fürchtet den Brexit. Ein offener Brief mit über tausend Unterschriften wurde jetzt veröffentlicht.

Der kürzlich von der Europäischen Union gebilligte Brexit-Deal stößt auf erheblichen Widerstand aus den Reihen der britischen Gaming-Industrie. Etwa 1.300 Entwickler und Entwicklerinnen sowie 127 Studios aus Großbritannien lehnen den Deal und den Brexit an sich in einem offenen Brief ab und fordern eine weitere Volksabstimmung.

Der Brexit sei eine »ernsthafte Bedrohung für die Unterhaltungssoftware-Industrie«, schreiben die Initiatoren der Aktion. Sollte Großbritannien die Zollunion und den Binnenmarkt der EU verlassen, »wird das Fundament, auf dem unsere Branche tätig ist, zerstört und uns schwerer Schaden zugefügt«.

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Mit über 2.200 Firmen und rund 50.000 Entwickler ist die britische Spielebranche insgesamt ein wachsendes Feld, das könnte sich jedoch in Zukunft ändern, fürchten die Brexit-Gegner:

"Es kommt bereits zu erheblichen Verunsicherungen, steigenden Kosten und einem Übermaß an Bürokratie. Nach dem Brexit besteht für unsere Produkte das tatsächliche Risiko, dass sie teurer werden, schwerer zugänglich sind, sich verzögern oder im schlimmsten Fall sogar eingestellt werden."

Rhianna Pratchett und Peter Molyneux lehnen Brexit ab

Unter den Unterzeichnern finden sich Entwicklergrößen wie Tomb-Raider-Autorin Rhianna Pratchett, Eidos-Mitgründer Ian Livingstone, Ex-Lionhead-Chef Peter Molyneux, CCP-Leiter Hilmar Pétursson und Mike Bithell, Entwickler von Thomas Was Alone. Aber auch nicht-britische Entwickler unterstützen das Schreiben, darunter der Unity-Boss und Ex-CEO von Electronic Arts John Riccitiello.

Der offene Brief wurde auf der Webseite von Games4EU veröffentlicht, einer Anti-Brexit-Vereinigung. Sie hatten bereits im letzten Monat einen 51-seitigen Report darüber veröffentlicht, was passieren würde, wenn ein Brexit Realität wird. Laut dem Bericht fürchte man durch einen EU-Austritt die neuen bürokratischen Vorkehrungen, die getroffen werden müssten.

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Dies führe zu steigenden Kosten und behindere die eigentliche Arbeit. Talentierte Entwickler würden Großbritannien eher meiden und britische Studios möglicherweise in ein EU-Land umziehen, um die jetzigen Zugänge zum Markt und generelle Rechte zu behalten. Daher hoffe man auf eine neue Volksabstimmung, die einen Verbleib in der EU möglich machen könnte.

Abstimmung über Brexit-Deal im Dezember

Am vergangenen Wochenende hatten die Staats- und Regierungschefs der EU dem Brexit-Plan zugestimmt. Großbritanniens Premierministerin Theresa May braucht nun aber noch die Unterstützung des britischen Parlaments, um das 585 Seiten umfassende Brexit-Papier auch durchsetzen zu können.

Stichtag ist der 11. Dezember 2018. Sollten die Abgeordneten den Deal dann durchwinken, würde Großbritannien die EU am 29. März 2019 unter den gegebenen Bedingungen verlassen. Falls der Deal nicht die nötige Zustimmung erhält, würde es im März zu einem sogenannten harten Brexit ohne vertragliche Zugeständnisse kommen.

Im Austrittsvertrag ist unter anderem vorgesehen, dass Großbritannien eine Übergangsfrist erhält und bis Ende 2020 im europäischen Binnenmarkt und in der Zollunion bleiben darf. Diese Frist könnte sogar um bis zu zwei Jahre verlängert werden.

Quellen:gamesindustry.biz, Games4EU, Zeit

Update [3.12.18]: Der Artikel wurde um weitere Infos ergänzt, um die Brexit-Situation eindeutiger einzuordnen.

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