Thronstreitigkeiten in Westeros, Wikingerüberfälle auf England, Kreuzzüge im Jahr 1257, Elfen und Kultisten in Pendor, amerikanischer Sezessions- und zweiter Weltkrieg - den Mittelalter-Sandkasten Mount & Blade hat die Community inzwischen in so ziemlich jedes vorstellbare Szenario verwandelt. Und das auch noch gratis. Mount-and-Blade-Varianten, für die wir Geld zahlen sollen, haben es deshalb oft schwer. Schließlich rechtfertigen nur wirklich neue Ideen und bisher unerreichte Spieltiefe den Kaufpreis. Napoleonic Wars liefert für 10 Euro historisch akkurate Liniengefechte für Hardcore-Kämpfer, Caribbean! verkauft uns für 15 Euro einen Early-Access-Kaperbrief für die Gewässer um Tortuga, Port Royal und Havana. Caribbean ist keine Mod, sagen die Entwickler. Sieht aber verdammt danach aus, sagen wir.
Das Grundgerüst von Mount & Blade ist jedenfalls unübersehbar. Die Übersichtskarte der Karibik ist genauso schmucklos wie die von Calradia, die Ortschaften unterteilen sich ebenfalls in Städte und Dörfer. Außerhalb prügeln wir uns mit Banditengruppen und Patrouillen, innerhalb der Mauern klicken wir uns durch siamesische Zwillingsmenüs und rüsten uns mit Nah- und Fernkampfwaffen aus, die sich genau wie in Warband schwingen und abfeuern lassen
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Die große Neuerung von Caribbean wartet auf dem Ozean auf uns: Seeschlachten mit ganzen Flotten von Schonern, Fregatten und Galeonen. Treffen wir auf der Übersichtskarte auf feindselige Segler, schaltet das Spiel in die Flottenansicht, wo wir unser Flaggschiff direkt und alle Begleitkähne per Befehlsmenü steuern. Mit WASD raffen und geben wir Segel und halten den Kurs, mit der Leertaste oder Mausklick lassen wir die Kanonendecks sprechen. Übersteht ein Feind den Beschuss, geht's in den Enterkampf.
Zahnlose Piraten
Das liest sich wie die packenden Seegefechte von Assassin's Creed 4, fühlt sich aber nicht ansatzweise so dynamisch an. Unsere Schiffe segeln quälend langsam auf den Gegner zu, den Salven fehlt die Wucht und im Nahkampf auf dem Schiffsdeck bleiben wir eher an den Planken hängen als von der Atmosphäre gefesselt. Dabei funktioniert das Kampfsystem genau wie in Mount &Blade, dem Primus, wenn's um Säbelgefechte geht. Per Linksklick und -zug bestimmen wir die Angriffsrichtung, mit der rechten Maustaste blocken wir auf die gleiche Weise Schläge ab. Arkebusen und Pistolen gibt's auch, die legen wir aufgrund ihrer langen Nachladezeit im Enterkampf jedoch meist nach dem ersten Schuss beiseite.
Viel mehr als Caribbean Neues bietet, lässt es Mount & Blade-Fans allerdings vermissen. Grafisch gibt es tonnenweise hübschere Mods, Begleiter finden wir (noch) ebenso wenig wie Waren- und Handelskreisläufe, nach Kämpfen gibt's kein nützliches Plündergut, wir können nicht frei durch die Ortschaften streifen, an einen Multiplayer-Modus ist erst recht noch nicht zu denken. Zusammen mit den bisher drögen Seeschlachten ist das nicht wirklich befriedigend, auf jeden Fall nichts, für das wir mal eben 15 Euro ausgeben möchten. Natürlich kann und wird sich noch einiges tun, Caribbean ist ja noch nicht fertig. Unsere Empfehlung lautet trotzdem: erst mal abwarten, noch lohnt es sich nicht.
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