Neues Sony-Studio: Exklusiv-Interview – Erstes Spiel von Deviation soll »riesig, innovativ und mutig« werden

Warum ein Studio ankündigen, ohne ein Spiel zu zeigen? Wir haben mit den Machern von Sony und Deviation Games gesprochen, um das für euch herauszufinden.

Awesome, exciting, incredible, amazing: Interviews mit dem Spitzenpersonal von großen Blockbuster-Studios sind fast immer ein Tummelplatz der Superlative, konkrete Aussagen dagegen eher die Ausnahme.

Was sollten wir also von einem Gespräch erwarten, in dem uns mit Hermen Hulst der Chef der PlayStation Studios virtuell gegenübersitzt, gemeinsam mit den Führungskräften des frisch gegründeten Deviation Games?

Dave Anthony und Jason Blundell haben zuvor über 15 Jahre in leitender Funktion bei Treyarch an Call of Duty gearbeitet und sind entsprechend ebenfalls mit allen PR-Floskel-Wassern gewaschen.

Hermen Hulst ist seit 2019 Head of PlayStation Studios und verantwortet in dieser Funktion sämtliche First-Party-Produktionen des Konsolenherstellers. Zuvor war Hulst Mitgründer und Managing Director von Guerilla Games, die Macher von Killzone und Horizon.

Und ja, im Interview wurde tatsächlich viel erzählt und gelobt, ohne wirklich was zu sagen. Andererseits ließ sich zwischen den Zeilen doch das eine oder andere Interessante herausfiltern, was wir für euch im Folgenden zusammenfassen.

Deviation ist für Sony nicht »irgendein Studio«

Wenn sich jemand wie Hermen Hulst die Zeit nimmt, um ohne vorzeigbares Spiel die Partnerschaft mit einem neuen Studio zu kommunizieren, dann steckt allein darin schon eine enorme Wertschätzung, aber eben auch ein enorm hoher Anspruch an Deviation Games:

"Ich suche für die PlayStation Studios immer nach den besten Talenten in der Industrie, die gleichermaßen mutig wie autonom ihrer Vision folgen. Und dieses Team bringt mit seinen Fähigkeiten und Erfahrungen alles mit."

Entsprechend gebe es auch keinen Grund, mit der Ankündigung der Partnerschaft zu warten, bis man ein vorzeigbares Spiel habe. Wo für Studios die besonderen Herausforderungen einer Next-Gen-Entwicklung liegen, haben wir letztes Jahr bereits mit deutschen Entwicklern diskutiert:

Entwickler-Talk: +quot;Der kleinste Generationensprung, seit es Konsolen gibt.+quot; Video starten 28:24 Entwickler-Talk: "Der kleinste Generationensprung, seit es Konsolen gibt."

Dave und Jason von Deviation Games wiederum betonen, wie sehr sie den transparenten Umgang mit Sony schätzen und dass sie in einer »angstlosen« Umgebung kreativ sein können.

Zwischen den Zeilen: Sony ist überzeugt, mit Deviation Games ein ähnliches Kaliber an Land gezogen zu haben wie seinerzeit Guerilla Games, dessen Chef Hermen Hulst bis vor zwei Jahren war. Und Sony wird Millionen investieren bei gleichzeitiger Erwartungshaltung, dass bereits der erste Titel entsprechend abliefert.

Deviation soll innovative PS5-Blockbuster liefern

Unsere Gesprächspartner wollen erwartungsgemäß noch nichts Konkretes zum neuen Titel verraten, scheuen sich aber nicht davor, die ganz große Erwartungshaltung zu wecken. So verspricht CEO Dave Anthony:

"Unser Spiel wird gigantisch groß werden. Es wird ein Titel, den die Leute jahrelang spielen können und der dafür auch gute Gründe liefert. Das Ziel ist, dass wir nicht nur die Spieler selbst für unseren Titel begeistern, sondern auch deren Freundeskreis … und den Freundeskreis des Freundeskreises."

Dave Anthony ist CEO von Deviation Games und war bei Treyarch der verantwortliche Game Director für Call of Duty Black Ops 1 & 2, die bis heute zu den meistverkauften PlayStation-Titeln zählen.

Im Gespräch betonen sowohl Dave als auch Jason immer wieder, dass man sich sehr bewusst für den Titel Deviation Games entschieden haben und sich im Team als »Deviators« - zu Deutsch Abweichler - bezeichne.

Unter den fünf Firmengeboten auf der offiziellen Website finden sich dann konsequenterweise auch Sätze wie »Fordert Mutmaßungen heraus« oder »Verschiebt Grenzen«.

Hermen Hulst bestätigt, dass an »ziemlich mutigen Ideen« gearbeitet werde und man Deviation auch darin bestärken würde.

Jason Blundell war bei Treyarch 15 Jahre lang in verantwortlicher Position an Call of Duty: Black Ops beteiligt. Einen Namen machte er sich vor allem als Game Director des Zombie-Modus.

Abseits solcher Allgemeinplätze ist aber zumindest bemerkenswert, dass bei Deviation Games schon jetzt über 100 Entwickler arbeiten - über die Hälfte davon im technischen Bereich, was nur auf wenige Studios zutrifft. Und Dave Anthony bestätigte, dass man noch »wesentlich mehr« Mitarbeiter benötige.

Zu den verwendeten Technologien und Plattformen für ihr erstes Spiel wollten unsere Gesprächspartner erwartungsgemäß noch nichts verraten, betonten allerdings wenig überraschend, wie viel Power die PlayStation 5 habe, und dass sie damit ganz neue Möglichkeiten hätten, ihre Vision umzusetzen - nicht nur technisch, sondern vor allem auch spielerisch.

Zwischen den Zeilen: Deviation Games will das oberste Regal angreifen, dort wo Studios wie Insomniac Games (Spider-Man), SIE Santa Monica (God of War) oder Naughty Dog (Uncharted, The Last of Us) sitzen. Und Sony traut ihnen zu, dies auch zu erreichen und wird dafür alle erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen.

Experteneinschätzung

Heiko Klinge
GameStar-Chefredakteur
@HeikosKlinge

Ein Studio ohne Spiel anzukündigen und aus diesem Anlass gleich den obersten Entwicklungchef als Gesprächspartner anzubieten, habe ich in meinen 20 Jahren Games-Journalismus tatsächlich selten erlebt.

Dass der Informationsgehalt des Interviews niedrig sein dürfte, war zu erwarten, dennoch hätte ich mir etwas mehr Substanz jenseits der »Everything is awesome«-Attitüde gewünscht.

Grundsätzlich ist die Partnerschaft zwischen Deviation und Sony nämlich schon ein nicht zu unterschätzendes Statement. Die Ziele fürs erstes Spiel mögen latent größenwahnsinnig klingen, andererseits will sich Sony genau mit diesem Qualitätsanspruch von Mircosofts Abo-Strategie abheben. Nach dem Motto: »Microsoft mag mehr Spiele für weniger Geld anbieten. Aber nur bei uns bekommt ihr die wirklich besten Titel.«

Ob Deviation Games diesem Anspruch gerecht werden kann, muss die Zeit erst noch zeigen. Ich nehme Jason Blundell und Dave Anthony aber durchaus ab, dass ihr Selbstbewusstsein nicht nur gespielt ist und bin entsprechend gespannt auf ihr erstes Sony-Projekt.

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