Die E3-Pressekonferenzen - Xbox, go Home

Der Pressekonferenzen-Showdown der beiden großen Konsolenhersteller auf der E3 2013 ist vorüber. André Peschke findet in seiner Kolumne einen eindeutigen Sieger: Sony.

Der Kampf der Konsolen scheint entschieden. Der Kampf der Konsolen scheint entschieden.

Nach der Ankündigung neuer Konsolen wird normalerweise aufgerechnet. Journalisten in aller Welt halten während der Pressekonferenzen den Daumen in den Wind um am Ende einen "Sieger" zu küren. In der Regel ist das Ergebnis so handfest belegbar wie bei der Wahl zum "Eis des Jahres". In diesem Jahr jedoch kann man zu keinem anderen Schluss kommen, als diesem: Diese Runde geht mit haushohem Vorsprung an Sony.

Dabei wirkte die PS4-Pressekonferenz eigentlich furchtbar träge und schwerfällig. Der Sony-Boss Jack Tretton tat mir fast leid, wie er da mit seiner fetten goldenen Uhr auf der Bühne stand, und so tun musste, als wären ihm die Namen der Spiele schon mal woanders als auf einer Budgetkalkulation begegnet. Er zeigte hier ein paar PS3-Titel, wegen denen keiner gekommen war und verlor dort ein paar nette Worte über die Vita, von der viele nicht mal wussten, dass sie noch produziert wird. Selbst das PS4-Lineup plätscherte so vor sich hin: Ein paar Rendertrailer, eine Grafikdemo, ein neues Infamous. Dinge, die man eher mit einem Nicken zur Kenntnis nahm, als mit besonderem Enthusiasmus. Aber dann...

Dass Sony im letzten Drittel seiner Pressekonferenz plötzlich anfangen konnte, Microsoft auseinanderzunehmen wie eine Apfelsine, war das Ergebnis einer wochenlangen, akribischen Vorarbeit. Allerdings nicht seitens Sony, sondern größtenteils von Microsoft selber. Seit der Vorstellung der Xbox One vor wenigen Tagen, beherrscht kein anderes Thema die Diskussion über die Konsole derart wie ihr DRM-System. Registrierungszwang, Always-On, Gebrauchtspiele-Sperre: Das sind die großen Schlagworte, denen Microsoft auch mit dem heutigen Stakkato von Spieleankündigungen nicht entkommen konnte.

Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, wann jemals die Präsentation einer neuen Konsole dermaßen von einem solchen Thema überschattet wurde - sowohl bei Spielern, als auch bei Journalisten. Selbst der Aufschrei über den Einführungspreis der ersten Xbox von 479 Euro war stets mit einem Blick auf die Hardware und ihre Spiele verbunden. Bei der neuen Xbox One stand aber selbst nach Microsofts ausführlichen Erklärungen nur eine Frage im Raum: Wie eingeschränkt ist der Spieler wirklich, wenn es um die Nutzung seiner Spiele geht?

PlayStation 4 - Bilder der Konsole ansehen

Auf diese Frage gab stattdessen Sony heute Abend eine klare Antwort: Keine. Die PS4 wird ihren Käufern von Haus aus keine Einschränkungen bei der Nutzung von Gebrauchtspielen auferlegen. Sie wird nicht regelmäßig online gehen müssen. Und sie kostet nur 399 Euro.

Das sind gleich drei schallende Ohrfeigen für die Konkurrenz, die nun dringend nachdenken muss, ob sie Kurs halten will. Microsofts Preis von 499 Euro ist zumindest nahe an der Schmerzgrenze für Hardware, die diesmal keinen so auf den ersten Blick sichtbaren Grafikfortschritt anbieten kann, wie seinerzeit beim Wechsel auf HD-Fernseher. Die Xbox ist nicht mehr der Technik-Spitzenreiter, wie es die erste Konsole noch war. Sie wird nicht ein Jahr Vorsprung vor der PlayStation bekommen wie einst die 360. Auch wenn Microsofts Idee vom Entertainment-Zentrum gerade in den USA sicher gut ankommen wird: Wie viele Startnachteile kann sich die Konsole leisten?

Xbox One - Bilder zur neuen Microsoft-Konsole ansehen

Gerade weil sich die Geräte in ihrer Hardware vermutlich so wenig unterscheiden werden wie keine andere Konsolengeneration vor ihnen, bewegt sich Microsoft mit seinem DRM-System als negativem Unterscheidungsmerkmal auf dünnem Eis. Sehr wahrscheinlich wurde ihnen im Vorfeld von einigen großen Publishern wie EA eindringlich nahegelegt, deren Feldzug gegen Gebrauchtspiele zu unterstützen. Sony, so dachte ich, würde es sich auch nicht leisten können, die Sympathien dieser lebenswichtigen Produzenten zu riskieren. Irrtum. Falls die Japaner ihren Worten treu bleiben, haben sie nicht nur dem Wettbewerb gezeigt, wo es lang geht, sondern auch bewiesen, dass sie tatsächlich eine Konsole für Spieler machen und nicht für Publisher. Am Ende, so viel steht fest, sind es nicht die Publisher, die Millionen von Konsolen kaufen.

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