Die Lottozahlen der kommenden Ziehung, das Ergebnis der Fußball-WM, die Lösungen der nächsten Mathe-Klausur - ab und zu wäre es einfach nur wunderbar, wenn man in die Zukunft schauen könnte. Auch große Persönlichkeiten der Tech-Branche haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte mehr als einmal am Studium der Kristallkugel versucht und sind kläglich daran gescheitert.
Wir kennen kein Erbarmen und haben diese Fehlprognosen für euch aus dem Haufen der Schande ausgegraben. Dennoch müssen wir den Betroffenen auch verteidigend zur Seite springen: Manche Entwicklungen hätte wohl selbst der weitsichtigste Pionier nicht für möglich gehalten.
Wieso nur fünf Prognosen? Ihr kennt das Spiel: Das Internet ist voll mit Zitaten berühmter Persönlichkeiten, die angeblich irgendwann einmal gesagt wurden. Gräbt man etwas tiefer, findet man aber schnell heraus, dass die populäre Aussage entweder von der angegebenen Person nie getroffen oder stark verfälscht wurde. Wir haben nur Fehlprognosen ausgewählt, die wir im Rahmen unserer Recherche auch verifizieren konnten. Die Quellen geben wir euch stets mit an.
Fehlprognose #1: Das iPhone wird keine Chance auf dem Markt haben
Zugegeben: Als Steve Jobs am 9. Januar 2007 auf der MacWorld Expo das erste iPhone enthüllte (auch wir berichteten damals), dürften nur die wenigsten von uns geahnt haben, dass das futuristisch anmutende Telefon unser tägliches Leben für immer verändern wird. Immerhin wurde dadurch der gesamte Smartphone-Markt erst so richtig losgetreten, weshalb dieser Tag auch für Nicht-Apple-User eine historische Relevanz hat.
Einer war aber definitiv nicht überzeugt von der frisch gebackenen Apfeltasche: Steve Ballmer, damals noch CEO von Microsoft, zeigte sich damals in einem Interview mit der Zeitung USA Today wenig begeistert von Apples iPhone. Laut ihm habe das Gerät keine Zukunft, was sich in den Folgejahren als gigantische Fehleinschätzung herausstellen sollte.
Sie [Apple] werden vielleicht eine Menge Geld machen. Aber wenn man sich die 1,3 Milliarden Mobiltelefone anschaut, die verkauft wurden, würde ich es vorziehen, unsere Software auf 60, 70 oder 80 Prozent davon zu haben, als auf den 2 oder 3 Prozent [Marktanteil], die Apple vielleicht erreicht.
Interview mit USA TodayFehlprognose #2: Portable PCs für jeden sind ein Wunschtraum
Wo wir schon beim Thema Smartphones sind, möchten wir uns auch deren inoffiziellen Vorgängern, den PDAs (Personal Digital Assistant) widmen. Die wurden anno 1992 in Tech-Fachkreisen heiß diskutiert. Während John Sculley, damaliger CEO von Apple, die portablen Gadgets als potenzielle Mutter aller Märkte
bezeichnete, war nicht jeder derart euphorisch.
Einer von ihnen war Andrew Grove, Mitgründer des Chipgiganten Intel. Der sah sogar derart geringes Potenzial in kabellosen Hosentaschen-PCs, dass er diese Idee in einem Zeitungsartikel der New York Times als Wunschtraum, angetrieben durch [wirtschaftliche] Gier
bezeichnete. Ein paar Jahre später musste ihm wohl niemand sagen, dass er sich geirrt hatte.
Fehlprognose #3: Das Internet wird schnell kollabieren
Das Internet, unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des kleinen Timmy, dessen Eltern nicht daheim sind.
So oder so ähnlich dürfte sich die Pionierstimmung angefühlt haben, als wir in jungen Jahren zum ersten Mal eigene Erfahrungen mit dem Internet machen konnten. Und sind wir mal ehrlich: Heute wollen wir nicht mehr darauf verzichten.
Laut des Ethernet-Erfinders Robert Metcalf hätte uns aber genau das bevorgestanden. Denn am 4. Dezember 1995 prophezeite der IT-Pionier in einem Artikel des Magazins InfoWorld, dass das Internet bereits 1996 in einer spektakulären Supernova kollabieren werde.
Und das ist, wie wir alle wissen, auch passiert. Ende der Geschichte.
Nein, natürlich nicht! Das Internet hat die Welt verändert und sorgt dafür, dass ihr tagtäglich unsere Artikel lesen könnt. Gott sei Dank hatte Herr Metcalf Unrecht! Mit seiner Prognose zog er in den Jahren nach dem Interview übrigens noch einiges an Spott auf sich und 1997 soll er seinen Irrtum zugegeben haben. Die ganze Chronologie dieser Geschichte könnt ihr hier nachlesen.
Fehlprognose #4: Abo-Modelle für Musikstreaming können nicht erfolgreich sein
Was haben Apple Music, Spotify Premium und Amazon Music Unlimited gemeinsam? Alle drei Dienste sind kostenpflichtig und gewähren euch Zugriff auf Millionen Songs in hoher Qualität, mit denen ihr unterwegs eure Ohren beschallen könnt. Und noch dazu sind sie, mit Blick auf die Userzahlen, sehr erfolgreich.
Ausgerechnet Steve Jobs glaubte nicht an den Erfolg. Ja, der Apple-Guru, der mit dem iPod selbst die Musikindustrie für immer veränderte, hielt die Vorstellung, dass sich kostenpflichtige Abo-Dienste beim Musikstreaming finanziell lohnen können, für absurd. In einem Interview mit dem Rolling-Stone-Magazin gab er zu Protokoll: Das Abo-Modell, um Musik zu erwerben, ist bankrott.
Mehr als 70 Millionen Apple-Music-Abonnenten würden dieser Prognose widersprechen.
Fehlprognose #5: Videospiele haben keine Zukunft
Zum Abschluss haben wir noch ein besonders wichtiges Zitat für euch. Diesmal stammt es ausnahmsweise aber nicht aus dem Mund eines anerkannten IT-Experten, sondern von der guten Sharon B.. Die Dame glaubt im Gespräch mit der Daily News nämlich nicht, dass Videospiele eine Zukunft haben. Vielmehr geht sie davon aus, dass es sich hierbei bloß um einen kurzlebigen Trend handelt und die Leute sich schon bald einem neuen Zeitvertreib widmen werden.
Das war 1982. Heute wissen wir, dass Sharon um Lichtjahre weit danebenlag. Zum Glück, denn Zocken ist und bleibt das großartigste Hobby des Universums. Daran wird auch kein kurzlebiger Trend etwas ändern können, etwa dieses komische Metaverse. Denkt an meine Worte, damit ihr sie gegebenenfalls in 20 Jahren als Zitat hervorkramen könnt!
Und hey, wenn wir schon gerade unsere Kristallkugel warmgerubbelt haben, hier noch ein paar weitere Perspektiven, wie die baldige Zukunft aussehen könnte:
Diese 7 spannenden Technologien könnten 2030 Alltag sein
Diesmal haben wir eine besondere Idee für die Kommentarsektion: Welche Fehlprognosen habt ihr persönlich einst getroffen? Wo habt ihr einst so richtig danebengelegen? Zeit für ein Geständnis, denn wir wollen es wissen! Und damit ihr nicht den ersten Schritt machen müsst, machen wir auch den ersten Schritt.
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