"Die können doch nicht einfach Mathe ändern." Bob Parr hängt mitten in der Nacht über einem Schulbuch, zerknirscht, erschöpft, kurz vorm Nervenzusammenbruch. Nicht nur die Hausaufgaben von Sohn Flash halten ihn wach. Seine Tochter Violetta grummelt im Liebeskummer. Baby Jack-Jack entwischt immer wieder aus seinem Bettchen, anstatt wie normale Babys zu schlafen. Und seine Frau Helen tut das, was er doch so gerne selbst tun würde: Superschurken jagen.
Früher war das anders. Da hat er einem Bösewicht nach dem anderen das Handwerk gelegt, hat für Recht und Ordnung gekämpft und jubelnden Menschenmassen zugewunken, die seinen Namen riefen: Mr. Incredible! Doch jetzt hat die Regierung Superhelden verboten.
Wirklich traurig. Warum ich mich trotzdem grinsend in den Kinosessel drücke und überglücklich bin? Nun, einerseits weil der bedröppelte Familienvater mit seiner bärenhaften Statur in all seinem Kummer irgendwie auch drollig wirkt. Und andererseits, weil die Unglaublichen zurück sind! 14 Jahre hat's gedauert! Habt euch ja ganz schön Zeit gelassen! Aber das spielt nun keine Rolle mehr, denn das Warten hat sich wirklich gelohnt. Die Unglaublichen 2 macht nämlich unglaublich (höhö) viel Spaß.
Autoritäten untergraben
Die Unglaublichen 2 beginnt da, wo Teil 1 aufhört: mit der Ankunft des Tunnelgräbers, einem maulwurfartigen Schurken, der mit seinem Riesenbohrer eine Bank ausrauben will. Das können die Unglaublichen natürlich nicht erlauben! Doch bei ihrem Einsatz geht alles schief: Der Tunnelgräber entkommt und obwohl die Familie den Bohrer am Ende noch aufhält, hat er eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Natürlich schiebt die Polizei die Schuld auf die Parrs, die Banken seien schließlich versichert, ohne Eingriff hätten sie den Schaden erstattet bekommen. Und so sind plötzlich die Superhelden die Bösen.
Doch gerade als ihr bisheriges Leben den Bach runtergeht, treffen die Unglaublichen auf den reichen Geschäftsmann Winston Deavor, der Superhelden über alles liebt und ihren Ruf mit einem ausgeklügelten Plan wiederherstellen möchte. Seine Schwester Evelyn, ein Technologie-Genie, hilft mit der Ausrüstung.
Als erstes soll aber nur Helen Parr alias Elastigirl auf Verbrecherjagd gehen um Kollateralschaden zu vermeiden, schließlich ist Mr. Incredible für seine unfassbare Stärke, nicht aber für sein behutsames Vorgehen bekannt. Und so muss sich der Familienvater plötzlich um die Kinder und den Haushalt kümmern - seine bisher vielleicht größte Herausforderung.
Nicht mit dem Baby schießen!
An der Seite von Elastigirl erleben wir Verfolgungsjagden und lernen den Oberschurken des Films kennen: Screenslaver. Der unterwirft die Bevölkerung, indem er Monitore hackt und hypnotisierende Videos abspielt. Und er scheint der Superheldin immer einen Schritt voraus zu sein. Als Helen einen Zug aufhält, erwartet sie im Führerhaus schon eine Nachricht: »Willkommen zurück, Elastigirl«.
An der Seite des überforderten Mr. Incredible steht hingegen ein herrlich überzeichnetes Alltagschaos. Das liegt auch an Baby Jack-Jack, das die Familie nun mit seinen Fähigkeiten beglückt. Wobei ich »beglückt« hier auch mit »in den Wahnsinn treibt« ersetzen könnte, denn so ein teleportierender, brennender, Laser schießender und zum Monster werdender Sprössling verlangt dann doch eine Menge Aufmerksamkeit. Sätze wie »Nicht mit dem Baby schießen!« gehören da zur Normalität.
Kein Cape!
Wenn ihr den ersten Teil gesehen habt, fühlt sich Die Unglaublichen 2 wie ein Familientreffen an. Neben den Parrs sind auch Eisheld Frozone und die schrullige Modedesignerin Edna Mode wieder mit von der Partie. Der zweite Teil fährt außerdem neue Helden auf, die teilweise als alberne Parodien daherkommen.
Voyd stellt Portale her und gehört noch zu den normalen Superhelden, dann gibt es aber auch Eulenmann Screech und Rentner Reflux, der mit seinem ätzenden Mageninhalt angreift - man rätselt noch, ob es sich um eine übermenschliche Fähigkeit oder Krankheit handelt. Ihr seht schon: Der Film nimmt das Superhelden-Genre gerne mal mit einem dicken Augenzwinkern auf die Schippe, kann in seinen Action-Passagen aber auch gut mit der Inszenierung der Konkurrenz mithalten.
Die Unglaublichen 2 ist mehr als nur eine Nostalgieschleuder, die mit ein paar billigen Gags das Gefühl des ersten Teils wiederherstellen möchte. Das neue Superhelden-Abenteuer unterhält auch heute noch genauso sehr wie früher und ist kreativ und verspielt. Eine tolle Fortsetzung!
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