Elysium: Interview mit Neill Blomkamp - »Design macht mir bei Filmen am meisten Spaß«

Nach District 9 bringt Neill Blomkamp mit Elysium einen weiteren Scifi-Film ins Kino. Zum Start seines neuen Streifens haben wir mit ihm über seine Arbeit, die Einflüsse darauf und seinen täglichen Druck geredet.

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War es für Sie nach District 9 sofort klar, dass Sie einen weiteren Scifi-Film drehen wollen?
Neill Blomkamp: Ich mag Science fiction sehr gerne, da fühle ich mich am wohlsten Es ist aber egal, ob Fantasy, Scifi oder Horror: Ich brauche nur ein so ein Art fantastisches Element in einem Stoff. Das gibt mir einfach mehr als klassisches Drama. Nach District 9 habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, was ich mir als nächstes vornehme. Ich war irgendwann dann sehr an dem Thema Ungleichverteilung von Reichtum vor einem Scifi-Hintergrund interessiert. Ich möchte ja immer Popcorn-Kino mit Dingen verbinden, vor denen wir auf unserer Welt nicht die Augen verschließen sollten. Es ist dann eins zum anderen gekommen. Eine langfristige Strategie, was ich aus meinem Leben machen möchte, habe ich aber eher nicht.

Neill Blomkamp ist der Regisseur der Filme District 9 und Elysium Neill Blomkamp ist der Regisseur der Filme District 9 und Elysium

Spielte es bei der Planung des neuen Films eine Rolle, dass Sie mindestens zehn Mal so viel Geld zur Verfügung haben?
Neill Blomkamp: Das wäre schön gewesen. Es war nur drei Mal so viel Geld. Elysium hat 90 Millionen US-Dollar gekostet, während District 9 mit 30 Millionen US-Dollar gedreht werden musste. Am Ende war aber bei beiden Filmen das Budget so knapp, dass es vor allem darum ging, das beste daraus zu machen. Ich hoffe, es sieht teurer aus als die 90 Millionen, die es tatsächlich gekostet hat. Beim Dreh hat es sich also recht ähnlich angefühlt, weil sowohl das Team als auch ich unter enormen Druck standen. Es ist so viel einfacher, wenn ein Film nur nach so viel Geld aussehen muss, wie er tatsächlich gekostet hat. War bei uns aber nicht der Fall.

Apropos Druck: Die Kritiker können ja jetzt einen Vergleich zu District 9 ziehen. Spürten Sie deswegen bei Elysium mehr Druck als noch beim Vorgänger?
Neill Blomkamp: Natürlich werden die Kritiker Elysium mit District 9 vergleichen. Aber so denke ich gar nicht. Ich habe bei Elysium nie mit District 9 im Hinterkopf gearbeitet. Man hat beim Dreh eigentlich immer Scheuklappen auf, weil man immer nur an die Arbeit denken kann, die gerade zu tun ist. Erst jetzt, wo alles fertig ist, wäre es mir natürlich am liebsten, wenn der Film gut ankommt. Vielleicht bin ich aber auch eine Ausnahme unter den Regisseuren, dass ich den Vorgänger und den Druck so ausblenden kann. Gerade Kollegen sprechen mich nämlich immer wieder darauf an, wie ich mit dem Druck klar komme. Wäre aber trotzdem schön, wenn Elysium sein Geld wieder einspielt.

Bei diesem hohen Budget wird sich doch garantiert auch das Filmstudio eingemischt haben?
Neill Blomkamp: Glücklicherweise und auch erstaunlicherweise hat sich das Studio gar nicht so wahnsinnig stark in unsere Arbeit eingemischt. Man muss aber auch wissen, dass Elysium nicht wie andere Filme finanziert wurde. Uns hat die Investmentfirma MRC Geld für den Film gegeben. Mit denen habe ich Elysium entwickelt. Und MRC hat dann erst später die Rechte an die Filmfirma Sony weiterverkauft. Zu diesem Zeitpunkt war schon vieles fertig. Sony mochte auch die ersten Rohschnitte. Sie hätten noch vieles kaputt machen können, haben es aber nicht getan.

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Neill Blomkamp mit seinem Elysium-Hauptdarsteller Matt Damon am Set in Mexiko Neill Blomkamp mit seinem Elysium-Hauptdarsteller Matt Damon am Set in Mexiko

Das Elysium-Raumschiff ist ja ein Ring. Als ich das gesehen hatte, kam mir irgendwie der Verdacht, dass der Blomkamp so durch die Hintertüre den Halo-Film drehen darf, den er nie machen durfte.
Neill Blomkamp: Die Ringform des Raumschiffs war mir sehr wichtig. Es sollte aber nie nach Halo aussehen. Deswegen ist es eigentlich unglücklich, dass man bei Halo auch direkt an eine Ringstruktur denkt. Aber auch Halo hat ja seine Einflüsse in der Science-fiction-Literatur. Larry Nivens Ringwelt ist da ja ein ziemlich offensichtliches Vorbild. Einziger Unterschied ist ja der Stern, der bei Nivens Welt noch in der Mitte steckt. Ich dachte mehr an den Künstler Syd Mead, der bereits 1982 für National Geographic ein ringförmiges Habitat im Weltraum gezeichnet hatte. Er ist mein Lieblingsdesigner. Als ich seine Bilder gesehen hatte, dachte ich mir, dass das ein Platz für reiche Leute sein könnte. Erst durch diesen Gedankenblitz ist es mir gelungen, im Film die Armen und Reichen glaubhaft zu separieren.

Aber auch wenn die Verbindung nicht so gedacht war, mögen Sie Videospiel-Ästhetik?
Neill Blomkamp: Ja, ich spiele gerne und mag auch die ganze Ästhetik drumherum.

Ein wenig haben Sie aber auch bei 2001 geborgt?
Neill Blomkamp: Ja, es ist schon deutlich näher an 2001. Die Larry-Niven-Sachen und Halo können ja ganz offensichtlich so in der realen Welt gar nicht vorkommen. 2001 und Elysium basieren aber vielmehr auf Studien, die die NASA tatsächlich durchgeführt hat. Man kann im Weltraum nur Schwerkraft erzeugen, wenn man eine Art Zentrifuge baut. Deswegen müssten sämtliche Raumstationen, auf denen tatsächlich Leute leben sollen, diesem Design folgen. Die NASA hat dieses Design in den Siebzigern in Stanford vorgestellt und es dann Stanford torus getauft. Darauf basiert Elysium und es ist damit dem 2001-Design sehr ähnlich.

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