Der kleine Rynéus weint bitterlich, und wir fühlen uns schmutzig in dieser Enderal-Quest. Weil wir Rynéus' Herzenswunsch nicht erfüllen können. Dabei wäre das gar nicht so schwierig. Wir müssten nur für immer ins kleine, beschauliche Küstenstädtchen Silberhain ziehen und sein Freund werden. Unsere Tage würden wir mit Spielen verbringen, die nahe Mine würde auch für uns genug Silber abwerfen, um uns ein sorgenfreies Dasein zu bescheren. Aber wir haben eine Aufgabe. Eine große Gefahr droht. Und nur wir können sie abwenden.
Das in diesem Moment Schlimmste daran: Rynéus ist einer der Schlüssel, um diese Gefahr zu bannen. Deswegen schlagen wir dem Jungen nicht nur seinen Herzenswunsch aus, sondern zerstören gleich auch noch sein Leben. Und fühlen uns im Anschluss noch schmutziger. Sie merken bereits, die Abenteuer im Rollenspiel Enderal: Die Trümmer der Ordnung funktionieren nicht nach Schema F: hier gut, dort böse. Simples Schwarz-Weiß wollen die Entwickler vermeiden. Vielmehr soll Enderal eine Welt voller Grautöne werden. Eine farbenfrohe und abwechslungsreiche Welt voller Grautöne allerdings.
Der totale Umbau
Und jetzt alle so: »Ende… was?« Hinter Enderal verbirgt sich eine sogenannte Total Conversion. Das Entwicklerteam SureAI hat sichSkyrim geschnappt, um daraus ein gänzlich neues Spielerlebnis zu machen. Okay, nicht ganz, etwa 40 Prozent der Texturen von Enderal stammen noch aus Bethesdas Rollenspiel, die restlichen 60 Prozent sind jedoch Eigenkreationen. Was man deutlich sieht. Anders als die originalen Objektoberflächen besitzen die von SureAI eine deutlich höhere Auflösung. Eine Eigenkreation ist auch die Welt, die circa drei Viertel der Abmessungen von Himmelsrand haben wird, aber viel mehr Abwechslung bietet.
Statt ausschließlich Schnee-Idylle und gemäßigte Zone finden wir in Enderal auch Wüste, Dschungel und sogar Unterwasser-Abschnitte. Wir entdecken nicht nur neue Texturen, sondern auch neue Siedlungen, eine neue und gigantische dreigeteilte Stadt, neue Dungeons mit neuen Monstern und vor allem ein neues großes Abenteuer, in dem der kleine Rynéus eine entscheidende Rolle spielt. Bei all dem bisher von uns Gesehenen hat uns vor allem der Detailgrad aus den Socken gehauen. So viel Krimskrams wie in einem einzigen Haus in Enderal findet man in Skyrim vielleicht in insgesamt drei großen Palästen.
Bereits zwei Jahre werkelt das Mod-Team SureAI mit elf festen Mitgliedern an diesem Projekt. Viele der Inhalte sind schon fertiggestellt, die Hauptarbeit besteht ab jetzt darin, alles miteinander zu verschmelzen. Ein weiteres Jahr wird dafür aller Voraussicht nach noch ins Land ziehen, dann soll Enderal als kostenloser Download angeboten werden. Der uns über 100 Stunden beschäftigen kann, wenn wir nicht nur stumpf der Hauptaufgabe folgen. Allein die schlägt schon mit circa 25 Stunden zu Buche. Wir schreiben es gerne nochmal: Kostenloser! Download! Das Einzige, was wir für das Rollenspiel brauchen, ist eine aktuelle Version von Skyrim. Und wer hat die bitte nicht?
Mit Story
Und wer hat sich bei Skyrim nicht zumindest ein bisschen darüber geärgert, dass Bethesda es wie bei den Vorgängern mal wieder versäumt hat, der Story (Sie wissen schon, das mit den Drachen) echtes Gewicht zu verleihen? Diesen Ärger will SureAI vermeiden. Enderal soll uns mit einer stringent von Anfang bis zum Ende erzählten Hauptstory fesseln, die - wie schon gesagt - abseits von Gut gegen Böse ablaufen wird. Dass SureAI diesbezüglich keine leeren Versprechungen machen dürfte, haben wir anhand der bisher einzigen am Stück funktionierenden Quest schon selbst ausprobieren können.
Die führte uns nach einem erfolgreichen Erpressungsversuch aus der Hauptstadt Ark ins Örtchen Silberhain, ließ uns kleine Spiele spielen, einen Jungen ins Herz schließen, einen Hund verfolgen, Schmetterlinge fangen, ein extrem abstoßendes Monster töten und am Schluss recht verzweifelt von dannen reiten. Zum einen, weil die Quest nicht den von uns erwarteten Ausgang genommen hat, zum anderen, weil's für uns danach nicht weiterging. Zu gerne hätten wir mehr gesehen. Und gehört.
Denn für Enderal hat SureAI einen ganzen Haufen Profi- und talentierte Hobbysprecher gewinnen können. Die machten zumindest in dem von uns Erlebten einen so guten Job, dass sich so manches Vollpreisprodukt beschämt abwenden darf. Wer trotzdem Zweifel am erzählerischen Können und der Professionalität von SureAI hat, kann sich derer anhand des letzten großen Wurfs der Modder entledigen. Nehrim heißt er. Dahinter verbirgt sich eine Total Conversion zu The Elder Scrolls: Oblivion. Besser gesagt, DIE Total Conversion zu Oblivion.
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