F1 2010 im Test - Mit Vollgas auf die Pole Position

Nach sieben Jahren Pause feiert die Formel 1 ihr Comeback auf dem PC. Der Test zu F1 2010 zeigt: Das Warten hat sich gelohnt.

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Je länger man auf etwas wartet, desto höher steigt die eigene Erwartungshaltung. Wenn Sie schon seit 1997 auf die Rückkehr des Dukes hoffen, wissen Sie ja, was wir meinen. Die Gefahr dabei: Steht das ersehnte Spiel dann endlich im Laden, macht sich oft Ernüchterung breit. Wie, das ist es also? Nach all den Jahren? So gut das Programm auch sein mag, an der eigenen Idealvorstellung zerschellen dann doch die meisten. Trifft das auch auf F1 2010zu? Schließlich hat Codemasters’ neuestes Rennspiel nicht nur eine lange Entwicklungszeit hinter sich. Es ist auch die erste Formel-1-Simulation auf dem PC seit F1 Challenge 99-02, das vor mehr als sieben Jahren erschienen ist. Mit hohen Erwartungen gehen wir also an den Start, gespannt darauf, ob F1 2010 seinem Namen gerecht wird.

Das Fahrgefühl

Lassen wir alles, was in F1 2010 steckt, erstmal links liegen und konzentrieren uns auf das Wichtigste: das Fahrgefühl. Unser Renndebüt bestreiten wir im Simulationsmodus. Deaktivierte Fahrhilfen, manuelles Getriebe, Cockpit-Perspektive. Glücklicherweise strahlt in Bahrain, dem ersten von 19 detailliert und originalgetreu nachgebauten Grand-Prix-Kursen, die Sonne. Wir müssen uns also nicht auch noch mit regennassem Asphalt herumschlagen.

Fahrhilfen Die berüchtigten Schikanen von Monza fordern viel Fingerspitzengefühl. Einsteiger lassen sich durch die zuschaltbare Ideallinie helfen.

Wetter Wer starke Nerven hat, der versucht sich an Regenrennen in der grandiosen Cockpit-Perspektive.

Nachtrennen Seit 2008 mit dabei: das berühmte Nachtrennen in Singapur.

Interviews Zwischen den Rennen führen wir Interviews. Spürbare Auswirkungen haben die aber nicht.

Boxencrew Die animierte Boxencrew sorgt für reichlich Wettkampf-Flair.

Leicht zu beherrschen ist der 800 PS starke F1-Bolide trotzdem nicht. Das Fahrzeug lässt sich mit Gamepad oder Lenkrad zwar vorbildlich steuern, reagiert aber empfindlich auf kleinste Lenkbewegungen, und wer im Scheitelpunkt einer Kurve all zu forsch aufs Gaspedal drückt, der legt sofort einen unschönen Dreher hin. Effekte wie Windschatten wirken sich dabei ebenso spürbar aus wie die Temperatur von Motor, Bremsen und Reifen.

F1 2010 verlangt dadurch selbst Rennprofis viel Einarbeitungszeit ab, erzeugt aber ein fantastisches Realismusgefühl. Im belgischen Spa bei strömendem Regen mit 280 km/h durch die berühmte Eau-Rouge-Kurve zu brettern, die rotweißen Curbs zu touchieren und anschließend mit Vollgas die lange Gerade bis zur Les-Combes-Schikane entlang zu heizen, lässt Sie schnell vergessen, dass Sie es hier »nur« mit einem Spiel zu tun haben.

Die Atmosphäre

Einen wesentlichen Teil zur hohen Intensität tragen die KI-Gegner bei. Ihre Kontrahenten überholen clever und nutzen Fehler gnadenlos aus, was die Positionskämpfe zur Zerreißprobe für die Nerven macht. Allerdings fährt der Computer eine Spur zu perfekt.

Während einer ganzen Saison haben wir selbst auf dem niedrigsten der vier Schwierigkeitsgrade nicht einen Unfall erlebt, der nicht von uns, sondern von einem Gegner verursacht worden wäre. Überhaupt sollten Einsteiger einen Bogen um F1 2010 machen. Zum einen erfordern die Boliden selbst im Arcade-Modus nebst zugeschalteter Ideallinie viel Übung. Zum anderen gibt das Programm zu wenig Feedback darüber, wie sich das Werkstatt-Setup aufs Fahrverhalten auswirkt; hilfreiche Telemetriedaten fehlen. Außerdem dürfen Sie die Grand-Prix-Rennen nur auf bis zu 20 Prozent der eigentlichen Dauer herunterskalieren, je nach Strecke sind Sie also mindestens neun bis 16 Runden unterwegs, was locker 30 Minuten dauert. Wer das Training, Qualifying und das Schrauben am eigenen Wagen zuzählt, der kann pro Rennwochenende ein bis zwei Stunden einplanen.

Die Zeit vergeht in F1 2010 allerdings wie im Flug, was das Programm auch seiner stimmigen Präsentation zu verdanken hat. So wartet in der Box eine animierte Crew auf Arbeit, die Einstellungen am Fahrzeug regeln Sie in der schicken 3D-Garage über einen Monitor direkt vor dem eigenen Cockpit, und während der Rennen informiert der gut gesprochene Funk über den Zustand des Autos, weist auf kommende Boxenstopps hin oder warnt vor all zu riskanten Überholmanövern. Beinharte F1-Fans werden dennoch einige Aspekte vermissen, etwa Siegerehrungen beim Erreichen eines Podiumsplatzes oder dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Und bei Unfällen zeigt das Programm zwar die gelbe Flagge, die Strecke wird aber bereits nach wenigen Sekunden wieder freigegeben; das Safety-Car fehlt.

F1 2010 - Screenshots ansehen

Immerhin setzt F1 2010 alle Regeln bzw. Regeländerungen adäquat um, etwa die neue Punktevergabe, die überarbeiteten Bestimmungen bei den Reifenmischungen oder Strafen bei Abkürzungen, selbst verschuldeten Kollisionen und der Missachtung der Boxengassen-Begrenzung. Unbegreiflich indes: Das Schadensmodell in F1 2010 ist schlicht unrealistisch. Obwohl wir im Simulationsmodus mit 200 Sachen mehrfach ungebremst in einen Kontrahenten bretterten, verloren wir zwar den Frontspoiler, unser Wagen fuhr aber anstandslos weiter.

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