Kinderschutz in Fortnite: Epic Games reagiert auf unseren Cybergrooming-Report

Minderjährige laufen in Online-Spielen Gefahr, von Sexualstraftätern belästigt zu werden. Nach GameStar-Recherchen zum Thema äußert sich jetzt auch Fortnite-Betreiber Epic Games.

Wie sicher ist Fortnite für Kinder und Jugendliche? Epic Games reagiert auf GameStar-Recherchen zum Thema Cybergrooming und sexueller Missbrauch. Wie sicher ist Fortnite für Kinder und Jugendliche? Epic Games reagiert auf GameStar-Recherchen zum Thema Cybergrooming und sexueller Missbrauch.

Cybergrooming ist für Kinder und Jugendliche in Online-Spielen wie Roblox und Fortnite eine reale Gefahr. In anonymen Chats kontaktieren Erwachsene Minderjährige mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs.

GameStar-Autorin Nora Beyer hat kürzlich umfangreiche Recherchen über das stetig wachsende Phänomen geführt, Experten befragt und die Ergebnisse in einem Report für GameStar Plus veröffentlicht:

Zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung blieb eine Anfrage an Fortnite-Betreiber Epic Games unbeantwortet: Wir wollten von dem milliardenschweren Entwickler und Publisher wissen, wie das Unternehmen Kinder in Fortnite schützt.

Das nun von der Epic-Pressestelle nachgelieferte Statement liest sich wie folgt:

»Wir nehmen Berichte über die Sicherheit unserer Spieler ernst und untersuchen sie gründlich, einschließlich der direkten Zusammenarbeit mit den örtlichen Strafverfolgungsbehörden, um Maßnahmen zu ergreifen.

Spieler unter 18 Jahren haben in Fortnite von Anfang an mehr Schutzeinstellungen. Im Dezember haben wir eine neue Art von Epic-Account eingeführt, die so genannten Cabined Accounts, die eine maßgeschneiderte Erfahrung bieten, die sicher und inklusiv für jüngere Spieler ist, und bei allen Spielern unter 18 Jahren sind die sozialen Einstellungen, wie Sprach- und Text-Chat, standardmäßig auf die höchste Datenschutzstufe eingestellt.

Epic bietet auch eine Kindersicherung an, mit der Eltern oder Erziehungsberechtigte die digitale Erfahrung ihrer Kinder überwachen können. Eltern können Berechtigungen für den Text- und Sprachchat, das Hinzufügen von Freunden und das Filtern von nicht jugendfreier Sprache im Textchat in Fortnite festlegen.

Von allen Spielern wird erwartet, dass sie unsere Community-Regeln respektieren. Wenn Spieler ein unangemessenes Verhalten sehen, das gegen unsere Regeln verstößt, können sie es in Fortnite melden, damit wir schnell handeln können. Spieler können auch andere Spieler blockieren oder stummschalten und sich bei Verstößen gegen unsere Regeln direkt an unser Support-Team wenden.«

Wir haben die Mail einem der von uns für den Report befragten Experten vorgelegt mit Bitte um Einordnung. Robert de Lubomirz-Treter ist Teamleiter der Digitalinitiative ZEBRA bei der Landesanstalt für Medien NRW. ZEBRA beantwortet Fragen zu digitalen Medien und ist auch eine der Anlaufstellen, bei denen sich Eltern Hilfe holen können:

Anlaufstellen beim Verdacht von Cybergrooming:

Für Kinder

Für Eltern und Bezugspersonen

  • Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch: Hier bekommen Bezugspersonen Unterstützung bei den nächsten Schritten. Etwa bei der Frage, ob und wie Anzeige erstattet werden kann und welche Unterstützung das betroffene Kind jetzt am besten braucht. 
  • Bei der Internet-Beschwerdestelle oder jugendschutz.net können sich Bezugspersonen melden, wenn beispielsweise intime oder kinderpornografische Aufnahmen des Kindes veröffentlicht wurden.
  • Verdachtsfälle von Cybergrooming können unter https://www.fragzebra.de/cybergrooming direkt gemeldet werden. Ein Team von Juristinnen und Juristen der Landesanstalt für Medien NRW prüft den gemeldeten Verdacht und leitet diesen – soweit er begründet ist – an die ZAC NRW weiter (Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen, eingerichtet bei der Staatsanwaltschaft in Köln).
  • ZEBRA (www.fragzebra.de) ist auch die Anlaufstelle, bei der Fragen zum Thema Cybergrooming gestellt werden können.
  • Auch unter www.klicksafe.de/cybergrooming finden Eltern unterschiedliche Materialien zum Thema Cybergrooming.

Mit Blick auf das Statement von Epic Games zum Thema Jugendschutz in Fortnite sagt Robert de Lubomirz-Treter:

»Aus unserer Sicht [ist das, Anm. d. Red.] ehrlich gesagt eher mittelmäßig sinnvoll. 

Damit die Sicherheitsmaßnahmen greifen, müssen Kinder ihr echtes Alter angeben. Da dies zu einer umfassenden Kontrolle der Eltern führt, muss davon ausgegangen werden, dass die meisten Kinder sich nicht als minderjährig zu erkennen geben. Außerdem wissen Kinder, dass ihnen bei korrekter Antwort einige Funktionen im Spiel nicht zur Verfügung stehen. Ohne wirksame Altersbeschränkungen ist das Umgehen dieser Maßnahme denkbar einfach. Also: Ein zuverlässiger Schutz vor Cybergrooming ist das noch nicht, denn dieser hängt von wirksamen Altersbeschränkungen ab.

Robert de Lubomirz-Treter ist Teamleiter der Digitalinitiative ZEBRA bei der Landesanstalt für Medien NRW. Robert de Lubomirz-Treter ist Teamleiter der Digitalinitiative ZEBRA bei der Landesanstalt für Medien NRW.

Die Möglichkeit der Überwachung der Kommunikation durch Eltern sehen wir bei der Landesanstalt für Medien NRW eher kritisch. Auch wenn das gut gemeint ist, haben Kinder und Jugendliche ein Recht auf Privatsphäre. Wer durch seine Eltern überwacht wird, findet im Zweifel immer die Möglichkeit der Umgehung dieser Überwachung. Für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Eltern und ihren Kindern ist diese Maßnahme jedenfalls nicht förderlich.

Nichtdestotrotz ist jeder Schritt hin zu mehr Awareness bei dem Thema positiv und es ist gut, dass Epic Games sich damit auseinandersetzt. Wünschenswert wäre, dass Epic Games bzw. Fortnite von sich aus mehr über das Thema aufklären. Auf der Website von Fortnite findet sich kein einziger Hinweis zum Thema Cybergrooming. Wir unterstützen gerne bei der Erstellung einer Infoseite.«

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