Eine der vielleicht tiefgründigsten Fragen jüngster Tech-Geschichte lautet: Wieso sind RGB-Leuchten im Bereich Gaming-Hardware binnen einer Handvoll Jahren allgegenwärtig geworden?
Ganz gleich ob Grafikkarte, PC-Gehäuse, Peripheriegerätschaften, Kopfhörer oder sonstiger Technik-Schnickschnack: Heutzutage muss alles leuchten, blinken und überhaupt blitzlichtgewittern.
Enthusiasten dieses Trends sprechen von dekorativem RGB
. Doch was ist eigentlich RGB wirklich – und wieso ist dieser magische und mythische Drei-Buchstaben-Akronym (R! G! B!) ein wahr gewordener Traum in weiten Teilen Gaming-Community? Gehen wir gemeinsam auf Spurensuche!
Was ist RGB?
Zunächst die Basics: Das Kürzel RGB steht für Rot, Grün und Blau. Genauer handelt es sich bei RGB um ein sogenanntes additives Farbmodell. Auf Straßendeutsch bedeutet das: die drei Farben werden miteinander verschränkt - und durch die Überlappungen wiederum entstehen neue Farben (beispielsweise aus der Kreuzung Rot und Grün entsteht Gelb). Soweit zur Farbenlehre aus der ersten Klasse der Gesamtschule.
Viele Anzeigegeräte heutzutage machen sich RGB zunutze, darunter Fernsehgeräte, der Monitor eures Gaming-Computers und auch das Display eures Smartphones, auf das ihr grade schaut. Merke: Auf die RGB-Mischung kommt es an!
Persönliche Meinung: Beispielsweise ist die Mountain Everest Max einer der wenigen Luxus-Gegenstände mit RGB-Beleuchtung, ohne die ich meinen Alltag an der Tastatur ungern bestreiten möchte.
Technologische Gründe für RGB
Dass letztlich erst technologischer Fortschritt in der LED-Technik flächendeckendes RGB ermöglicht hat, darüber weiß Doktor Marcus Carter von der University of Sidney zu berichten. Der Dozent für Digitale Kultur hat sich mit den Kollegen von PCWorld zum Thema RGB zusammengesetzt – und ein paar interessante Antworten geliefert.
Doktor Marcus Carter sagt zu der Geschichte von RGB:
“LEDs gab es in den 1960er Jahren zunächst nur in Rot, dann kam Grün hinzu, später dann auch Orange und Gelb. Bis allerdings blaue LEDs technisch machbar wurden, hat es bis in die Mitte der 90er gedauert. Und damit, dass Blau hinzukam, konnte letztlich jede Farbe über LEDs dargestellt werden.”
Für die Erfindung der blauen LED wurden übrigens die Physiker Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet!
Ästhetische Gründe für RGB
In den vergangenen Jahren sind RGB-Leuchten mit Gaming-Ästhetik eine Ehe eingegangen. Sprich: RGBs sind zum festen Bestandteil davon geworden, wie der PC und das Drumherum in vielen Fällen aussieht.
Marketing-Füchse befeuern diesen Trend selbstredend weiterhin, indem entsprechende Produkte im werblichen Rahmen stark in den Vordergrund gerückt werden. Und manchmal hilft RGB Herstellern dabei, Kunden zu einem Upgrade zu bewegen. Verkaufsfördernde Maßnahme RGB also?
Ja!
, sagte auch Kollege Georg Wieselberger in seinem Artikel zum Trendthema LEDs, der mittlerweile über vier Jahre alt ist. Ein Einblick in die damalige Herstellerseite zum breiten Gaming-Phänomen:
Was haben Hersteller von RGBs?
Für Hersteller ist RGB eine fantastische Möglichkeit, um damit – dezent übertrieben ausgedrückt - einen kreischbunten Pfeil an ihr Produkt anzubringen, wie um zu sagen: Sieh her! Und kauf mich!
Vorsichtiger formuliert: In Verbindung mit einem PC-Gehäuse mit transparentem Seitenteil lenken RGB-Leuchten die Aufmerksamkeit der Kunden auf die Geräteteile.
Respektive wird mit der augenfälligen Beleuchtung signalisiert: Das ist ein wertiger Arbeitsspeicher!
oder Diese Grafikkarte ist Weltklasse!
Des Weiteren argumentiert der oben erwähnte Doktor Marcus Carter, RGBs hätte auf Herstellerseite einen weiteren Nutzwert. Carter sagt:
“Wie bei Sonderanfertigungen von Autos, […], werden hier technisches Können und kulturelles Kapital demonstriert. [...] Es geht um die intime und Performance-getriebene Freude an technischen Geräten.”
Was sagt die Psychologie?
Insbesondere bei Hardcore-Gamern, die ihren eigenen Gaming-PC zusammenschrauben, gehört eine festliche RGB-Beleuchtung gefühlt fast schon zu einem Statussymbol.
Häufig gilt das Kredo: Je abgefahrener, einzigartiger und verblüffender die RGB-Installation, desto eher ist auch Renommee in der Gaming Peer Group zu verbuchen. Ganz nach dem Motto: Willst du gelten, verbaue RGB bloß nicht selten.
Es ist eine Binse, aber nichtsdestotrotz eine Wahrheit: Die westliche Welt ist eine individualistische. Das heißt: Sich über Kleidung, die man trägt; Fahrzeuge, die man fährt; oder eben RGB-Spielzeug, welches man an seinem Gaming-PC verbaut, hervorzutun, ist eine tagein, tagaus beobachtbare Tatsache.
Dr. Jane Gavan vom Sidney College of the Arts bestätigt das. Sie sagt:
“Viele Gamer kaufen solche Tastaturen [mit RGB], weil sie identitätsstiftend wirken.”
Dieser Individuations-Trend ist erstmal kein Grund für Scham und Schande - lässt sich oftmals kaum umgehen. Zumal man auf Wunsch problemlos den gegenteiligen Weg beschreiten kann, wie dieser Artikel zeigt:
Denn durch entsprechende Accessoires können wir binnen Sekundenbruchteilen die gewünschte Außenwahrnehmung herbeiführen. Sprich: Trage ich einen Business-Dreiteiler, weiß das Gegenüber sofort: Oh! Ein Geschäftsmann!
. Bimmelt und bommelt die RGB-Beleuchtung auf meiner Tastatur, weiß das Gaming-Gegenüber sofort: Oh! Du bist einer von uns!
Letztgenannter Punkt tangiert das psychologische Bedürfnis nach Zugehörigkeit (zu einer bestimmten Gruppe). Auf psychologischer Ebene sind also die beiden Grundbedürfnisse Zugehörigkeitsgefühl und Selbstwerdung aufzuführen
Okay, Doktor Freud. Und nun wieder runter von der Psycho-Couch!
Wirtschaftliches Interesse an RGB
Eine weitere Erklärung für den Siegeszug von RGB ist natürlich – immerhin leben wir in einer Marktwirtschaft – das finanzielle Interesse. Denn: Nicht immer, aber häufig verlangen Hersteller für RGB-fähige Produkte einen Aufpreis.
Empfindet ihr RGB-Beleuchtung als ästhetische Verbesserung eurer Schreibtischeinrichtung? Oder zwickt euch die Festbeleuchtung in den Augen, weswegen ihr Rot, Grün und Blau sowieso sofort abschaltet? Bieten RGBs für euch klare Vorteile, die der Artikel oben außen vor gelassen hat – etwa einen Geschwindigkeits-Vorteil im kompetitiven E-Sport? Diskutiert es gerne in unseren Kommentaren!
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