Geld zurück bei No Man’s Sky - Wiederholen ist gestohlen

Viele Käufer sind nach den luftigen Versprechen der Entwickler von No Man’s Sky enttäuscht – und lassen sich nach 50 Stunden Spielzeit ihr Geld zurückgeben. Dabei verfolgen die Spieler edle Absichten, meint Michael Obermeier – setzen diese aber auf die absolut falsche Weise um.

»Wer ein Spiel nach 50 Stunden Spielzeit umtauscht, ist ein Dieb« tweetet der ehemalige Sony-Mitarbeiter Shahid Kamal Ahmad und zieht damit den Zorn enttäuschter Käufer von No Man's Sky auf sich. Der Grund: In diversen Foren brüsten sich Spieler, die unzufrieden mit dem Weltraumspiel von Hello Games sind, damit, trotz langer Spielzeit ihr Geld von Steam zurückbekommen zu haben. Was Shahid als ehemaligem Angestellten des Publishers von No Man's Sky nachvollziehbarerweise ein Dorn im Auge ist.

Mehr: Test zu No Man's Sky

Doch auch auf die Gefahr hin, damit selbst ins Kreuzfeuer zu geraten, muss ich Shahid zustimmen. Denn auch für mein Rechtsempfinden ist es nicht in Ordnung, ein Spiel 50 Stunden lang zu spielen und anschließend den vollen Kaufbetrag zurückzufordern. Selbst wenn diese 50 Stunden unter den Erwartungen des Käufers lagen oder dabei technische Probleme aufgetreten sind, hat der das Programm ausführlich genutzt - und zwar weit über eine Zeitspanne hinaus, in der noch von Kulanz auf Seiten des Herstellers die Rede sein sollte. Ich verputze im Restaurant ja auch nicht das komplette Essen und verweigere dann die Zahlung, weil's mir nicht geschmeckt hat.

Trotzdem bleibt die Umtauscherei bei No Man's Sky kein Einzelfall und nimmt - befeuert durch entsprechende Foren-Threads auf NeoGaf, Reddit und auch in der GameStar Community - solche Ausmaße an, dass sich die Steam-Betreiber gezwungen sehen, extra mit einer Texttafel darauf hinzuweisen, dass es auch für No Man's Sky keine Ausnahmen von den Steam-Umtausch-Richtlinien gibt.

No Mans Sky - Was tut man eigentlich im Spiel? Video starten 12:24 No Man's Sky - Was tut man eigentlich im Spiel?

Der Zweck heiligt die Mittel nicht

Aber auch wenn ihre Methoden zweifelhaft sind, wäre es zu kurz gegriffen, alle »Umtauscher« als Diebe abzustempeln. Denn letztlich haben sie doch die richtigen Absichten- oder zumindest nachvollziehbare Gründe für ihren Ärger.

Dass No Man's Sky (vor allem auf dem PC) technische Probleme hat, lässt sich genauso wenig wegdiskutieren, wie die ellenlange Liste von fehlenden Features, die Hello Games oder Sony zuvor in Trailern gezeigt oder in Interviews angedeutet haben.

Das in der Spieleentwicklung immer mal wieder Features bis zur Veröffentlichung aus den unterschiedlichsten Gründen (Kosten, Balance, Testspieler-Feedback, uvm.) aus einem Spiel entfernt werden, ist in der Branche gang und gäbe.

Aber selbst jetzt nach Release gibt es zu vielen dieser fehlenden Inhalte wie etwa dem Multiplayer-Modus keine konkreten Erklärungen, sondern nur vage Andeutungen. Die PR-Strategie, möglichst wenig zum Spielinhalt offenzulegen, hat zwar einerseits einen gigantischen Hype generiert, fällt den Entwicklern aber jetzt auch auf die Füße.

No Man's Sky - Screenshots der PC-Version ansehen

Michael Obermeier

Über den Autor
Michi hätte zwar nichts dagegen, wenn No Man's Sky abgestürzte Großraumschiffe, gigantische Weltraumschlachten und Riesenmonster hätte, er hat aber auch nach zig Stunden noch Spaß an atemberaubenden Weltraum-Panoramen, ulkigen Tierchen und der Jagd nach dem nächsten Upgrade. Zusammen mit wechselnder Besatzung reist er auf seinem Let's-Play-Kanal GameTube zum Zentrum der Galaxis von No Man's Sky - und vielleicht noch viel weiter.

Das große Problem

Diese mangelnde Kommunikation mit den Fans ist das große Problem von No Man's Sky, und da lasse ich als Ausrede auch nicht gelten, dass das kleine Studio Hello Games den Hype ums eigene Spiel unterschätzt habe. Immerhin hatte man mit Sony jahrelang einen erfahrenen internationalen Publisher als Partner an der Seite, der gegebenenfalls bei gestrichenen Features oder allzu luftigen Versprechungen der Entwickler hätte gegensteuern müssen.

Aller Enttäuschung zum Trotz bleibe ich aber dabei: Erst zig Stunden zu spielen und dann sein Geld zurückzufordern, ist der falsche Weg. Nicht falsch verstehen: Wenn kurz nach dem Programmstart schwere technische Probleme auftreten oder man in den ersten zwei Stunden bemerkt, eindeutig das falsche Spiel erwischt zu haben, spricht nichts gegen einen Umtausch.

Aber genauso wie es jedem komisch vorkommen sollte, nach einem Film sein Geld an der Kinokasse zurückzufordern, gilt das auch für Software, die man eigentlich weit über den Kulanzzeitraum genutzt hat.

Klüger wäre es, mit dem Kauf zu warten, bis man sich tatsächlich darüber informiert hat, was ein Spiel bietet und was nicht - etwa in Reviews oder Let's Plays. Dass Entwickler darüber nicht immer offen sprechen, hat No Man's Sky ja eindrucksvoll bewiesen.

Link zum YouTube-Inhalt

zu den Kommentaren (155)

Kommentare(147)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.