130 Meter lang, 2.100 Passagiere und eine Batterie wie 500 Luxus-Elektroautos: Das ist das weltgrößte Schiff mit E-Antrieb

Die Welt der Schifffahrt ist seit Jahrhunderten bunt, seit 2025 hat sie erneut an Farbe gewonnen. Es gibt einen neuen Spitzenreiter, der komplett ohne Abgase Mensch, Tier und Fracht transportiert.

Die China Zorrilla am Kai, noch fehlt einiges an Technik und Einrichtung. Sie soll noch 2025 ihren Dienst aufnehmen und regelmäßig mehr als 2.000 Passagiere und ihre Autos transportieren.
Bildquelle: Incat Die China Zorrilla am Kai, noch fehlt einiges an Technik und Einrichtung. Sie soll noch 2025 ihren Dienst aufnehmen und regelmäßig mehr als 2.000 Passagiere und ihre Autos transportieren. Bildquelle: Incat

Schornsteine hat dieses Schiff nicht mehr. Lediglich eine unauffällige Struktur unterbricht die glatte, stromlinienförmige Oberfläche des Katamarans. Die China Zorilla der Reederei Incat misst von Bug bis Heck 130 Meter und übernimmt fortan eine prestigeträchtige Rolle: Sie ist seit ihrem Stapellauf das größte Elektroschiff der Welt.

Wer jetzt denkt, die China Zorilla diene als Prestigeprojekt der Superreichen, der irrt. Die RoPax-Fähre hat einen handfesten Zweck.


Das teuerste und modernste Forschungsschiff kommt derweil aus Deutschland – und es hat ein Loch im Rumpf.

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Batterien, so stark wie 400 Luxus-Porsches

Im Auftrag der Reederei Buquebus aus Südamerika hat der australische Hersteller Incat die China Zorrilla gebaut. Die RoPax-Fähre kann bis zu 2.100 Passagiere sowie 225 Fahrzeuge über Rampen aufnehmen und ohne Abgasausstoß zum Ziel bringen.

Damit das vollelektrisch gelingt, sind 250 Tonnen Batteriespeicher an Bord verbaut. Die können maximal 40 Kilowattstunden an Strom abgeben. Das entspricht ungefähr der Höchstkapazität von 400 E-Porsches des Typs Macan oder 400 Teslas der Modelle S oder X.

RoPax/RoRo-Fähre: Die China Zorilla ist eine sogenannte RoPax-Fähre. Diese Bezeichnung setzt sich aus Roll On/Roll Off (RoRo) für den Transport von Fracht und Pax als Abkürzung für Passagiere zusammen, eine ähnliche Terminologie wird auch in der Luftfahrt verwendet.

Deshalb tragen RoPax-Schiffe auch die Alternativbezeichnung Kombifähren. Reine Frachtfähren werden als RoRo-Fähren bezeichnet, das Pax für Passagiere entfällt.

Als Maschinen kommen bei dem Rekordschiff acht Elektromotoren zum Einsatz, die wiederum Wasserjets antreiben. Vereinfacht ausgedrückt funktionieren die Wasserjets ähnlich wie eine Kombination aus den Triebwerken älterer Verkehrsflugzeuge und dem Saugprinzip eines Staubsaugers. Der Antrieb zieht Wasser in sich hinein und beschleunigt es stark, wodurch ein kraftvoller Wasserstrahl das Schiff vorwärtsbewegt.

Laut dem Hersteller der Antriebskomponenten und Batteriespeicher, Wärtsilä, sind die Wasserjets auf eine Reisegeschwindigkeit von 25 Knoten (etwa 46 Kilometer pro Stunde) ausgelegt. Theoretisch könnte der Katamaran deutlich höhere Geschwindigkeiten von über 30 Knoten erreichen. Allerdings würde das den Energieverbrauch erhöhen, da der hohe Wirkungsgrad des Antriebs primär bei der genannten geringeren Reisegeschwindigkeit erzielt wird:

Das Paket aus Batteriemodulen und Energiespeichersystem kann einen viermal höheren Wirkungsgrad erzielen als jedes andere derzeit betriebene Elektro-/Hybridschiff.

Die ursprünglichen Pläne für diese Konstruktion, intern als »Incat Hull 096« bezeichnet, sahen einen Antrieb mit Flüssiggas und herkömmlichen Schiffsschrauben vor, wobei vier elektrische Wasserjets lediglich als zusätzliche Unterstützung gedacht waren. Die Reederei entschied sich jedoch später für den reinen Elektroantrieb.


In unserer Zeit sind Projekte wie diese Elektrofähre ein vielversprechendes Zeichen für eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe. Während allein das Sprechen über die Folgen der Klimakrise Wissenschaftler inzwischen beunruhigt – aus Angst vor eurer Reaktion.

Im Mai 2025 hat das Elektroschiff seinen Dienst noch nicht aufgenommen. Es fehlt der finale Einbau von diverserer Hardware, wie zum Beispiel der Batterien. Im späteren Jahresverlauf 2025 sollen dann auch Testfahrten sowie die Indienststellung erfolgen. Auf seinen Touren soll die RoPax-Fähre die Häfen Buenos Aires in Argentinien und Colonia del Sacramento in Uruguay verbinden, Entfernung rund 60 Kilometer.

Ebenfalls steht noch der sogenannte Innenausbau der Fähre aus. Dabei geht es hauptsächlich um die Gestaltung der Passagierbereiche. Unter anderem soll die China Zorrilla ein 2.300 Quadratmeter großes Duty-Free-Deck zum zollfreien Einkauf erhalten.

Trotz ihrer hochmodernen Technologie knüpft die Fähre hiermit an eine lange Tradition an: Seit Jahrzehnten nutzen Reedereien die zollrechtlichen Vorteile, die sich ergeben, sobald Schiffe die 12-Seemeilen-Zone vor der Küste eines Staates verlassen. Dort gelten keine nationalen Gesetze zu Zöllen und Abgaben, was ein Passagierschiff zu einem Paradies für Schnäppchenjäger machen kann.

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