Wie aus dem Nichts und ohne große Werbe-Fanfare hat Ubisoft das experimentelle Jump&Run Grow Home auf Steam veröffentlicht. Das Ding versprüht den »Charme« eines Early-Access-Testballons aus Indie-Gefilden und zwingt uns nicht einmal das sonst bei Ubisoft obligatorische UPlay auf. Ungewohnte Töne, aber das trifft ja auch auf das Spiel selbst zu.
Frisch aus dem Entwickler-Labor
Grow Home und seine Existenz erklären sich aus seiner Entwicklungsgeschichte: Ein achtköpfiges Team von Ubisoft Reflections hat mit prozeduralen Animationen experimentiert (also Animationen, die durch die Umgebung und physikalische Regeln berechnet werden und nicht einfach vorgefertigt abgespult) und dazu eine kleine Technik-Demo gebastelt.
Diese Spielerei hat dann in den Ubisoft-Büros die Runde gemacht und so viele Mitarbeiter (bzw. das Management) begeistert, dass sie nach etwas Politur die Weihen einer Veröffentlichung spendiert bekam. Oder zynischer ausgedrückt: Ubisoft verkauft eine Techdemo. Das soll uns aber Recht sein, solange sie so viel Freude macht wie Grow Home.
Nur über Steam
Grow Home ist derzeit nur über Steam erhältlich. Wenn Sie das Spiel kaufen, wird es an Ihren Account gebunden und lässt sich danach nicht wiederveräußern.
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Kleiner Roboter auf großer Mission
Wir übernehmen die Kontrolle des Roboters B.U.D. (Biomechanical Utility Droid), der von seinem Mutterschiff (bezeichnenderweise M.O.M. genannt) auf einen Planeten geworfen wird. Dort soll er Sauerstoff für seine Heimat sammeln. Dazu muss der kleine Kerl eine gigantische Sternen-Pflanze in den Himmel wachsen lassen, bis sie zum Mutterschiff reicht, das in etwa 2.000 Metern Höhe über dem Planeten schwebt.
Diese vielen Höhenmeter überwindet B.U.D. prinzipiell, indem er klettert. Das funktioniert ungemein intuitiv: Mit der rechten und linken Maustaste (bzw. den Triggern auf einem Gamepad) lassen wir den jeweiligen Arm von B.U.D. bombensicher zupacken. Das klappt auf jedem Untergrund und ermöglicht solch waghalsige Klettereinlagen, dass selbst Reinhold Messner seinen Bart verschlucken würde.
Gärtnern im Himmel
Ziel dieser Kletterei sind Pflanzenknospen auf besagtem riesigen Sternen-Gewächs. Klammern wir uns an einem dieser Triebe fest, schießt ein neuer Ast hervor, den B.U.D. quasi reitend in die gewünschte Richtung wachsen lässt. Bevorzugt in eine der kleinen, schwebenden Leuchtinseln. Die pumpen nämlich Energie in den Hauptstamm und lassen ihn so weiter in die Höhe schießen. Reicht der Ast nicht ran, müssen wir ihn über einen seiner neuen Triebe verlängern, denn jeder neue Strang lässt auch eine handvoll neuer Knospen sprießen. So generieren wir quasi unsere Umgebung größtenteils selbst. Irgendwann erreicht die Sternenpflanze die nächste Höhenstufe, beziehungsweise schlussendlich ihre volle Blüte beim Mutterschiff.
Mit der Zeit wird unsere luftige Gärtnerei immer umfangreicher und wir lassen immer abstrusere Geflechte in den Himmel wachsen. Der Weg in die schwindelnden Höhen ist, der Techdemo-Vergangenheit geschuldet, zugegeben voller kleiner Macken. Grow Home ist recht kurz (bei fokussierter Vorgehensweise ca. drei Stunden), die Kamera dreht regelmäßig durch (besonders an engen Stellen), die minimalistische Grafik kann stellenweise echt hässlich aussehen, und die Steuerung von B.U.D. ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig – Frustmomente sind vorprogrammiert.
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