- Der verrückte Landstreicher Darkel sollte den Spielern von GTA 3 moralisch fragwürdige Aufträge erteilen - wurde aber kurz vor Release aus dem Spiel entfernt. Im Internet kursieren viele Gerüchte: Hat diese Entscheidung etwa mit 9/11 zu tun?
- Unsere Autorin macht sich auf Spurensuche nach den Überresten von Darkel und die Hintergründe seines Verschwindens.
Eine dynamische Open World, bis obenhin vollgestopft mit spielerischen Möglichkeiten und quasi-grenzenloser Freiheit. Das ist das Erfolgsrezept von Grand Theft Auto. Die Freiheit wird absolut gesetzt. Das macht sie gewissermaßen radikal. Und die Spiele oft kontrovers. Denn: In einer beispiellos offenen Spielwelt voller Freiheiten haben wir eben auch die Freiheit, das moralisch Falsche zu tun. Das ist nur konsequent gedacht.
GTA folgt in diesem Sinne einem extremen - oder vielleicht sogar schon extremistischen - Freiheitskonzept. Klar, dass die Spiele dabei immer wieder anecken. Ihrer Popularität tut das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Grenzüberschreitung ist neben der offenen Spielwelt gewissermaßen das Markenzeichen von Grand Theft Auto. Alles ist erlaubt.
Auch der dritte Teil der Reihe, im Oktober 2001 erschienen, sorgt für Empörung. Die mittlerweile eingestellte Seite GameSpy, Teil des IGN-Netzwerks, verleiht GTA 3 gar den Titel »widerwärtigstes Spiel des Jahres«. Mit der Begründung, das Spiel belohne den Spieler dafür, Chaos und Gewalt zu verbreiten und unschuldige Menschen wie am Fließband abzuschlachten. Besonders berüchtigt: In Grand Theft Auto 3 kann der Spielcharakter mit Prostituierten Sex haben und diese im Anschluss töten, um sich sein Geld zurückzuholen.
Das Spiel muss seinerzeit viel Kritik einstecken. Wohl auch durch die zeitliche Nähe zu den Anschlägen von 9/11 und einer darauf folgenden erhöhten Gewaltsensibilität. Aber: Es erntet auch viel Lob. Gerade wegen seiner spielerischen Freiheiten. GTA 3 ist ein Vorreiter des Open World Sandbox-Genres. Heute gilt es als eines der besten Spiele aller Zeiten. Bei Seiten wie IGN, GameSpot und GamesRadar führt es die Top-Listen der besten und einflussreichsten Spiele aller Zeiten an. GameInformer schreibt 2009, dass Grand Theft Auto 3 mit seiner immersiven Open World Sandbox-Ausrichtung die Spielelandschaft für immer verändert habe.
Darkel: Der wahnsinnige Landstreicher
Alles ist also erlaubt. Oder? Nein. Auch GTAs radikale Freiheit, die sich im maximal offenen Spielweltkonzept genauso widerspiegelt wie in der Offenheit der (un)moralischen Spielentscheidungen, hat ihre Grenzen. Beispielhaft hierfür: Die mysteriöse Nichtspieler-Figur Darkel. Darkel ist ein düsterer alter Mann, ein Landstreicher in brauner Kutte und schmutzigem Kopfverband, der irgendwo zwischen Wahnsinn, Untergangspsychose und terroristischem Superhirn hängengeblieben ist, dem Spieler brutale und schlichtweg terroristische Aufträge gibt … und vor Release aus dem Spiel entfernt wird.
Allerdings finden sich überall in GTA 3 Überreste von ihm: sein Texturen-Paket im Spieldateien-Verzeichnis oder sein Name in den End Credits. Warum hat sich Rockstar Games dazu entschlossen, Darkel vor Erscheinen aus dem Spiel zu werfen? Zumal er offenbar eine wichtige Rolle spielen sollte: In einem Interview zwischen IGN und Entwickler DMA Design (später Rockstar North) vom 22. Februar 2001 wird die Figur ausführlich erwähnt: »Und dann ist da noch dieser alte, bittere Mann, der irgendwo in den Schatten des Spiels herumlungert. Sein Name ist Darkel. Darkel ist mehr oder weniger die Muse der Stadt, ihr Prophet. Und er sagt seltsame Dinge und fordert den Spieler auf, seltsame Dinge zu tun. Er gibt dem Spieler Aufträge. Aufträge, die man nur aus dunkelsten Comic-Storylines kennt.«
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