Fazit: GTA 5 im Test - Das ultimative Grand Theft Auto 5

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Fazit der Redaktion

Heiko Klinge: Im Fall von GTA 5 komme ich mir vor, als sei ich ein Alien. Alle Welt feiert Rockstars Epos als eines der besten Spiele aller Zeiten. Ich stehe mit meiner zurückhaltenden Begeisterung verflucht alleine da (Allerdings auch in der Redaktion nicht ganz alleine, immerhin kommt auch Andre Peschke in seiner Kolumne zum Thema »Überschätztes GTA 5« zu einem ähnlichen Fazit). Und ja, selbstverständliche ist GTA 5 in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein. Aber es hat mir trotzdem deutlich weniger Spaß gemacht als mein Serienfavorit Vice City oder - Jehova! - das in der Öffentlichkeit viel härter kritisierte Watch Dogs.

Das hat zwei Gründe: 1. Die meisten Storymissionen sind mir zu viel Call of Duty und zu wenig GTA. So groß Los Santos auch sein mag, fast immer werde ich im Sinne der Dramaturgie dennoch wie auf Schienen von einem geskripteten Höhepunkt zum nächsten gejagt. Mich ärgert das! Denn wenn mir schon solch eine großartige offene Spielwelt zu Füßen gelegt wird, dann möchte auch ich entscheiden, mit welchen Methoden ich ein Problem löse. Und ja, das hat Watch Dogs besser hinbekommen.

2. Ich bin jemand, der sich mit seiner Spielfigur identifizieren will, um ein Spiel wirklich genießen zu können. Natürlich ist die Charakterzeichnung von Rockstar großartig, konsequent und entlarvend. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich kein frustrierter Familienvater, Ghetto-Gangster oder Psychopath sein will. Mir gelingt es schlichtweg nicht, mich gedanklich von meinen Alter Egos zu distanzieren, sie als Marionetten zu sehen. Sondern ich bin Trevor, aber ich möchte nicht Trevor sein!

Das können Sie alles nicht nachvollziehen? Ist vollkommen in Ordnung, ich bin ja auch ein Alien. Aber vielleicht gibt's da draußen ja noch andere wie mich. Und die fühlen sich jetzt nicht mehr so allein.

Sebastian Stange: Über ein Jahr nach dem Erscheinen der PS3- und 360-Fassungen von Grand Theft Auto 5 ist die PC-Fassung für mich keine große Überraschung. Die Portierung gelang Rockstar ausgezeichnet, die Performance ist selbst auf Mittelklasse-PCs überraschend gut. Für diese PC-Fassung gibt es also ein Lob und das Spiel selbst kann ich fast nicht genug loben. Ich staune auch nach vielen Stunden immer noch über den irrsinnigen Detailgrad der Spielwelt, die lebendige Atmosphäre von Stadt und Umland sowie die unzähligen kleinen Gags und satirischen Anspielungen.

Für mich ist diese Spielwelt, weniger die toll erzählte und spannende Handlung, der große Triumph des Spiels. Als jemand, der Los Angeles und Umgebung bereits mehrmals besucht hat, halte ich beim Spielen immer wieder inne, weil mir die Kulisse derart vertraut vorkommt. Ich erkenne die Fassaden meines letzten E3-Hotels wieder, ich erinnere mich an die Hitze und den Geruch der heruntergekommenen Viertel rings um Downtown und das Observatorium auf den Hügeln hinter Los Santos löst bei mir heftige Déjà-vus aus, weil ich da ja schon mal war.

Und auch Umgebungen, die ich nicht schon als reale Vorlage kenne, wirken derart glaubwürdig und detailverliebt, dass ich mich immer wieder in der Welt von GTA 5 verliere. Story vorantreiben? Nebenaufgaben erledigen? Geld verdienen? Nein, lieber stelle ich mich da vor den Schnapsladen, genieße den Sonnenuntergang und beobachte die Einheimischen. Ist das nicht unglaublich, dass ich in einem Spiel so etwas machen kann? Dass mir GTA 5 auch die Möglichkeit für derlei Müßiggang bietet? Ich bin mir sicher, dass ich Rockstars Open-World-Abenteuer auch noch lange Zeit von heute regelmäßig besuchen werde - als Urlaub vom Alltag.

Petra Schmitz: Dass GTA 5 auf dem PC so rund läuft, hatte ich zwar gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet. Sicher, es gibt auch hier wieder Probleme und Problemchen, aber nichts, was irgendwie in der Größenordnung von GTA 4 spielen würde. Und auch wenn ich nichts gegen Gamepads habe (im Gegenteil), freue ich mir ein mittelgroßes Loch in den Bauch, dass alles so wunderbar mit Maus und Tastatur klappt. Ich darf ohne Übertreibung behaupten: Damit kann ich besser Auto fahren.

Zumindest mit Michael und Franklin. Mit den beiden gebe ich mir stets Mühe, keine Passanten zu überrollen und auch meine Kiste halbwegs heil zum Ziel zu bringen. Wenn ich hingegen Trevor spiele, vergesse ich das allerdings alles. Der Typ, so abstoßend ich ihn auch finde, macht mit mir seltsame Sachen. Ich brettere ohne Rücksicht auf Verluste durch die Stadt, ich grinse sogar ein bisschen mit ihm mit, wenn er sich aus dem Staub macht, während der arme, höchst unsichere Floyd Herbert an seiner statt von Wachleuten verdroschen wird. Was Trevor mit mir veranstaltet, finde ich gleichzeitig gruselig wie entlarvend gut. In mir steckt vielleicht jetzt nicht unbedingt ein Psychopath (das hoffe ich jedenfalls), aber es mal sein zu dürfen beziehungsweise in diesem Spiel sogar sein zu müssen, das ist eine spannende Erfahrung für jemanden, der in Rollenspielen sonst immer ausschließlich das Gute verkörpern will.

Nur die Folterszene, die hätte sich Rockstar in der Form und in der Länge echt sparen können. Danach war ich froh, wieder für eine Weile mit Michael und Franklin Abstand von Trevor nehmen zu können, um so ein bisschen Normalität zu atmen. Auch wenn's selbst bei den beiden im Grunde genommen niemals normal zugeht. Am liebsten habe ich aber alle drei zusammen. Die Chemie und Dynamik zwischen den Protagonisten, die Rockstar so wundervoll natürlich zusammengeführt hat, macht jeden Moment mit ihnen besonders. Sie passen hervorragend in diese faszinierende Welt voller Eitelkeiten, Gelüste, Wünsche und menschlicher Abgründe.

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