Seite 2: Hall of Fame: System Shock 2 - Look at you, Hacker

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Ein minimalistisches Kunststück

Dieses Spiel mit menschlichen Urängsten entfaltet nicht zuletzt deshalb eine so beunruhigende Wucht, weil es akustisch perfekt untermalt wird. »Der Weiße Hai« braucht dazu genau zwei Noten.

Die Karte ist gar nicht so unübersichtlich, wie sie aussieht. Wobei ... doch. Die Karte ist gar nicht so unübersichtlich, wie sie aussieht. Wobei ... doch.

System Shock 2 wiederum gelingt ein ähnlich minimalistisches Kunststück: Das Kreischen der mutierten Äffchen und das beinahe hypnotische »We are? We are?« der Hybriden verfolgen mich bis heute. Wenn ich durch die düsteren Gänge der »von Braun« schleiche, an der Wand eine mit Blut geschmierte Botschaft, vor mir eine entstellte Leiche, hinter mir schlurfende Schritte, die im gespenstischen Quieken der Schimpansen beinahe untergehen, dann hat das trotz der hoffnungslos veralteten Grafik überhaupt nichts von seiner Faszination verloren.

Was mich zwar nicht daran hindert, die von Fans erstellte Textur-Mod zu installieren, wenn ich mal wieder auf den Dachboden steige, um in meiner Jugend zu stöbern und mit System Shock 2 (und glitzernden Augen) wieder runterzukommen - aber ich kenne trotzdem kein Spiel aus dem letzten Jahrhundert, das so gut gealtert ist.

Drei goldene Regeln

Damals habe ich mich mit solchen Überlegungen freilich gar nicht lange aufgehalten. Damals war das neu und aufregend, und nachdem ich es auf dem Bundeswehr-PC installiert hatte (ich war nämlich der »IT-Experte« der Kompanie; ich konnte eine Excel-Tabelle unfallfrei abspeichern), ließ sich die endlose Monotonie im Dienst von Volk und Vaterland wunderbar vertrödeln.

Da löst man einmal den Alarm aus und schon kriegt man’s mit fetten Robotern zu tun. Da löst man einmal den Alarm aus und schon kriegt man’s mit fetten Robotern zu tun.

Ich hackte Kameras und Geschütztürme, suchte in den letzten Winkeln nach Cybermodulen, mit denen ich meine Skills upgraden konnte, machte mir ein paarmal fast in die Hose und stellte erstaunt fest, dass diese Mischung aus Rollenspiel und Shooter nicht nur funktionierte - sondern so gut (und auf eine so großartig innovative Weise) funktionierte, dass ich sie nach dem ersten Durchgang gleich nochmal von vorne spielen musste. Inzwischen habe ich System Shock 2 bestimmt sieben- oder achtmal durchgespielt und dabei drei eiserne Regeln gelernt.

Erstens: Munition spart man sich prinzipiell für »später« auf - wobei der präzise Zeitpunkt von »später« auch unter Experten heftig umstritten ist. Grobe Faustregel: Alles zwischen »Ich weiß gar nicht mehr, wohin mit dem ganzen Zeug.« und »Oh, jetzt ist das Spiel ja rum.« gilt als legitim.

Zweitens: Man muss sich mindestens einmal fürchterlich verquicksaven, also genau dort einen Schnellspeicherstand anlegen, wo man nach dem Laden auch garantiert von einem frisch respawnten Hybriden-Kongress begrüßt wird. Optionale Harcore-Variante: davor zwei Stunden lang das normale Speichern vergessen.

Drittens: Unter keinen Umständen darf man sich im Eifer des Gefechts, also wenn man, ach, sagen wir, von einem Cyborg Assassin in handliche Einzelteile zerlegt wird, dazu hinreißen lassen, seinem verknöcherten Hauptfeldwebel mit dem Humor eines nordkoreanischen Gefängnisaufsehers zu sagen, er möge sich doch bitte schleichen - bloß weil man ihn versehentlich für den Obergefreiten vom Zimmer nebenan hielt. Glauben Sie mir, da kenne ich mich aus.

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