Hellboy - Call of Darkness - Filmkritik: Der neue Höllenjunge macht viel anders, aber wenig besser

Hellboy ist zurück. Allerdings ohne Guillermo del Toro oder Ron Perlman. Wir klären in unserer Review, ob der Reboot des Höllenjungen im Kino überzeugt.

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David Harbour statt Ron Perlman: In Call of Darkness hat Mike Mignolas Höllenjunge ein neues Gesicht. David Harbour statt Ron Perlman: In Call of Darkness hat Mike Mignolas Höllenjunge ein neues Gesicht.

Nein, Hellboy 3 wird es niemals geben. Zumindest nicht in der Form, wie sich Guillermo del Toro und Ron Perlman die Fortsetzung zu Die Goldene Armee vorgestellt hätten. Hellboy - Call of Darkness ist ein waschechter Reboot, mit neuem Regisseur und neuem Hauptdarsteller. Allerdings macht der neue Hellboy nur wenige Dinge besser als der alte.

Spoilerfreie Kritik:
Wir verraten in diesem Artikel keine Details, Wendepunkte und Hintergründe zur Handlung von Hellboy – Call of Darkness. Ihr könnt also ruhigen Gewissens weiterlesen, sofern ihr unser Fazit zum Film wissen wollt. Wer vorab absolut gar nichts über den Film erfahren möchte, sollte natürlich bis nach dem Kinobesuch warten. Deutscher Kinostart von Hellboy – Call of Darkness ist der 11. April 2019.

Wenn die Finsternis ruft...

Mit Mike Mignola arbeitete der Hellboy-Schöpfer und Autor der Comics höchstpersönlich an dem Skript von Call of Darkness. Und darin liegt die größte Stärke des Reboots. Dank Mignolas Beitrag zum Drehbuch vereint Regisseur Neil Marshall (Autor der zwei Game-of-Thrones-Episoden Schwarzwasser und Die Wächter auf der Mauer) zahlreiche ikonische Handlungsstränge aus den Comics.

So stellt sich im Reboot der neue Hellboy (David Harbour aus Stranger Things) im Zuge eines Wrestling-Matches dem Vampir Camazotz, enttarnt falsche Babys als Wechselbälger oder geht zusammen mit dem Medium Alice Monaghan (Sasha Lane) dem Geheimnis seiner Abstammung auf den Grund. Jeder dieser Momente lässt das Herz eines jeden Hellboy-Fans höher schlagen, weil man sie fast genauso aus der Vorlage kennt und so beweist Call of Darkness große Liebe fürs Comic-Detail.

Doch worum es neben den schier endlosen Nebenquests eigentlich geht: Die böse »Blutkönigin« Nimue (Milla Jovovich) ist auf Rache aus. Nicht gegen irgendwen bestimmtes, sondern so ziemlich an der gesamten Menschheit. Und wie ihr Adelstitel vielleicht schon vermuten lässt: Wenn es nach Nimue geht, muss die einfache Bevölkerung der Menschheit bluten. Dabei kommen natürlich Hellboy und die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen ins Spiel.

Hellboy - Blutiger Action-Trailer mit David Harbour vs. Milla Jovovich und jede Menge Monster Video starten 2:40 Hellboy - Blutiger Action-Trailer mit David Harbour vs. Milla Jovovich und jede Menge Monster

Zu viel Service für den Fan

Dennoch haben Mike Mignola und Neil Marshall es mit ihrem Fan-Service etwas zu gut gemeint: Trotz einer Länge von über zwei Stunden bietet Call of Darkness so gut wie keine Verschnaufpause und hetzt von einem Punkt des Plots zum Nächsten. Insgesamt wirkt der Film mit Elementen aus den Hellboy-Comics The Corpse, The Wild Hunt oder Hellboy in Mexiko viel zu vollgestopft und leidet zusätzlich darunter, dass er jede Entwicklung oder Wendung der Handlung häufig wiederkäuen muss.

So fasst beispielsweise Ian McShane (American Gods) in der Rolle von Hellboys Ziehvater Trevor Bruttenholm exakt das zusammen, was der Zuschauer zuvor bereits in einem vor Exposition überschäumenden Nachrichtenbeitrag erfährt. Na gut: Der Fernsehmoderator flucht nicht ansatzweise so viel wie Ian McShane, trotzdem zieht sich jedes überflüssige und vor allem abermalige Aufrollen der Handlung wie Kaugummi.

Hellboy wird in Call of Darkness durch seine Verbündeten aus den Comics unterstützt: Ben Daimio (Daniel Dae Kim) und Alice Monaghan (Sasha Lane). Hellboy wird in Call of Darkness durch seine Verbündeten aus den Comics unterstützt: Ben Daimio (Daniel Dae Kim) und Alice Monaghan (Sasha Lane).

Das harte R in R-Rating

Dass sich der Reboot an ein erwachseneres Publikum richtet, wird dabei ab der ersten Minute von Call of Darkness klar: Während im Zuge einer Rückblende das Auge einer Leiche von einer Krähe ausgepickt wird, rekapituliert Ian McShane, dass das Mittelalter eine »scheiß-üble« Angelegenheit war. Charakteristisch für das, was den Zuschauer in den folgenden zwei Stunden erwartet. Bei den vielen »Fuck«'s, die es im neuen Hellboy hagelt, ist der Film geradezu prädestiniert für ein Trinkspiel.

Im Gegensatz zu den Filmen von Guillermo del Toro geizt der Reboot auch nicht mit Blut und Gedärm, was mit dem rauen und kruden Charakter von Hellboy sowie der Welt, in der er lebt, durchaus zusammenpasst. Damit weicht der Film aber dann doch von der viel subtiler inszenierten Gewalt seiner Comic-Vorlage ab. Ebenso scheint sich Neil Marshall nie entschieden zu haben, ob er einen brutalen Actionfilm inszeniert - oder eine Parodie davon.

Das wird bereits bei der ersten Szene des Films ersichtlich: Beim Anblick von König Arturs Excalibur – das Schwert, nicht, was ihr denkt – schnappt Milla Jovovichs Nimue so sehr nach Luft, als hätte man Großmutters Teeservice auf den Boden gepfeffert. Schon in den ersten Minuten des Films wird ersichtlich, das sich Call of Darkness nicht allzu ernst nimmt. Das bedeutet zwangsläufig nichts schlechtes, allerdings leidet der neue Hellboy unter einer Identitätskrise, von der er sich bis in die letzten Minuten nicht erholt.

Die einzige Konstante des Films stellt Hellboy selbst dar: Wie in den Comics nimmt er jede noch so absurde oder erschreckende Begegnung mit den Fabelwesen aus Mike Mignolas Universum mit Fassung beziehungsweise tut sie oft mit einem desinteressierten Schulterzucken ab. Wie schon Ron Perlman ist auch David Harbour ein Höllenjunge, der es sich nicht nehmen lässt, lieber erst einen Spruch zu klopfen und dann die Steinfaust sprechen zu lassen. Mir persönlich hat im direkten Vergleich aber Harbours Performance beinahe mehr gesagt. Auch wenn Guillermo del Toros Filme insgesamt die rundere Erfahrung bilden, sitzt Harbours Hellboy fester im Sattel und lässt den ikonischen Humor des Höllenjungen nicht zu kurz kommen. Dabei handelt es sich aber definitiv um Geschmackssache.

Als vergleichbar zweischneidiges Schwert erweisen sich die Effekte von Hellboy: Während die Kostüme fantastisch aussehen, scheitert es oft am CGI. Als vergleichbar zweischneidiges Schwert erweisen sich die Effekte von Hellboy: Während die Kostüme fantastisch aussehen, scheitert es oft am CGI.

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