Echte Neuerungen suchen PC-Spieler im Prozessor-Bereich seit längerer Zeit vergeblich. Das könnte sich jetzt Dank Intels »Haswell-E«-CPUs wieder ändern. Wir haben das Flaggschiff Core i7 5960X im Test - Intels erste Desktop-CPU mit acht Kernen. Ebenfalls ganz neu: Der X99-Chipsatz für die passenden Sockel 2011-3-Mainboards und schneller DDR4-Speicher, der den in die Jahre gekommenen DDR3-Standard über kurz oder (eher) lang ablösen soll.
Während der Vorgänger »Ivy Bridge-E« aus 2013 noch auf der Ivy Bridge-Architektur basiert, die sich von »Sandy Bridge« aus dem Jahr 2011 hauptsächlich durch die gesunkene Strukturbreite und damit eine höhere Energieeffizienz unterscheidet (22 statt 32 Nanometer), bringt »Haswell-E« nach etwa drei Jahren erstmals wieder eine neue Mikroarchitektur für Intels »Extreme«-Prozessoren mit sich. Die Unterschiede zwischen Sandy- beziehungsweise Ivy Bridge und Haswell halten sich aber trotzdem in Grenzen, weshalb Intel selbst Faktoren wie die höhere Kernzahl oder die Unterstützung von DDR4 und Thunderbolt durch den X99-Chipsatz in den Vordergrund stellt.
Zur Markteinführung gibt es neben dem Core i7 5960X zwei weitere Haswell-E-Modelle mit jeweils sechs statt acht Kernen, den Core i7 5930K und den Core i7 5820K. Die Preise liegen laut erster Listungen in den Preisvergleichen zwischen 360 Euro für den günstigsten Haswell-E-Prozessor und 940 Euro für das Top-Modell, der Core i7 5820K löst damit den momentan fast 500 Euro teuren Core i7 4930K der Vorgänger-Generation als günstigsten Sechskerner von Intel ab.
Da der Sockel 2011-3 aufgrund eines neuen Pin-Layouts nicht zum Vorgänger Sockel 2011 kompatibel ist und neben einem X99-Mainboard ab 150 Euro auch neuer DDR4-Speicher zum Betrieb nötig wird, der aktuell mindestens 70 Prozent teurer als DDR3-Speicher ist, kommen Sie kaum unter 600 Euro in den Genuss von Haswell-E, für das Flaggschiff Core i7 5960X sind sogar etwa 1.200 Euro fällig. Ob sich diese Investition lohnt und ob sich Haswell-E klar von seinem Vorgänger sowie der restlichen (größtenteils hauseigenen) CPU-Konkurrenz absetzen kann, überprüfen wir im Test mit zahlreichen Spiele- und Multimedia-Benchmarks.
Haswell-E im Detail
Intel Haswell-E - Herstellerpräsentation ansehen
Während die Top-Modelle von Ivy Bridge-E sich in zwei Sechskerner und einen Vierkerner gliedern, sind es bei Haswell-E ein Achtkerner und zwei Sechskerner. Dank Hyperthreading kann dabei jeder Kern wie gehabt zwei Aufgaben (»Threads«) gleichzeitig bearbeiten, der Core i7 5960X schafft also bis zu 16 Threads, beim 5930K und 5820K sind es immerhin noch zwölf. Den L3-Cache vergrößert Intel ebenfalls, im Falle des Top-Modells von 15 auf 20 MByte, die beiden günstigeren Haswell-E-Prozessoren kommen jeweils auf 15 MByte statt wie bisher 12 und 10 MByte.
Bei den Taktraten sieht es dagegen anders aus, sie sinken im Vergleich zu den Vorgängern teils deutlich, was vor allem für die Modelle mit mehr Prozessorkernen als bisher gilt. So erreicht der Core i7 4960X mit sechs Kernen Taktraten zwischen 3,6 GHz (Standardtakt) und 4,0 GHz (maximaler Turbo-Boost, wenn Temperatur und Verlustleistung mitspielen), beim neuen Core i7 5960X mit acht Kernen sind es dagegen nur noch 3,0 bis 3,5 GHz.
Zum Vergleich: Das Top-Modell unter den Haswell-Refresh-CPUs für die günstigere Sockel-1150-Plattform, der Core i7 4790K, taktet mit 4,0 bis 4,4 GHz und dementsprechend etwa 1,0 GHz (!) höher als der Core i7 5960X - wenn auch mit nur vier statt acht Kernen. Da sich die Kernzahl beim 5930K gegenüber dem Vorgänger 4930K nicht verändert hat, bleiben die Taktraten hier mit 3,5 bis 3,7 GHz sehr ähnlich (siehe auch die Tabelle unten), während der 5820K mit 3,3 bis 3,6 GHz gegenüber dem 4820K wiederum zwischen 300 und 400 Megahertz niedriger getaktet ist. Durch seinen vergleichsweise niedrigen Preis von 360 Euro und die sechs Kerne ist der Core i7 5820K aber für Encoding-Zwecke die interessanteste Haswell-E-CPU.
Gerade aus Spielersicht verheißen die gesunkenen Taktraten auf den ersten Blick nichts Gutes, da höhere Taktraten in Spielen momentan meist wichtiger sind als mehr als vier Kerne. Kaum ein Titel lastet vier Kerne sinnvoll aus, von sechs oder acht Kernen ganz zu schweigen. Immerhin lassen sich Haswell-E-Prozessoren genau wie ihre Vorgänger leicht durch den freiem Multiplikator übertakten - allerdings auf eigenes Risiko.
Da die maximale Wärmeabgabe im Vergleich zu Ivy Bridge E trotz niedrigerer Taktraten bei allen Haswell-E-Prozessoren von 130 auf 140 Watt TDP (»Thermal Design Power«) angestiegen ist, sollten Sie für das Übertakten über einen sehr guten Kühler verfügen. Intel bietet zu diesem Zweck mit dem »Liquid Cooling TS13X« eine vorgefertigte Wasserkühlung mit geschlossenem Kreislauf an, die auch zu den Sockeln 1150, 1155 und 1156 kompatibel ist, der Preis liegt momentan bei etwa 70 Euro. Sie können aber genauso gut auf leistungsstarke Kühler von anderen Herstellern zurückgreifen.
Core i7 4930K |
Core i7 4820K | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Architektur |
Haswell-E |
Haswell-E |
Haswell-E |
Ivy Bridge-E |
Ivy Bridge-E |
Ivy Bridge-E |
Haswell |
Kerne |
8 |
6 |
6 |
6 |
6 |
4 |
4 |
Threads |
16 |
12 |
12 |
12 |
12 |
8 |
8 |
Takt |
3,0 GHz |
3,5 GHz |
3,3 GHz |
3,6 GHz |
3,4 GHz |
3,7 GHz |
4,0 GHz |
Boost |
3,5 GHz |
3,7 GHz |
3,6 GHz |
4,0 GHz |
3,9 GHz |
3,9 GHz |
4,4 GHz |
L3-Cache |
20 MByte |
15 MByte |
15 MByte |
15 MByte |
12 MByte |
10 MByte |
8 MByte |
Speicher |
DDR4 2133 QC |
DDR4 2133 QC |
DDR4 2133 QC |
DDR3 1866 QC |
DDR3 1866 QC |
DDR3 1866 QC |
DDR3 1600 DC |
TDP |
140 Watt |
140 Watt |
140 Watt |
130 Watt |
130 Watt |
130 Watt |
88 Watt |
Sockel |
2011-3 |
2011-3 |
2011-3 |
2011 |
2011 |
2011 |
1150 |
Fertigung |
22 nm |
22 nm |
22 nm |
22 nm |
22 nm |
22 nm |
22 nm |
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