Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Der Haustürschlüssel kommt ans Schlüsselbrett, das Küchenmesser liegt in der Schublade neben dem Kühlschrank und das Auto parkt immer an derselben Stelle.
Doch was passiert, wenn eine Sache nicht so ist, wie sie seit Jahren war?
Ein Bug, ihn zu knechten
Kürzlich brachte mich ein Fehler im System an den Rand der Verzweiflung – und damit meine ich das meines iPhones und nicht mein eigenes. Übeltäter war eine Funktion in iOS.
Seit Jahren (und ich möchte schon fast sagen: Jahrzehnten!) verschicke ich Bilder aus der Fotos-App per WhatsApp. Urlaubsbilder in die Familiengruppe, Screenshots an die Autorengruppe, Memes an Freunde.
Würde man meine DNS analysieren, würden die Forscher eine Schrittanleitung dazu finden. Die Fingerbewegungen sind in mein Muskelgehirn eingraviert.
Und auf einmal funktioniert es nicht mehr.
Als ich das Cover meines neuen Buches an Freunde und Verwandte schicken wollte, starrte ich völlig irritiert auf die vorgeschlagenen Apps. Da sollten doch eigentlich die Kontakte stehen! Wieso ist das denn jetzt anders?!
Im Schweiße meines Angesichts scrolle ich durch die Vorschläge und finde – nichts. Kein WhatsApp. Weg. Verschwunden.
Himmelsackzementund–
Was war passiert?
Die App war natürlich noch auf dem Handy. Auch Zugriff auf die Fotos hatte ich in den Einstellungen erteilt, aber ein Bug verhinderte, dass ich Bilder an Kontakte verschicken konnte. Ich habe erst nach einem Gespräch mit meinem Kollegen Patrick Schneider herausgefunden, dass es sich hierbei wohl um einen Bug und kein Feauture handelte.
iOS 17 wird von einigen Fehlerchen geplagt. Ein Gros und wie ihr sie behebt, findet ihr in diesem Artikel:
Natürlich hätte ich die Bilder auch über WhatsApp selbst versenden können, doch das ist nicht so in meinem Kopf eingebrannt wie die Methode, die ich seit jeher verwende. Dementsprechend umständlich wäre es für mich gewesen.
Ich musste das Problem lösen, sonst hätte ich nicht schlafen können. Es hat mir aber auch gezeigt, wie abhängig ich davon war, dass dieses Feature genauso funktioniert, wie ich es seit gefühlten Ewigkeiten nutze. Eine itzibitziwinzigkleine Funktion hat mich unglücklich gemacht.
Die Gewohnheit ausgehebelt
Logo, wenn der Schlüssel oder Geldbeutel nicht da sind, wo sie sein sollten, gehen die Alarmglocken los. Dagegen ist mein Beispiel harmlos.
Nichtsdestotrotz hat es mir vor Augen geführt, wie abhängig ich davon bin, dass diese eine Funktion läuft, wie sie soll.
Mein Handy hat mich vorgeführt.
Überträgt man das auf andere Dinge, zeigt es, wie sehr uns die Technik manchmal im Griff hat, oder wie selbstverständlich wir hinnehmen, dass gewisse Dinge einfach funktionieren.
Was tun, wenn der Fernseher nicht mehr geht? Ein Buch lesen etwa? Schock, schwere Not!
Wem schreiben, wenn das Handy im Eimer ist?
Was ist, wenn das Internet plötzlich weg wäre? Das würde uns in die Steinzeit zurückschleudern!
Die Moral von der Geschicht
Mein Leben geht weiter. Ich kann wieder wie gewohnt Bilder verschicken. Es ist auch nicht so, dass mich Änderungen immer aus der Bahn werfen, aber sich der eigenen Abhängigkeit bewusst werden, ist nie verkehrt.
Dieser Bug hat mir meine eigene Schwäche vor Augen geführt.
Das heißt nicht, dass ich zu viele Bilder versende, aber etwas völlig Triviales wie eine winzige Funktion meines Handys hat mich unglücklich gemacht – und das symbolisiert Abhängigkeit.
Ich werde die Erfahrung nutzen, mich nicht von einem kleinen Taschenrechner knechten zu lassen. Ich werde das Handy öfter mal weglegen, den Fernseher ausmachen und ganz ohne Technik spazieren gehen, um zu verstehen, welchen Einfluss all die Geräte auf mich haben.
Auch beim Digital Detox hilft mein Kollege Patrick Schneider, denn er macht’s vor.
Im Sommer habe ich die Technikwüste Deutschland auf die Probe gestellt und mich gefragt: Wie weit komme ich eigentlich ohne Bargeld? Ich habe auch gute Gründe, wieso ich meinen Wocheneinkauf liefern lasse.
Ein Bug in iOS 17 hat mir die Nerven geraubt. Auf einmal konnte ich keine Bilder mehr über WhatsApp verschicken! Wie sehr haben euch eure Geräte im Griff? Was ist eine Gewohnheit, die nur ihr schlecht ablegen könnt? Betreibt ihr auch manchmal Digital Detox? Schreibt gerne in die Kommentare, was euch bisher so widerfahren ist.
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