Ich hatte große Hoffnungen in Intels GPUs, doch nun fürchte ich einen Flop

Meinung: Es gibt AMD, Nvidia - und nun auch Intel. Die große Präsentation für den Start auf dem Grafikkartenmarkt lässt Hardware-Redakteur Nils aber enttäuscht zurück.

Intels neue Grafikkarten der Arc-Reihe starten zunächst nur als Einsteigerlösung in Notebooks, die Präsentation dazu wirft in den Augen unseres Autors Nils Raettig aber keine hoffnungsvollen Schatten für die nähere Arc-Zukunft voraus. Intels neue Grafikkarten der Arc-Reihe starten zunächst nur als Einsteigerlösung in Notebooks, die Präsentation dazu wirft in den Augen unseres Autors Nils Raettig aber keine hoffnungsvollen Schatten für die nähere Arc-Zukunft voraus.

Ein neuer Spieler betritt den Ring. So lautet Intels selbstbewusste Aussage zum bemerkenswerten Marktstart der eigenen Arc-Grafikkarten, der gestern mit einer großen Präsentation eingeleitet wurde. Was es dort konkret zu sehen gab - oder besser gesagt genau das, was es eben nicht zu sehen gab - macht mich aber trotz der Freude über einen neuen Konkurrenten für AMD und Nvidia sehr skeptisch.

Damit meine ich nicht die weitgehende Abwesenheit von Desktop-Grafikkarten. Schließlich war schon länger bekannt, dass den Anfang dedizierte Notebook-GPUs machen. Sie sollen Intels in Prozessoren integrierte Grafiklösungen wie UHD Graphics und Iris Xe in Zukunft als schnellere Alternative ergänzen.

Ich hatte mir aber zumindest Benchmarks der schnellsten Notebook-GPUs im Vergleich mit aktuellen Modellen von AMD und Nvidia und einen Hoffnung machenden Ausblick auf die Desktop-GPUs gewünscht. Beides gab es gestern nicht zu sehen.

Über den Autor: Nils Raettig ist seit 2013 Hardware-Redakteur bei der GameStar und kann sich privat noch aus eigener Gaming-Erfahrung an die Zeiten erinnern, als Nvidia gerade erst im Kommen war und Voodoo-Grafikkarten von 3dfx schwer angesagt. Über zwanzig Jahre später freut er sich grundsätzlich über einen dritten Mitspieler neben AMD und Nvidia auf dem Markt für dedizierte Grafikkarten, gerade in Anbetracht der schon lange andauernden Krise auf dem GPU-Markt mit horrenden Preisen. Je länger aber Intel mit Details zu den Desktop-Modellen und ihrer Performance im Duell mit AMD und Nvidia hinterm Berg hält, desto skeptischer wird er.

Wir werden weiter vertröstet

Zum Start gab es stattdessen nur Benchmarks der Einsteigerlösung Arc 3 im Vergleich mit der eigenen Iris-Xe-Grafikeinheit. Die flotteren Notebook-Varianten Arc 5 und Arc 7 kommen erst im frühen Sommer - wenn der Release nicht wieder verschoben wird.

Alles andere als eine deutlich bessere Performance im Vergleich zu der Iris-GPU wäre eine große Enttäuschung. Wirklich beeindruckend sind die unten zu sehenden Zahlen der A370M-GPU aber nicht, zumal sie sich auf das Spielen in Full HD bei mittleren Details beziehen.

Auf der Präsentation zum Marktstart von Intels mobilen Arc-Grafikkarten gab es Performance-Vergleiche nur im Duell mit der eigenen iGPU-Lösung Intel Iris Xe zu sehen. Den Vergleich mit AMD und Nvidia hat Intel dagegen gescheut. Auf der Präsentation zum Marktstart von Intels mobilen Arc-Grafikkarten gab es Performance-Vergleiche nur im Duell mit der eigenen iGPU-Lösung Intel Iris Xe zu sehen. Den Vergleich mit AMD und Nvidia hat Intel dagegen gescheut.

Versteht mich nicht falsch, das Zocken kann auch mit solchen Einstellungen großen Spaß bereiten und gerade der Markt für eher günstige Einsteigergrafikkarten kann neues Futter aktuell so dringend wie wohl noch nie gebrauchen (auch wenn es bei gebrauchten Grafikkarten aktuell sehr gute Nachrichten gibt).

Dass Intel den direkten Vergleich mit den Konkurrenten AMD und Nvidia scheut, lässt mich aber aufhorchen, genau wie der unvermeidliche One more thing-Rausschmeißer zu Desktop-Grafikkarten am Ende der Präsentation.

Limited Edition in mehrfacher Hinsicht?

Zum Abschluss gab es einen kurzen Ausblick auf die kommenden Arc-Grafikkarten für Desktop-PCs in Form eines gerenderten Clips. Sie erscheinen demnach im Sommer 2022, stutzig macht aber vor allem die Einordnung als Limited Edition Graphics:

Neue Grafikkarten sind in gewisser Form seit etwa 1 12 Jahren stets eine Limited Edition, zum Marktstart einer völlig neuen GPU-Reihe würde man sich aber eine bessere Verfügbarkeit wünschen. Neue Grafikkarten sind in gewisser Form seit etwa 1 1/2 Jahren stets eine "Limited Edition", zum Marktstart einer völlig neuen GPU-Reihe würde man sich aber eine bessere Verfügbarkeit wünschen.

Das kann man zwar auch so deuten, dass lediglich die gezeigte Variante von Intel selbst als limitierte Edition erscheint, wie es ja gewissermaßen auch bei den Referenz-Designs (beziehungsweise Founders Editions) von AMD und Nvidia der Fall ist. Ich befürchte allerdings, dass es ein klarer Fingerzeig für eine generell sehr geringe Verfügbarkeit zum Start ist, sowohl in Bezug auf Intels eigene Modelle als auch mit Blick auf mögliche Varianten von Herstellern wie Asus, Gigabyte, MSI und Co.

Ich bin nie davon ausgegangen, dass Intel alleine für die Rettung des gebeutelten Grafikkartenmarkts sorgen wird, schon allein deshalb nicht, weil die GPUs wie so viele andere Chips von TSMC gefertigt werden und nicht von Intel selbst. Was Intel gestern gezeigt hat, dämpft meine zuvor durchaus positiven Erwartungen in Sachen Verfügbarkeit und Performance aber deutlich.

Immerhin zeigt die Entwicklung schon völlig unabhängig von Intel aktuell in Sachen Verfügbarkeit und Preise in eine gute Richtung, wie jüngste Meldungen unterstreichen:

Meine Prognose für Intels Start sieht düster aus

Auf Basis der aktuellen Informationen gehe ich davon aus, dass Intels Desktop-Grafikkarten zum Marktstart Mitte 2022 sowohl in Sachen Verfügbarkeit als auch mit Blick auf die Performance hinter den Erwartungen zurückbleiben werden. Außerdem halte ich eine weitere Verschiebung nicht für unwahrscheinlich.

Nicht zu vergessen ist dabei auch, dass viele Fertigungskapazitäten von TSMC schon allein durch neue Hardware von AMD (Ryzen 7000, Radeon RX 7000) und Nvidia (RTX 4000) beansprucht werden, vom großen Fisch Apple ganz zu schweigen.

Mit Blick auf die Leistung ist mein Verdacht, dass es vor allem an der Treiberunterstützung hapert. Gut möglich, dass AMD und Nvidia nicht nur mit Blick auf die Hardware, sondern auch in Sachen Software einen Vorsprung haben, den Intel frühestens in einigen Jahren wirklich aufholen kann, wenn überhaupt.

Es gilt aber auch in diesem Fall, dass ich mich gerne eines Besseren belehren lasse. Schließlich ist es in meinen Augen sehr zu begrüßen, wenn ein neuer Spieler den Ring betritt - insbesondere dann, wenn sich darin bislang seit einer gefühlten Ewigkeit nur zwei Spieler gegenüberstanden haben.

Wie schätzt ihr die Lage ein? Kann Intel relativ zeitnah zu einer wichtigen Größe auf dem Markt für dedizierten Grafikkarten werden? Wird das Unterfangen noch viele Jahre dauern oder sogar am Ende ganz scheitern? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!

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