Liebe GameStar-Gemeinde,
wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen. Denn am 2. November 2024, an einem bis dato beschaulichen Samstagnachmittag, ist die Wii U unseres Nintendo-Experten Sören ohne Vorwarnung abgeraucht.
Wir wollen nun diesem treuen Weggefährten gedenken und lassen natürlich Sören selbst zu Wort kommen. Gemeinsam mit euch möchte er auf eine unvergessliche Zeit zurückschauen und gleichzeitig auch optimistisch in die Zukunft blicken. Das hätte seine Wii U so gewollt!
Der perfekte Freund in einer dunklen Zeit
Es war der 6. Juli 2015. Damals machte ich eine schwierige Zeit durch, weil meine mentale Gesundheit abrupt den Bach runterging.
Um mich abzulenken, schlenderte ich durch den örtlichen Elektronikmarkt und da stand sie vor mir: die Wii U. Die damalige Nintendo-Speerspitze funkelte mich in ihrem verrucht engen schwarzen Plastikkorsett an. Ich hörte sie in meinem Kopf: Nimm mich und spiel mit mir. Die ganze Nacht lang. Und deine Frau darf auch mitmachen!
Gekauft! Ich nahm die Wii U mit nach Hause. Dazu noch Zelda: Wind Waker HD und das Koop-fähige Yoshis Woolly World, denn auch meine Frau konnte es schon gar nicht mehr abwarten, endlich den Analogstick in alle Richtungen zu bewegen. Warum kichert ihr eigentlich alle so?
Schon von der ersten Minute an spürte ich, wie sich meine depressive Stimmung aufhellte. Die Wii U wurde mein treuer Freund im Kampf gegen meine Ängste. Nintendo-Spiele und ich, das passt einfach wie die Faust aufs Auge. So wie Ernie und Bert, M und M, Frodo und Sam, R2D2 und C-3PO.
Mein Vorteil gegenüber Käufern der ersten Stunde: Ich konnte sofort eine Vielzahl genialer Spiele kaufen, von denen die Wii U so einige hatte. Dadurch sind mir die natürlich vorhandenen Schwächen der Konsole kaum aufgefallen.
Wer achtet schon auf ein langsames Hauptmenü, wenn er mit Link in schicker HD-Optik über das Meer brausen kann? Wieso soll ich mich über den mangelnden Third-Party-Support ärgern, wenn ich mit Mario in seinem großen neuen 3D-Abenteuer durch fantastische Level hüpfen kann?
Wii U, Switch und ich - eine harmonische Dreiecksbeziehung
Wer behauptet, mit der oder dem Ex und der neuen Liebe in einem Haushalt zu wohnen könne nicht glattgehen, irrt sich! Denn als ich im März 2017 zum Launchtag die Nintendo Switch auf mein Wohnzimmerregal stellte, herrschte überhaupt keine dicke Luft, ganz im Gegenteil: Die Wii U freute sich darüber, dass ich meine Finger jetzt auch mal woanders habe.
Doch trotz der neuen Verlockungen wie Breath of the Wild, Luigis Mansion 3 oder Xenoblade Chronicles 3 kehrte ich immer wieder zur Wii U zurück. Der Grund: Nicht alle meine Lieblingsspiele wurden auf die Switch portiert.
Klar, Mario Kart 8 wurde bis zur Kotzgrenze auf der Hybrid-Konsole gemolken und sogar das grandiose Donkey Kong Country: Tropical Freeze erhielt seine verdiente zweite Chance. Doch was ist mit Yoshis Woolly World? Wie sieht es aus mit den HD-Zeldas Wind Waker und Twilight Princess?
Es gab stets gute Gründe für mich, meine Wii U über all die Jahre immer wieder hervorzukramen. Erst im Oktober habe ich zum x-ten Mal Tokyo Mirage Sessions #FE gespielt und selbst nach über neun Jahren schnurrte mein kleiner, schwarzer Freund wie eine Katze beim Bauchkraulen.
Bis gestern. Da knackte es laut, der Bildschirm wurde schwarz und das kleine rote LED-Lämpchen erlosch für immer.
Gefloppt? Mir doch egal!
Die Wii U hat sich Pi mal Daumen sechsmal verkauft, zwei Geräte davon hat Shigeru Miyamoto bestimmt selbst angeschafft - machen wir uns also nichts vor: Die Wii U ist bis heute einer von Nintendos größten kommerziellen Flops.
Aber was kümmert mich das? Was mir bleibt, sind viele schöne Erinnerungen, die mir so keine andere Konsole und auch nicht der PC geschenkt hat.
Das liebevolle Hauptmenü mit all den Miis von anderen Nintendo-Fans weltweit, die mir zuwinken. Die Virtual Console mit meinen Nintendo-Klassikern zum Kaufen und Wiederentdecken. Der unerwartet angenehm in der Hand liegende Tablet-Controller. Hunderte Stunden im Multiplayer mit meiner Frau in Mario Kart 8. Zahllose Abenteuer mit Link zu Wasser und in der Schattenwelt. Und noch so viel mehr!
Ich weiß, es klingt schräg, aber ich will mir gar nicht ausmalen, wie die letzten Jahre verlaufen wären, wenn ich die Wii U nicht an meiner Seite gehabt hätte.
Videospiele sollten keine ungesunde Realitätsflucht sein. Aber wenn ich vor Angst kaum klar denken konnte und alles hoffnungslos erschien, war es immer wieder wunderschön, die Wii U einzuschalten und ins Pilzkönigreich, nach Hyrule oder auf die Yoshi-Insel zu reisen.
Danke, mein kleiner Freund! ❤️
Immerhin ein kleines Trostpflaster bleibt mir aber. Schließlich habe ich eingangs geschrieben, dass ich noch optimistisch in die Zukunft blicken möchte, und das setze ich zum Abschluss in die Tat um:
Ein Switch-Port für Xenoblade Chronicles X wurde vor wenigen Tagen angekündigt! Meine mit Abstand liebste Rollenspiel-Reihe kann ich ab dem 20. März 2025 komplett auf einer Konsole erleben und somit wäre die für mich wichtigste Portierung eines Wii-U-Spiels doch noch wahr geworden - aber das Timing schmerzt!
Habt ihr ebenfalls eine Wii U besessen oder funktioniert eure gar noch immer tadellos? Wie lautet eure Meinung zu der hart Schiffbruch erlittenen Nintendo-Konsole? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!
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