Ich bin begeistert von Intels neuen Grafikkarten, vom Kauf rate ich aber dennoch ab

Redakteur Alex ist sehr von Arc Alchemist A770 und A750 angetan. Endlich gibt es Konkurrenz für Nvidias Geforce und AMDs Radeon. Vom Kauf rät er dennoch ab.

Einen Test habe ich leider nicht für euch, dafür aber eine Meinung. Einen Test habe ich leider nicht für euch, dafür aber eine Meinung.

Was waren das noch für Zeiten, als es neben Nvidia noch ATI, 3dfx, Matrox und etliche andere Grafikkartenschmieden auf dem Markt gab. Zumindest gefühlt war in den 1990er-Jahren durch das breite Angebot alles etwas spannender. Wobei ich hier wohl kaum objektiv urteilen kann, schließlich bin ich ein Kind jener Zeit und von nostalgischen Erinnerungen erfüllt.

Nichtsdestotrotz ist es schön, die Wahl zwischen verschiedenen Systemen zu haben. Wenn lediglich Nvidia und AMD als Option zur Verfügung stehen, ist das meiner Meinung nach ein wenig monoton. Gut nur, dass sich Intel nach über zwei Jahrzehnten der Abstinenz nun endlich wieder auf dem Markt für dedizierte Grafikkarten, sprich: für richtige Bretter in waschechten Desktop-Rechnern, versucht und nicht mehr ausschließlich integrierte Lösungen in Prozessoren anbietet.

Nachdem wir lange warten mussten, befinden sich seit gestern endlich auch die ersten unabhängigen Tests zu den großen Modellen aus der Arc-Alchemist-Reihe in freier Wildbahn. Die sollen Nvidia und AMD in der Mittelklasse angreifen. Und genau das gelingt den diversen Reviews der nationalen und internationalen Konkurrenz zufolge auch – wenngleich mit ein paar Abstrichen. Warum ich zwar begeistert bin, euch aber dennoch vom Kauf abrate, verrate ich in diesem Artikel.

Alexander Köpf
Alexander Köpf

Alex ist ein Kind seiner Zeit, sprich: den 1990er-Jahren. Als solches hat er den Aufstieg und Fall großer Grafikkartenhersteller wie Elsa und Matrox miterlebt. Für ihn gibt es daher kaum etwas Schöneres, als mit Intel endlich wieder eine dritte Schmiede auf dem Markt zu sehen. Besonders gespannt ist er auf die kommenden Jahre und welche Wege Intel mit seinen Arc-Grafikkarten gehen wird. Bekommt er damit ein Stück Jugend zurück?

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Es spricht vieles gegen die neuen Grafikkarten

Das wichtigste Argument pro Intel ist zweifelsohne die einleitend bereits beschriebene Konkurrenz für Nvidia und AMD. Dennoch hinkt der Chipgigant den beiden etablierten Spielern in einigen Bereichen hinterher. Zum Beispiel scheint sich Intel zunächst auf die Optimierung des Treibers für Titel auf Basis der Programmierschnittstelle DirectX 12 konzentriert zu haben. Da es der aktuellste Standard ist und gerade neuere Spiele darauf zurückgreifen, macht das durchaus Sinn. Ältere Titel auf Basis von DirectX 11 haben hier jedoch immer wieder das Nachsehen und laufen daher unter Umständen nicht ganz so gut.

Dazu kommt, dass wohl alle neuen Modelle aus der Arc-Alchemist-Reihe im Idle, also im Leerlauf, verhältnismäßig viel Strom verbrauchen. Hier ist die Rede von 45 bis 50 Watt pro Stunde. Gerade angesichts der Entwicklungen bei den Energiekosten, die Umwelt natürlich nicht zu vergessen, ist das problematisch. Verwunderlich ist es allerdings nicht, schließlich ist es Intels erster Gehversuch im Segment der dedizierten Grafikkarten seit Jahrzehnten, sofern i740 und i752 überhaupt als solche zu werten sind. Diese Entscheidung überlasse ich euch – schreibt mir dazu also gerne eure Meinung in die Kommentare!

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Vom Kauf rate ich eher ab

Verwunderlich hin oder her, für Käufer geht es letztlich um den Preis und die Performance: Es ist noch nicht ganz klar, wo sich Intels Sprößlinge mit Blick auf die Europreise einfinden werden. Die Dollarpreise für die beiden Varianten der A770 und der A750 (349/329 USD und 289 USD) deuten jedoch an, dass es in Richtung RTX 3060 (ab 385 Euro) geht, also da, wo Intel im Großen und Ganzen auch in Sachen Performance landet. Sollten sich gerade die zwei Topmodelle mit ihren je 16 und acht Gigabyte Grafikspeicher preislich nicht deutlich von Nvidias Mittelklasse abheben, sehe ich hier jedoch ein Problem.

Zumal Intels Modelle im Vergleich zu Nvidias oder AMDs Beschleunigern bei weitem nicht so ausgereift sind. Wer sich eine RTX 3060 oder eine RX 6600 XT zulegt, kann darauf vertrauen, dass alles funktioniert, wie es soll, dass auch ältere Spiele ordentlich performen. Bei den Arc-Alchemist-Karten schwankt die Leistung hingegen noch recht stark, was wohl nicht an der Hardware selbst, sondern an den Treibern liegt.

Darüber hinaus wird von diversen Bugs berichtet, die die Lüftersteuerung und das Treiberoverlay betreffen. Auch hier steht also die noch nicht ganz durchdachte Software im Fokus. Genau deshalb kann ich vom Kauf derzeit nur abraten, es sei denn, ihr habt Spaß daran, die neue Technik auszuprobieren und daran zu basteln. Für Tester wie mich ist es das Höchste. Auch wenn ich leider noch keine der neuen Grafikkarten zu Gesicht bekommen habe. Apropos: Ich soll erst in den nächsten Wochen mit A770 und A750 versorgt werden - die entsprechenden Tests lassen also noch ein bisschen auf sich warten.

Dennoch ein Lichtblick

So sähe die Verpackung aus, wenn ich denn eine der neuen Grafikkarten bekommen hätte. So sähe die Verpackung aus, wenn ich denn eine der neuen Grafikkarten bekommen hätte.

Trotz allem, was gegen die neuen Grafikkarten spricht, bin ich total begeistert. Nicht nur, dass nun ein neuer Spieler auf dem Feld steht. Gleich mit dem ersten Wurf die Mittelklasse der längst warmgelaufenen Kontrahenten anzugreifen, ist mehr als bemerkenswert. Intel ist es, abgesehen vom Stromverbrauch im Idle, sogar gelungen, die Leistungsaufnahme in etwa auf das Niveau der direkten Gegenspieler zu bringen. Da stehen sich im Falle von Arc A770 laut Herstellerangabe 225 Watt und 170 Watt der RTX 3060 gegenüber. In der Praxis sollen die Werte sogar noch näher beieinander liegen. So spricht Hardwareluxx etwa von 200 Watt auf beiden Karten.

Besonderes Lob seitens der Tester erntet Raytracing. Gerade die schicke Echtzeitstrahlenberechnung soll sich direkt auf dem Niveau von Nvidias RTX-Beschleunigern bewegen. Das ist also durchaus eine Kampfansage. Wenn es nur und ausschließlich um Raytracing ginge, hätte Intel wohl einen Stich gemacht. Zudem soll auch der KI-Upscaler XeSS bereits in einer sehr hohen Liga spielen, allerdings eher zusammen mit AMDs FSR und (noch) nicht ganz mit Nvidias DLSS.

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Wenn ich mir aber das Gesamtpaket so anschaue, das Intel mit Arc A770 und Arc A750 da geschnürt hat, bin ich einigermaßen von den Socken. Denn trotz aller Verzögerung und den wohlwollenden Gerüchten zur Leistung im Vorfeld war bei nüchterner Betrachtung eher mit einer Katastrophe zu rechnen denn mit im Wesentlichen grundsoliden Grafikkarten:

Den Fokus auf DirectX 12 zu legen war in meinen Augen ebenfalls eine kluge Entscheidung, auch wenn ältere Titel darunter leiden. Besser eines nach dem anderen und dafür gescheit angehen. Denn gerade bei der Treiberoptimierung wird Intel sicher eine Weile brauchen, um Nvidia und AMD wirklich trotzen zu können. Was ich bisher so sehe, bin ich aber äußerst optimistisch, dass Team Blau das schneller gelingen wird, als wir es ihm vielleicht zutrauen. Ich bin jedenfalls schon sehr auf die Battlemage-Reihe gespannt, die bereits im kommenden Jahr an den Start gehen soll.

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