MicroTown ist ein wundervoll klassisches Aufbauspiel mit viel Potenzial

Wer sich manchmal nach den alten Städtebautagen von Anno 1602 und Die Siedler sehnt, der könnte mit MicroTown auf Steam ein echtes Kleinod entdecken.

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Es scheiden sich bekanntlich die Geister, ob es nun heißt »alt ist immer besser« oder »neu ist immer besser«. Ein alter Wein ist sehr wahrscheinlich besser als als neuer - bei altem Brot würde ich das allerdings bezweifeln.

Und so sehr ich neue Aufbaustrategie mit toller Grafik und modernen Mechaniken liebe, manchmal habe ich Sehnsucht nach Anno 1602 oder dem ganz klassischen Die Siedler. Als Aufbaustrategie noch eine ganze Ecke schlichter und unaufgeregter war und der Survival-Hype noch nicht jedes zweite Städtebauspiel mit Naturkatastrophen, Pest und Cholera überschwemmt hat. Als es einfach nur hieß »Ihr werdet nun eine kleine Siedlung aufbauen.«

Allerdings sind die Klassiker heute gar nicht mehr so leicht zu spielen, wie wir bei Anno 1602 feststellen mussten. Wie schön wäre also ein Aufbauspiel, das die Stärken der alten Schule übernimmt, aber dabei weniger angestaubt daherkommt?

Sehr schön, dachten sich offenbar auch die Entwickler von MicroTown, das ich mal im Early Access unter die Lupe genommen habe!

Worum geht es in MicroTown?

MicroTown fängt so an, wie beinahe jedes Aufbauspiel seit Urzeiten angefangen hat: mit einer Holzfällerhütte. Im Gegensatz zum Schachbrettmuster von Anno setzt MicroTown aber auf die beinahe ausgestorbene Kunst des Hexfeld-Städtebaus - ähnlich wie beim klassischen Die Siedler. Auch optisch erinnern die kleinen Häuschen, die Bewohner und die Vegetation ein wenig an den Klassiker von 1993:

MicroTown: Oldschool-Aufbauspiel zeigt seine Early-Access-Version im Trailer Video starten 0:47 MicroTown: Oldschool-Aufbauspiel zeigt seine Early-Access-Version im Trailer

Eine kleine Anzeige in der linken Ecke sowie dezente Wettereffekte verraten außerdem, welche Jahreszeit und welches Wetter aktuell herrschen - das hat aber bisher keine allzu harschen Auswirkungen. Im Winter wachsen die Felder nicht, aber dafür gibt es ja dann noch Jagd.

Bevor ich aber die Holzfällerhütte wirklich baue, kann ich noch entscheiden, ob ich auf ein Monument hinarbeite oder mich dem freien Spiel hingebe - und wie groß meine Karte sein soll. Ein kleines, schlichtes Tutorial erklärt (zurzeit nur auf Englisch), wie die Grundmechaniken funktionieren - danach werde ich in meine eigene kleine Welt entlassen.

Hier wartet ein simpler, aber effektiver Gameplay-Loop: Mit Forschungspunkten schalte ich neue Gebäude frei. Neue Gebäude schalten neue Herausforderungen, also quasi kleine Nebenquests frei. Das Abschließen der Nebenquests schaltet neue Forschungspunkte frei - und so weiter. Während ich noch den entspannt dudeligen Mittelalter-Tune mitsumme, habe ich auch schon eine Schweinefarm, eine Bienenzucht und eine Papierproduktion am Start.

In diesem Menü lassen sich Dinge wie Schweinezucht, ein Rathaus, Imkerei, Medizin oder Papierproduktion freischalten. In diesem Menü lassen sich Dinge wie Schweinezucht, ein Rathaus, Imkerei, Medizin oder Papierproduktion freischalten.

Für wen ist das spannend?

MicroTown ist also in vielerlei Hinsicht eine Art Oldschool-Aufbauspiel - mit all seinen Stärken, aber auch einigen Schwächen. Der simple aber effektive Gameplay-Loop ist einwandfrei umgesetzt und bietet Potenzial, bis zum finalen Release noch endlos erweitert zu werden. Klassische Produktionsketten werden schließlich nie alt!

Aber man muss sich die Langzeitmotivation hier auch ein wenig selbst suchen, denn bisher verzichtet MicroTown auf eine aufwändige Inszenierung der Ziele. Hier gibt es ganz klassisch kleine Textboxen mit kleiner Schrift, die ich mit zusammengekniffenen Augen lese, bevor ich meine eigene Fantasie spielen lasse. Später wird es zwar noch eine richtige Kampagne geben, aber da rechne ich auch mal ganz stark nicht mit vollvertonten NPCs und komplexen Quests.

Wege sind in MicroTown übrigens optional, sie machen Arbeiter lediglich schneller und effektiver. Wege sind in MicroTown übrigens optional, sie machen Arbeiter lediglich schneller und effektiver.

Schlimm ist das aber eigentlich nicht - denn auch besagte eigene Fantasie ist eben ziemlich »Back to the Roots«. Klar, eine Bienenzucht klingt recht aufregend und würde in Anno 1800 sicher fantastisch detailliert aussehen, da ist das kleine Pixel-Häuschen in MicroTown im ersten Moment vielleicht enttäuschend.

Andererseits findet man im Detail viel Schönheit in MicroTown - etwa, wenn die winzigen Bauern auf den Höfen mit einzelnen Pixeln werfen und so langsam ihre Gurkenfelder bestellen.

Bei genauem Hinsehen steckt in MicroTown viel Liebe zum Detail. Und zusammen mit dem Soundtrack wird hier eine wirklich schöne Atmosphäre kreiert. Bei genauem Hinsehen steckt in MicroTown viel Liebe zum Detail. Und zusammen mit dem Soundtrack wird hier eine wirklich schöne Atmosphäre kreiert.

Was gefällt uns bisher? Was bleibt unklar?

Was gefällt uns bisher?

  • Angenehm minimalistisches Design: MicroTown fährt seine Mechaniken auf das Wesentliche zurück - und lässt mich das Genre dadurch mal wieder auf eine ganz andere Art schätzen.
  • Vielversprechende Produktionsketten: Ich liebe kleine ausgefallenere Produktionsketten wie Bienen und Honig. Ich hoffe, dass noch ein bisschen mehr in der Richtung dazukommt.
  • Lädt zum Verweilen ein: Der entspannte Mittelalter-Soundtrack, die gemütlichen Hammer-Geräusche und die liebevollen Animationen machen MicroTown unheimlich einladend.

Was bleibt unklar?

  • Unpraktische Elemente: Es gibt zwar im Early Access noch einige altmodisch klobige Mechaniken - wie dass sich Gemüsefelder nicht auf einen Klick vollständig füllen lassen. Die meisten Menüs lassen sich aber intuitiv und angenehm bedienen.
  • Langzeitmotivation: Die Brot und Butter der Aufbaustrategie - bisher macht der selbst auferlegte Gameplay-Loop zwar durchaus Spaß, hier muss aber noch ein wenig mehr Motivation vom Spiel kommen, um lange zu begeistern.

MicroTown könnt ihr derzeit für rund 9 Euro auf Steam im Early Access finden und da wird es eventuell auch noch eine Weile bleiben - dafür sind aber auch die Updates regelmäßig und ausführlich. Und im Spiel gibt es sogar ein internes Wiki, in dem sich jede noch so kleine Kleinigkeit über jedes Feature nachlesen lässt. Hier steckt Potenzial drin!

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