Wenn ihr an die erfolgreichste Konsole aller Zeiten denkt, dann vermutlich an die PS2 von Sony – und damit liegt ihr richtig. Doch dass auf deren Fuß direkt der Nintendo DS folgt (und nicht der Game Boy), ist eine dicke Überraschung …
… vor allem, wenn man bedenkt, dass die Verkaufszahlen des 3DS da nicht mit hinzuzählen, obwohl beides augenscheinlich fast identische Konsolen sind.
Zum 20. Geburtstag des Nintendo DS am 21. November schauen wir zurück auf die von vielen geliebte Konsole, deren Design-Ursprung bis 1982 zurückgeht.
Game & Watch: Der geistige Vater des DS
Bevor Nintendo Mitte der 1980er seinen weltweiten Durchbruch mit dem NES hatte, machte der Spielzeughersteller mit dem sogenannten Game & Watch auf sich aufmerksam.
Game & Watch war eine Serie an tragbaren LCD-Konsolen, mit denen Leute unterwegs spielen konnten.
- Das erste Game-&-Watch-Spiel hieß einfach nur »Ball«.
- Eine Konsole beinhaltete immer nur ein Spiel. Wollte man ein anderes Spiel spielen, musste man also ein neues Modell kaufen.
- Jeder Game & Watch besaß ein eigenes Design.
- Das »Watch« im Namen bezieht sich nicht auf das Zuschauen, sondern auf den integrierten Wecker der Konsole.
- Game & Watch gilt als Nintendos erster weltweiter Erfolg mit 43,4 Millionen verkauften Einheiten.
So weit, so gut, doch wo ist der Klappbildschirm? Der kam erst 1982 hinzu, als Nintendo eine Handheld-Version von Donkey Kong veröffentlichte.
Jetzt seht ihr die Ähnlichkeit zum Nintendo DS, der erst 22 Jahre später erscheinen würde – und das leider ohne Original-Entwickler Gunpei Yokoi, der bei einem Verkehrsunfall 1997 tragischerweise ums Leben kam.
Nintendo DS: Vier Versionen und nicht nur ein Missverständnis
Den Massenmarkt erreichte die zweiterfolgreichste Konsole der Welt am 21. November – und zwar in den USA. In Japan erschien der Klapp-Game-Boy erst am 2. Dezember, bei uns in Europa erst am 11. März 2005.
Vor dem Release und danach kam es zu zwei Missverständnissen, die heute nur noch Fußnoten der DS-Geschichte sind, dem Handheld schlussendlich aber sogar auf die Sprünge halfen.
Das erste Missverständnis betrifft den Namen: Das Kürzel »DS« steht für Dual Screen, also doppelter Bildschirm. Logisch, oder? Doch eigentlich war das nur ein Arbeitstitel von Nintendo.
Eigentlich stand DS für »Developers’ System«, also Entwickler-System, weil der neue Game Boy leicht zu programmieren sein sollte. Da die Konsole vor Marktstart bereits große Wellen schlug, hat man das DS zwar missinterpretiert, aber Nintendo hat den Namen DS für Dual Screen dann einfach übernommen.
Das zweite Missverständnis betrifft die Erbschaft des Game Boys: Eigentlich war der Nintendo DS nicht als Nachfolger des Game Boy Advance gedacht, sondern sollte Gelegenheitsspieler bedienen und als dritte Säule neben Handheld und Heimkonsole (zur damaligen Zeit der GameCube) dienen.
Auch hier hat der gesellschaftliche Tenor Nintendo einen Strich durch die Rechnung gemacht. In der allgemeinen Wahrnehmung wirkte der DS wie ein Nachfolger des Game Boy Advance – also haben die Fachwelt und die Community das Gerät als solchen bezeichnet.
Das nahm Nintendo stillschweigend hin, selbst wenn das Unternehmen den DS nie offiziell als Nachfolger bezeichnet hat.
Im Laufe seiner Zeit brachte es der Nintendo DS übrigens auf vier (Haupt-)Iterationen:
- Nintendo DS
- Nintendo DS Lite
- Nintendo DSi
- Nintendo DSi XL
Während der DS Lite eine rund 30 Prozent schlankere Variante des klotzigen Ur-DS war, beschritt Nintendo mit dem DSi 2009 neues Terrain. Die Konsole besaß nämlich ein paar Funktionen, die an ein Smartphone erinnern (und das »i« im Namen klingt vertraut nach iPhone, das 2007 erschienen war).
- Zwei integrierte 0,3 Megapixel-VGA-Kameras
- Erweiterbarer Systemspeicher mittels SD-Karten
- Eingebauter Opera-Browser
- Bilderupload auf Facebook
- Notebook-Funktion
Dafür mussten Spieler allerdings auf den Einschub für Game Boy Advance-Spiele verzichten. Ob das ein guter Deal war?
Die besten und meistverkauften Spiele
Eine Konsole ist natürlich nur so gut, wie ihre Spiele. Dass Nintendo mit dem DS nicht als direkten Nachfolger zum Advance gerechnet hat, zeigt auch das eher magere Line-up zum Marktstart. Zu den 19 Release-Titeln gehörten unter anderem:
- Super Mario 64 DS
- WarioWare: Touched!
- Asphalt: Urban GT
- Rayman DS
Einen Sonderposten nimmt Metroid Prime Hunters: First Hunt ein. Diese Demo lag dem Nintendo DS bei und war kein vollwertiges Spiel, zeigte aber, wozu die Konsole fähig war.
Gleichwohl hatte der Nintendo DS bis zum Ende seiner Laufzeit einige hochkarätige Titel angesammelt. Sechs Spiele haben bei Metacritic den 90er-Score geknackt:
- Grand Theft Auto: Chinatown Wars: 93
- Chrono Trigger: 92
- Mario Kart DS: 91
- Mario & Luigi: Abenteuer Bowser: 90
- The Legend of Zelda: Phantom Hourglass: 90
- Advance Wars: Dual Strike: 90
Das deckt sich nicht unbedingt mit den meistverkauften Games. Die Top-6-Bestseller und die besten Spiele haben nämlich nur einen Titel gemein.
- New Super Mario Bros.: 30,8 Millionen
- Nintendogs: 23,96 Millionen
- Mario Kart DS: 23,60 Millionen
- Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging: 19,01 Millionen
- Pokémon Diamant/Perle: 17,67 Millionen
- Pokémon Schwarz/Weiß: 15,64 Millionen
Dass sich unter den meistverkauften Spielen Titel wie Nintendogs oder Gehirn-Jogging befinden, unterstreicht die Casual-Auslegung der Konsole. Und Hand aufs Herz: Wer hat nicht beim Gehirn-Jogging nicht auch versucht, beim Kopfrechnen den Highscore zu knacken?
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Nintendo DS und seine Auswirkungen
Was nachträglich nicht mehr als eine interessante Anekdote ist: Die Sony PlayStation Portable erschien ebenfalls 2004 und in Japan nur mit wenigen Tagen Abstand zum Nintendo DS.
Auf dem Papier war die PSP die stärkere Konsole; in einem nachträglichen Vergleich von 2011 kam IGN zu einem Patt zwischen den Kontrahenten. Trotzdem verkaufte sich Sonys Konsole mit geschätzten 80 bis 82 Millionen Einheiten »nur« halb so gut.
Bis der Nintendo 3DS kam, diesmal offizieller Nachfolger des DS, war der Käse auf dem Handheld-Markt also gegessen, denn Sony und Nintendo teilten diesen im Grunde unter sich auf.
Der Erfolg des DS führt Nintendo Jahre später allerdings aufs Glatteis. So erfolgreich und vor allem hilfreich der zweite Bildschirm bei einem Handheld auch war, der Erfolg ließ sich nicht einfach so auf eine Heimkonsole kopieren. Die Wii U, deren Controller ebenfalls mit einem Bildschirm ausgestattet war, entpuppte sich als Ladenhüter.
Bis heute hat die Konsole lediglich 13,56 Millionen Einheiten abgesetzt, fast verschwindend gering im Vergleich zu den 154 Millionen des DS. Das hätte Nintendo fast den Kragen gekostet, doch mit der Switch, bis dato die drittbestverkaufte Konsole aller Zeiten, haben sich die Japaner wieder aus dem Tal gekämpft.
Wir gratulieren dem Nintendo DS jedenfalls zum Geburtstag! Zusammen mit seinem Nachfolger, dem 3DS, waren das zwei prägende Konsolen der Gaming-Geschichte.
Hattet ihr einen Nintendo DS zu Hause? Welches waren eure Lieblingsspiele? Teilt eure Erinnerungen gerne mit der Community in der Kommentarspalte.
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